Über jeden Verdacht erhaben
Untersuchungsgefängnisses. Ach, übrigens, es kann sein, daß draußen in Stenhamra jetzt ein ausländisches Umzugsunternehmen arbeitet. Ich hoffe, daß euch das bei der Hausdurchsuchung keine Probleme macht.«
»Wie bitte?« sagte Rune Jansson verblüfft. »Ziehst du gerade um?«
»Ganz und gar nicht. Es dürfte wohl feststehen, in welcher Wohnung ich in den nächsten zwölf Jahren hausen werde. Nein, ich bin gerade dabei, einige Dinge zu verkaufen, die ich in dieser Zeit nicht brauche. Das ist alles.«
Rune Jansson wühlte pflichtschuldigst in Carls Aktentasche mit der seemannsmäßig ordentlichen Ausrüstung für das U- Haft-Dasein. Dann trennten sie sich. Willy Svensén ging allein mit Carl nach oben zu den Haftzellen. Dieser erbot sich höflich, seine Tasche selbst zu tragen.
Das Wachpersonal erkannte natürlich sowohl den Chef der Reichsmordkommission als auch den Chef der Sicherheitspolizei, als Carl und Willy Svensén, die sich leise miteinander unterhielten, bei der Aufnahme des Untersuchungsgefängnisses Kronoberg erschienen. Während der folgenden Minuten verwandelte sich die Szene in bizarre Unwirklichkeit, als Carl und Willy Svensén gemeinsam und mit immer größerer Ungeduld, zum Schluß unter nachdrücklicher Berufung auf ihre dienstlichen Funktionen, verlangten, daß man ihnen endlich glaube. Carl hatte keinen Gürtel in seinen Jeans und nichts in den Taschen, so daß die Leibesvisitation im großen und ganzen mündlich durchgeführt wurde. Anschließend wurde er von einem sehr zweifelnden Wachmann tatsächlich eingeschlossen.
In der Zelle sah es genauso aus, wie Carl es erwartet hatte. Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung legte er sich auf die grüne Pritsche. Er zog die Turnschuhe aus, die man ihm wegzunehmen vergessen hatte, und kramte eine Weile unter den Büchern in seiner Aktentasche, bis er das Buch fand, von dem er schon mehr als die Hälfte gelesen hatte.
Als Rune Jansson und sein Gefolge rund eine Stunde später Stenhamra erreichten, um mit der Hausdurchsuchung zu beginnen, fanden sie das Einfahrtstor zu ihrem Erstaunen geöffnet. Noch erstaunter waren sie, direkt vor dem Haupteingang des Hauses einen geschlossenen Lastwagen mit englischem Kennzeichen zu entdecken. BERRY BROs&RUDD Ltd stand in großen Buchstaben auf der Seite des Lastwagens. Das Unternehmen schien seinen Sitz in Nummer 3, St. James’s Street, London SW1 zu haben. Zwei Personen in Handschuhen und weißen Kitteln waren dabei, sichtlich behutsam Weinflaschen aus dem Haus zu tragen.
Rune Jansson trat zu ihnen, zeigte ihnen seinen Dienstausweis und erklärte, er habe einen Hausdurchsuchungsbefehl. Er erinnerte sich von vielen Fernsehabenden her an das englische Wort dafür. Er sah jedoch keinen Anlaß, die Arbeit dieser Männer zu unterbrechen, nachdem die Ladung inspiziert worden war. Es war tatsächlich nur Wein, der weggebracht werden sollte.
Dann folgte er Carls Beschreibung in den Keller. Er folgte dem gleichen Weg, auf dem der Wein nach oben gebracht wurde, und kam zu den Waffenschränken, die sich genau wie angegeben auf einer Art Schießstand befanden. Als die Männer den Waffenschrank geöffnet hatten, der der Beschreibung zufolge der richtige war, fanden sie alles bestens geordnet vor. Auf dem obersten Regal lagen zwei Messer. Sie waren in dicht verschlossenen Kunststoffbeuteln des Typs verpackt, den die Polizei verwendet, um Beweise zu sichern. Die Plastikbeutel waren mit den Zahlen l und 6 bezeichnet.
Rune Jansson studierte die Funde mit einer Faszination, bei der ihm Schauer über den Rücken liefen. Er kannte diese Faszination, seit er in einem Sommer seiner Kindheit in St. Annas Schären zum ersten Mal Schlangen begegnet war.
Die Messerklingen waren kurz und bis auf die doppelt geschliffene Scheide völlig schwarz. Der Griff war aus tarnfarbenem Kunststoff. Wenn man genau hinsah, schienen am Schaft in der Nähe des Hefts noch bräunliche Blutreste zu kleben. Hamilton war bei der Zusammenstellung des Beweismaterials gegen sich selbst tatsächlich pedantisch gewesen, wenn er sogar Blutreste an den Mordwerkzeugen gelassen und diese mit l und 6 bezeichnet hatte, um die Bestimmung der Blutgruppen zu erleichtern.
Unter dem Regal mit den beiden Messern stand ein Gewehr mit einem starken Zielfernrohr. Das Gewehr war in durchsichtigen Kunststoff gehüllt und mit einer 3 numeriert. Neben dem Kolben auf dem Boden des Waffenschranks lag eine Patronenschachtel, daneben eine Plastikschachtel mit kleinen,
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