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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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machten.
    »Nun, ich würde folgendes vorschlagen«, begann Erik Ponti ernst, konnte dann aber sein spontanes Lächeln nicht zurückhalten. Er senkte den Kopf und holte tief Luft, bevor er fortfuhr. »Also, ich würde vorschlagen, daß ihr erstens diesen Polizisten in Umeå anruft und ihn dazu bringt, für das einzustehen, was er in Expressen gesagt hat. Dann nehmt ihr sie nacheinander, Linköping, Lund und Södertälje. Und dann, je nachdem, wer angebissen hat, geht ihr auf die Bosse los und konfrontiert sie mit dem, was ihre eigenen Bullen draußen auf dem Feld gesagt haben. Etwa diese Auster bei der Reichsmordkommission. Wenn das nicht hilft, müßt ihr zum Reichspolizeichef persönlich gehen, wenn ihr genügend Bänder habt.«
    Erik Ponti winkte ihnen ironisch zu, als er sich umdrehte, um die Gaskammer zu verlassen, wie der Raucherkäfig im Hause genannt wurde. Doch in der Tür drehte er sich um.
    »Wißt ihr, was der wichtigste Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Journalisten ist?« fragte er aufgekratzt.
    Beide schüttelten natürlich den Kopf, ob sie nun eine Meinung dazu hatten oder nicht.
    »Ein guter Journalist hat Verstand genug, sich zu korrigieren, wenn er entdeckt, daß er sich geirrt hat. Das ist bei einem schlechten Journalisten anders«, sagte Erik Ponti und ging.
    Er ging weiter zum Zimmer von Thomas Hempel, dem Leiter des Inlandsressorts, um zu erklären, wie sich die Situation in der Frage der Säpo-Spur inzwischen geändert hatte. Es war erstaunlich leicht, den Mann zu überzeugen. Beide waren dennoch ein wenig erschüttert, daß jetzt sogar das Echo des Tages eine solche Polizeispur verfolgen würde. Das hatte keiner von ihnen für möglich gehalten.
    Rune Jansson befand sich im Doppelzimmer 302 des Hotels Lundia und war miserabler Laune. Er hatte den Vormittag bei den Kollegen der Polizei in Lund damit verbracht, ihnen die Ermittlungsergebnisse von Linköping, Södertälje und Umeå zu präsentieren. Vor allem Umeå konnte interessant sein, da es in Umeå und Lund zwei identische Morde gegeben hatte, die mit der sogenannten Kurzschlußmethode verübt worden waren. Er hatte auch in ausgewählten Teilen dargelegt, was über das Mordopfer von Lund, Ali Hussein Fadlallah, bekannt sei. Es war nicht ganz leicht gewesen, die Information zu zensieren. Doch vieles von dem, was er jetzt wußte, war so offenkundig interne Säpo-Information, daß schon gesunder Menschenverstand genügte, um zu verstehen, daß Hamiltons Freibrief kaum alle Teile umfassen konnte. Was Rune Jansson hatte weitergeben können, bot den Kollegen aus Lund für die bevorstehenden Verhöre von Angehörigen und Freunden dennoch reichlich Material.
    Doch als er das Polizeihaus verlassen hatte, um einen Spaziergang zum Hotel zu machen, hatten ihn die Aushänge der Abendzeitungen wie Ohrfeigen getroffen. Es war zu traurig. Soviel er sich erinnerte, hatte er Hamilton gesagt, »daß wir bei der Polizei dichthalten können«, etwas in der Richtung. Und keine vierundzwanzig Stunden, nachdem er die Kollegen über genau das informiert hatte, was nach Hamiltons Ansicht sofort durchsickern würde, hatte irgendein dummer Scheißkerl es tatsächlich durchsickern lassen. Rune Jansson fühlte sich gekränkt, persönlich gekränkt.
    Und als er ins Hotel zurückgekommen war, hatten in der Rezeption zwei Telefonzettel vom Echo des Tages für ihn bereitgelegen. Er hatte sie höflich entgegengenommen, sie dann zusammengeknüllt und in den Papierkorb geworfen, sobald er in seinem Hotelzimmer war. Wenn es klingelte, nahm er aber natürlich ab. Und er war kaum eine Viertelstunde in seinem Zimmer gewesen, da läutete es schon. Als er abnahm, meldete sich irgendein Laffe vom Echo des Tages . Der Mann wollte wissen, ob Rune Jansson bestätigen könne, daß er die Untersuchung der Serienmorde an den Säpo-Informanten als Verantwortlicher der Reichsmordkommission leite.
    Zunächst war er vor Wut ganz stumm geworden. Dann hatte er sich gefaßt und gesagt, woran man bei der Reichsmordkommission arbeite oder nicht arbeite, könne erst öffentlich gemacht werden, wenn die Arbeit beendet sei. Wenn man nämlich vorher etwas über seine Arbeit ausplaudere, bestehe das bedeutende Risiko, mit der Arbeit nie fertig zu werden. Da hatte er die blitzschnelle Nachfrage erhalten, ob er »dementieren könne«, daß die Ermittlung, die von mehreren anderen Polizeiquellen bestätigt worden sei, wirklich laufe.
    Er erinnerte sich nicht mehr, was er dem Mann

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