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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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daß du auf Grund eines Beschlusses von Oberstaatsanwalt Jan Danielsson wegen Mordverdachts vorläufig festgenommen bist«, sagte Rune Jansson mit einer Stimme, die nicht richtig trug.
    »Gut«, sagte Carl, ohne sich zu bewegen. »Ich nehme an, ihr wollt auch eine Hausdurchsuchung vornehmen.«
    »Ja, natürlich«, sagte Rune Jansson und sah sich unentschlossen um.
    »Setz dich ein paar Minuten, dann werde ich einige praktische Details erklären«, sagte Carl und zeigte auf den ersten Ledersessel der Sitzgruppe. »Mach dir übrigens keine Sorgen. Ich werde gleich mitkommen. Diese Pistole da ist nicht geladen. Ich nehme an, du weißt das?«
    »Aber ja«, erwiderte Rune Jansson matt und setzte sich gehorsam hin.
    »Es ist also wie folgt!« sagte Carl energisch und nahm die Füße vom Schreibtisch. »Hier habe ich eine Anweisung für die Hausdurchsuchung auf Stenhamra. In meinem Büro ist alles aufgeräumt. Es befindet sich nichts von Interesse hier, aber ihr müßt selbst entscheiden, ob ihr trotzdem alles auf den Kopf stellen wollt. Auf Stenhamra aber befinden sich die Waffen, die ihr untersuchen müßt. Ich habe euch eine Wegbeschreibung beigelegt, Anweisungen für verschiedene Codes und so weiter, dazu eine Beschreibung, wie die Waffenschränke zu öffnen sind, et cetera. Das alles liegt hier zusammen mit Schlüsseln und einer Kassette!« sagte Carl und tippte auf einen Papierstapel, der in einer schwarzen Mappe auf dem Schreibtisch lag.
    »Was befindet sich auf der Kassette?« fragte Rune Jansson erstaunt.
    »Meine Telefongespräche mit den Opfern. Ich nehme an, daß ihr sie so nennt. Kurz, das ist der Beweis dafür, wie ich sie zu ihrem jeweils letzten Treffen gelockt habe. Dann noch etwas. In der Aktentasche hier habe ich einige Toilettenartikel, ein bißchen Wäsche zum Wechseln und einige Romane. Im Augenblick beschäftige ich mich gerade mit Turgenjew. Ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn ich diese Dinge möglichst schnell bekommen könnte.«
    »Das wird sich wohl regeln lassen«, erwiderte Rune Jansson.
    »Woher hast du gewußt, daß ich in dieser Angelegenheit komme?«
    »Ich bin davon ausgegangen, daß es jetzt an der Zeit war«, antwortete Carl und hob vielsagend die Augenbrauen. »Wollen wir jetzt gehen?«
    »Ja, das ist wohl am besten«, sagte Rune Jansson mit etwas wie Trauer in der Stimme. »Laß diese Pistole da liegen, dann nehme ich deine Aktentasche.«
    Sie erregten einiges Aufsehen, als sie losschlenderten. Erst gingen sie durch die Korridore der Säpo, in denen man den Schwarzen Admiral wohl noch nie in einer solchen Kleidung gesehen hatte, dann fuhren sie mit Fahrstühlen und gingen durch unterirdische Gänge. Sie begegneten verschwitzten Polizisten, die trainiert oder geschwommen hatten, und zuletzt erreichten sie die Räume der Reichsmordkommission. Rune Jansson führte Carl in Willy Svenséns Zimmer. Dort setzten sie sich vor einen ebenso ernsten wie vor Neugier fast platzenden Willy Svensén, der schon ein Tonbandgerät bereitgestellt hatte.
    Carl setzte sich ohne Aufforderung vor das Mikrophon und gab Willy Svensén durch ein Handzeichen zu verstehen, daß er bereit sei, jederzeit anzufangen.
    »Hej«, sagte Willy Svensén und gab ihm die Hand. »Ich heiße Willy Svensén. Ich nehme an, wir können uns duzen.«
    »Ausgezeichnete Idee«, erwiderte Carl und nahm die ihm entgegengestreckte Hand.
    Willy Svensén gab Rune Jansson ein Zeichen, er solle sich neben ihn setzen und mit dem Verhör beginnen. Carl wartete ruhig ab, bis Rune Jansson Notizblock und Mikrophone fertig hatte und das Tonbandgerät einschaltete.
    »Verhör von Generaldirektor Carl Hamilton. Ort: Dezernat A der Reichskriminalpolizei. Zeit: 12. April 1995. Leiter des Verhörs: Kriminalkommissar Rune Jansson. Zeuge: Kriminalkommissar Willy Svensén. Beginn des Verhörs 16.17 Uhr«, leierte Rune Jansson schnell herunter. Dann machte er eine kurze Pause und überlegte, bevor er fortfuhr.
    »Bevor wir mit diesem Verhör begannen, haben wir uns darauf geeinigt, einander mit du anzusprechen. Ich nehme an, daß das immer noch in Ordnung ist?« fragte er.
    »Natürlich«, erwiderte Carl.
    »Gut«, sagte Rune Jansson und holte tief Luft. »Dann möchte ich zunächst wiederholen, was ich dir vor etwa zehn Minuten schon oben in deinem Büro gesagt habe. Oberstaatsanwalt Jan Danielsson hat beschlossen, dich vorläufig festnehmen zu lassen. Du wirst wegen Mordes in sechs Fällen verdächtigt. Zunächst möchte ich dich fragen, wie du

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