Über jeden Verdacht erhaben
dich zu dieser Anschuldigung stellst?«
»Ich bin in allen sechs Fällen schuldig«, erwiderte Carl ruhig.
»In sechs Fällen, in allen sechs? Also auch in dem Fall, bei dem wir den Verdacht haben, daß es sich um ein Gift gehandelt haben könnte?« fragte Rune Jansson mechanisch weiter.
»Ja«, bestätigte Carl. »Es war kein kompliziertes Gift, nur Insulin. Es erstaunt mich, daß die Chemiker es noch nicht gefunden haben. Die Ampulle befindet sich aber noch in der Wohnung des Opfers. Sie ist mit einem Etikett markiert, auf dem sich eine chemische Formel befindet, die den Inhalt beschreibt.«
»Wo befindet sich diese Ampulle?« fragte Rune Jansson.
»In der Wohnung des Opfers. Im Wohnzimmer im Erdgeschoß, und zwar oben rechts im Saum eines Wandbehangs, der einen arabischen Reiter mit gezogenem Krummsäbel im Mondschein darstellt«, erwiderte Carl mit einem Anflug von Ungeduld. »Aber wartet mal, soll das jetzt noch lange so weitergehen? Wieviel Zeit braucht ihr?«
»Wie bitte…«, sagte Rune Jansson verwirrt. »Wir verhören dich als Mordverdächtigen in sechs Fällen. Ich fürchte, wir haben noch viele Fragen an dich.«
»Ich weiß offen gestanden nicht, ob ich dazu Lust habe«, entgegnete Carl. »Wenn ihr nach Beschreibung mein Haus durchsucht, werdet ihr an der angegebenen Stelle in einem meiner Waffenschränke die Messer finden, die in zwei Fällen verwendet worden sind. Ihr werdet auch das Scharfschützengewehr des Armeetyps finden, das ich in Linköping verwendet habe. Sicherheitshalber habe ich die Patronenhülse im Lauf steckenlassen. Und im Bootshaus werdet ihr die Taucherausrüstung finden, die ich vor Södertälje verwendet habe, und zwar zusammen mit einer Maschinenpistole M-45 und zwei Blend-Schock-Granaten des dort verwendeten Typs. Müßt ihr denn noch sehr viel mehr wissen, um das Polizeiliche zu Ende zu bringen?«
»Das Verhör wird um 16.21 Uhr abgebrochen«, sagte Rune Jansson und stellte das Tonbandgerät ab. »Ja, das könnte man sich schon fragen, aber das sollten wir lieber den Staatsanwalt entscheiden lassen«, sagte Rune Jansson und nickte Willy Svensén zu. Dieser nahm sofort den Hörer auf und murmelte etwas in die Sprechmuschel. Am anderen Ende mußte schon jemand dagesessen und auf das Klingeln gewartet haben.
»Er kommt zu uns«, sagte Willy Svensén und lehnte sich mit einem Seufzen gegen die Rückenlehne.
»Alles, was ich jetzt sage, muß ich natürlich wiederholen, wenn Danielsson hochkommt«, sagte Carl und rieb sich mit einer müden Geste die Augen. »Ich möchte euch aber trotzdem mit meinen Absichten vertraut machen. Ich arbeite mit euch zusammen, indem ich euch genügend Unterlagen in die Hand gebe, daß es für eine Anklage und ein Urteil reicht. Im Grunde habe ich das ja schon jetzt getan. Ich möchte aber bei Verhören nicht über meine Motive und so weiter ausgequetscht werden, Dinge, die in Presseberichten entstellt wiedergegeben werden, bevor ich die Möglichkeit habe, selbst etwas zu sagen. Das hier wird also mein einziges Verhör sein. Und sehr viel länger wird es nicht werden. Haben wir uns verstanden?«
»Aber ja«, sagte Willy Svensén. »Wir verstehen, was du sagst. Aber verzeih einem alten Polizisten, der bald in Pension gehen wird: Warum hast du es getan?«
»Darüber gedenke ich im Moment kein Wort verlauten zu lassen. Das muß bis zum Prozeß warten«, sagte Carl scharf, fast wie im Befehlston.
»Dann werde ich wie gesagt schon in Pension gegangen sein«, sagte Willy Svensén still. »Du hattest offenbar nicht die Absicht, davonzukommen. Du willst, daß es zu einem Prozeß kommt?«
»Natürlich«, bestätigte Carl erstaunt. »Wenn ich diese Operation hätte durchführen wollen, ohne am Ende von euch geschnappt zu werden, hätte ich es getan. Das hätte jedoch sehr schlecht zu meinen Absichten gepaßt, und deshalb sitzen wir jetzt hier.«
»Merkwürdig«, sagte Rune Jansson leicht geistesabwesend.
»Ich habe dich früher schon mal verhört beziehungsweise in einer bestimmten Frage vernommen. Hätte ich damals einfach fragen sollen, ob du der bist, den wir suchen?«
»Vielleicht. Ich habe darüber nämlich nachgedacht«, sagte Carl zögernd. »Ich habe mich jedenfalls gefragt, was ich geantwortet hätte, wenn du mir die Frage so direkt gestellt hättest. Wie du entdecken wirst, habe ich dich damals bei diesem Verhör nicht angelogen. Ich habe dir gegenüber überhaupt keine falschen Angaben gemacht. Ich nehme aber an, daß es damals undenkbar
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