Über jeden Verdacht erhaben
Spiel, als sich jetzt herausstellte, daß sich in Lund exakt das gleiche ereignet hatte. Das war der endgültige Beweis für die Richtigkeit seiner Theorie.
Aftonbladet setzte also immer noch auf diese Theorie. Während Medien der Sensationsindustrie schnell auf den anderen Fuß traten und zur Säpo-Spur überwechselten. Damit wurden übrigens die Privatfahnder vorübergehend in zwei Gruppen gespalten. Sie zerstritten sich bei einer Konferenz und schlossen einander gegenseitig aus dem Privatfahnderverband aus.
Die Morgenzeitungen und das Echo des Tages hatten sich an diesen Spekulationen bisher nicht beteiligt, da sie mit politisch bedeutend wichtigeren Fragen vollauf zu tun gehabt hatten, Fragen, die Hamilton betrafen, nämlich seine programmatische Erklärung bei der Rede in Lund.
Am empörtesten zeigte sich die unabhängige konservative Zeitung Svenska Dagbladet . In ihrem Leitartikel wurde festgehalten, daß es sich entweder um einen dreist lügenden Säpo-Chef handeln müsse – was weniger wahrscheinlich sei – oder um eine Regierung, die diesen skandalösen Verhältnissen im Land Vorschub geleistet habe (damit war die Regierung Ingvar Carlsson gemeint, da die Periode mit einem konservativen Ministerpräsidenten pietätvoll übergangen wurde). Bei Svenska Dagbladet wurden auch bestimmte, vorsichtig formulierte operative Einwände erhoben, da man meinte, die Art und Weise, wie der Säpo-Chef beinahe mit Verachtung die Zusammenarbeit mit der westlichen Gemeinschaft der Nachrichten und Sicherheitsdienste abgelehnt habe, könne es mit sich bringen, daß Schweden von wichtigen Informationen abgeschnitten werde. Doch wenn es so komme, sei auch das, selbst wenn es nicht ganz kristallklar aus dem Text hervorging, die Schuld Ingvar Carlssons.
Dagens Nyheter hatte sich der Frage weniger aggressiv genähert. Dort hatte man die Rede Hamiltons auf einer ganzen Seite veröffentlicht und dann in didaktisch möglichst wohlgesetzten Worten zu erklären versucht, wo die sensationellen Enthüllungen lägen und wie man den geänderten Kurs verstehen müsse, den die schwedische Sicherheitspolizei jetzt eingeschlagen habe. Insofern zeigte man sich bei Dagens Nyheter sehr positiv gegenüber den emphatischen Erklärungen des Säpo-Chefs, was das Verhältnis zwischen Eingeborenen und Einwanderern betraf. Doch in der Frage der Verantwortung der Regierung für die Mißverhältnisse, die in einem Sicherheitsorgan von zentraler Bedeutung offenbar geherrscht hätten, war man hier ebenso bereit wie die konservative Konkurrenz, die jetzige Regierung zu kritisieren.
Von den grundsätzlichen Höhen der Morgenzeitungen und des Echos führte dann ein recht tiefer Schritt nach unten zu den dramatischen Darstellungen der kommerziellen Medien.
Erik Ponti war sichtlich die am stärksten bremsende Kraft beim Echo des Tages gewesen, als die Mafia-Spur sich in der Abendpresse und den Leicht-Nachrichten Bahn brach. Das konnte er jetzt als dicken Pluspunkt für sich verbuchen. Das Echo des Tages hatte sich mit keinem Wort an das Mafia-Gewäsch angeschlossen, und er hatte persönlich einen Privatfahnder hinausgeworfen, der sich in ein Studio hatte hineindrängen wollen, um eine Erklärung an das Volk zu verlesen; dies war eins der eher komischen Ereignisse der jüngsten Zeit.
Erik Ponti brachte jetzt die gleichen Einwände wie zuvor in die Diskussion ein. Sie waren einfach und kantig. Wenn wir keine eigenen Quellen haben, haben wir gar keine. Was die Abendpresse und die kommerziellen Fernsehsender erfinden, zähle ich nicht zu den Quellen. Nun? Welche eigenen Quellen haben wir zu diesem Thema?
In dieser Hinsicht sah es natürlich dünn aus. Im Grunde gab es nur ein Telefoninterview mit dem Chef der Reichsmordkommission, einem Kommissar Willy Svensén. Und bei diesem Interview war nicht sonderlich konkret gesprochen worden.
Kommissar Svensén bestätigte, daß man bei der Reichsmordkommission an einer Ermittlung arbeite, bei der es um eine Reihe unaufgeklärter Morde an Einwanderern gehe. Er fügte jedoch hinzu, daß es sehr merkwürdig wäre, wenn man dieser Frage nicht nachgegangen wäre, und erklärte, die Aufgabe seiner Abteilung laufe im großen und ganzen darauf hinaus, Informationen von verschiedenen Polizeidistrikten im ganzen Land miteinander zu verknüpfen, was die natürliche Arbeitsweise sei.
Auf die Frage, ob es bei der Ermittlung eine »Säpo-Spur« gebe, antwortete er zunächst nicht, sondern lachte nur laut auf. Dann wurde er
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