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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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geschwommen war? In diesem Fall war es mit Hamiltons Worten ein Staat , der die Tat verübt hätte. Schweden oder Israel? Wenn es Schweden gewesen war, bedeutete das die Säpo.
    Entweder war es so, daß der Fall Saadani überhaupt nichts mit der übrigen Serie zu tun hatte. Oder galt es für die ganze Mordserie, daß man die Wahl zwischen Schweden und Israel hatte?
    Wenn ja, wäre Rune Janssons Eckpfeiler der gesamten Ermittlung hinfällig: Dann brauchte sich der Mörder nicht im Studentenwohnheim in Umeå aufgehalten zu haben.
    Andererseits aber, wenn man jetzt Israel als Mörderkandidaten einführte, warum um Himmels willen sollten sie schwedische Agenten ermorden, von denen sie vermutlich großen Nutzen hatten? Weil Hamilton Dagens Nyheter zufolge bei der schwedischen Sicherheitspolitik einen neuen Kurs eingeschlagen hatte und Israel jetzt ein Exempel statuieren und die Agenten der Säpo sogar dann ermorden wollte, wenn der Säpo-Chef anwesend war?
    Nein, das war zu verrückt. Rune Jansson lächelte verlegen, als ihm aufging, daß er jetzt diesen Glühwürmchen zu ähneln begann, wie die Polizei Privatfahnder nannte.
    Er las weiter über Mahmoud Saadanis Vergangenheit, und zwar weiterhin von hinten nach vorn. Politischer Aktivist in den sechziger Jahren und Anfang der siebziger. Der Mann hatte in einem Studentenkollektiv gelebt und wurde 1973 von der Säpo angeworben. Sein Führungsoffizier war von Anfang an ein Polizeioberrat Frans Andersson gewesen, der später nach Israel verschwand, um nicht als Zeuge in einem bestimmten Abhörprozeß aussagen zu müssen. Saadani hatte mehr als zwei Jahre lang alle Mitglieder seines Linkskollektivs an die Säpo verraten, bevor er sich auf ein anderes Tätigkeitsfeld hatte begeben müssen, und das aus dem einfachen Grund, daß es kaum noch linksgerichtete Studenten gab, die er hätte verpfeifen können. Aus dem einfachen Grund, daß die Linke zu existieren aufhörte. Möglicherweise auch weil es illegal geworden war, sie überhaupt zu registrieren.
    Jedenfalls hatte er da seine Arbeit neu gestaltet und begonnen, mit Israel Geschäfte zu machen. Kurz, der Mann war ein prachtvolles Schwein und hätte vermutlich auf der Stelle Hunderte von Todfeinden gehabt, wenn einer von ihnen, beispielsweise einer der elf an Nüssen knabbernden und Tee trinkenden Personen, die bei seinem Tod anwesend waren, gewußt hätte, womit er sich befaßte.
    Mahmoud Saadani war also insofern exklusiv, als zwei Staaten mit allen Ressourcen, die ein Staat nun einmal hat, beispielsweise Froschmännern und Schock-Blend-Granaten, sowie eine bestimmte Zahl von Einwanderern ein Motiv zu seiner Ermordung haben konnten.
    Sein letzter Führungsoffizier bei der Säpo war kurz nach Hamiltons Amtsantritt gefeuert worden.
    Ein Kollege von Saadanis Führungsoffizier war jedoch bei der Elitetruppe des Personenschutzes angeworben worden, der Gruppe, die den Ministerpräsidenten und den Säpo-Chef zu schützen hatte. Sein Name war Carsten Johnsén.
    Plötzlich veränderte sich das ganze Muster wie in dem Kaleidoskop, das er neulich seiner Tochter geschenkt hatte. Erst jetzt schlug er den Abschnitt über Carsten Johnsén auf und erkannte schnell, wie interessant der Mann war.
    Carsten Johnsén hatte sich sofort nach Beendigung seiner Ausbildung zum Reserveoffizier bei der Polizeischule eingeschrieben. Nach halbjähriger Dienstzeit als Ordnungspolizist, wie sie vermutlich jetzt alle durchlaufen mußten, hatte er sich um Aufnahme bei der Personenschutzeinheit bei der Säpo beworben und war sofort angenommen worden. Innerhalb der Säpo war er dann in das Dezernat versetzt worden, das personell am stärksten ausgeweitet wurde, nämlich das Terrordezernat, und dort hatte er gearbeitet, bis Hamilton Chef wurde. Statt ihn zu feuern – so stand es tatsächlich in der Akte –, hatte er ihn in die Personenschutzeinheit zurückversetzt.
    Also fing alles wieder von vorn an. Johnsén hatte sechs Jahre als Terrorismusexperte gearbeitet und kannte folglich zahlreiche der Säpo-Leute, die mit diesen Dingen zu tun hatten, vor allem den Mann, der Saadanis Führungsoffizier gewesen war.
    Johnsén hätte also über sein Kontaktnetz bei der Säpo, über jetzige oder gefeuerte Kollegen, die Möglichkeit gehabt, in Erfahrung zu bringen, wer die Agenten waren. Außerdem war er bei zwei Anlässen vor Ort gewesen.
    Der Rest von Saadanis Akte bestand überwiegend aus Auszügen aus seinen Berichten und einer Art Übersicht der Konsequenzen seiner

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