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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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für den Abend angemieteten Personal, das bei Tisch auftrug und in der Küche abwusch, Informationen erhalten haben. Oder von einer Person, die mit jemandem aus diesem Personenkreis bekannt war.
    Informationen von innen, schrieb Wallander und zog einen entschlossenen Strich unter seine Schlußfolgerung. Folglich befand sich ein Mittäter in diesem Augenblick auf freiem Fuß. Der Betreffende konnte überzeugt sein, daß die Polizei ihre Jagd nach den Mördern beendet hatte.
    Bei den indirekten Kontakten zu rund zwanzig Personen konnte es um eine beträchtliche Zahl von Menschen gehen. Um also an den oder diejenigen heranzukommen, die Planung und Durchführung der Morde möglich gemacht hatten, mußten zahlreiche Menschen vernommen werden, überdies in einer unangenehmen Angelegenheit, die sich nicht mißverstehen ließ:
    Wer außer Ihnen selbst wußte, daß Sie an diesem Abend zu einem Essen in Vrångaholm eingeladen waren?
    Engagieren Sie bei solchen Festlichkeiten immer das gleiche Hilfspersonal?
    Kann ein anderer hier im Haus diese Information erhalten und die Möglichkeit gehabt haben, sie an andere weiterzugeben? Wußten beispielsweise Ihre Kinder, wohin Sie gehen wollten und wie es bei solchen Essen zugeht?
    Björk würde wahnsinnig werden. Er hatte Wallander schon verstohlen erklärt, man müsse bei eventuellen Verhören von Zeugen und Angehörigen »eine besondere Rücksicht an den Tag legen«, was immer das bedeuten mochte. Björk spielte Golf, war Mitglied des Rotary-Clubs und gelegentlich sogar schon zu Jagden auf Schlössern in Schonen eingeladen worden. Es gab viele, die den Hörer von der Gabel nehmen, Björk anrufen und ihrem »Erstaunen« oder ihrer »Irritation« Ausdruck geben konnten, was man wohl schon fast als Kraftausdrücke sehen mußte, nämlich darüber, daß so ein einfacher Polizist daherkam und den Säulen der Gesellschaft Schonens unangenehme Fragen stellte. Das würde gar nicht so leicht werden. Es könnte sich sogar die Frage stellen, ob man diesen ganzen Ermittlungsabschnitt nicht völlig fallenlassen mußte, obwohl es möglicherweise darum ging, eine oder mehrere Personen zu finden, die sich der Mittäterschaft schuldig gemacht hatten.
    Wenn man den Willen dazu hatte, und Wallander rechnete damit, daß Björk ihn schon bald an den Tag legen würde, konnte man sich außerdem juristisch zu der Schlußfolgerung durchargumentieren, daß man die Jagd nach dem entscheidenden Informanten der Mörder abblasen mußte. Denn wenn man davon ausging, daß derjenige, der Informationen weitergegeben hatte, die später zu Mord führten, dafür nicht bezahlt worden war und den Ernst der Lage nicht begriffen hatte, war dies strafrechtlich nicht relevant.
    Eine solche Person hätte sich vielleicht bei der Polizei melden sollen? Nun ja, aber das brauchte sie nicht, wenn wie jetzt in allen Zeitungen stand, daß der Fall erledigt sei.
    Eine solche Person würde aber vielleicht im Bekannten und Freundeskreis darüber reden. Damit würde es bei der bevorstehenden Reihe von Vernehmungen recht schnell bekannt werden. Und umgekehrt. Wenn bei den Ermittlungen kein solcher unschuldiger Informant auftauchte, lag die Schlußfolgerung nahe, daß man es mit einem schuldigen Informanten zu tun hatte.
    Wallander sah voraus, daß es in diesem Punkt Krach geben konnte, und empfand überhaupt so etwas wie starke Unlust angesichts dessen, was getan werden mußte. Denn so sah er es: Es mußte getan werden.
    Strohhalm, notierte er auf seinem Block und ging dann zu Björk, um zu fragen, ob die bei der Reichskripo angeforderten Akten schon gekommen seien. Das waren sie nicht. Er mußte sich mit der Telefonnummer eines Kommissars namens Rune Jansson beim Gewaltdezernat der Reichskripo begnügen. Es war dieser Jansson, der das gesamte Material über Hamilton in Händen hatte.
    Als Wallander wieder in seinem Zimmer war, saß er zögernd vor dem Telefon, während er zerstreut in einer Aktenmappe mit dem gerichtsmedizinischen Gutachten blätterte. Es enthielt nichts Unerwartetes. Die Angaben, die er von einigen Teilnehmern des Essens mit ihren ungewöhnlichen Schußwaffenkenntnissen erhalten hatte, hatten sich in allen wesentlichen Punkten natürlich als korrekt erwiesen.
    Der Strohhalm betraf die Möglichkeit einer Hintertür, um zu Erkenntnissen zu gelangen. Als die Sizilianer Hamiltons Frau und das Kind ermordet hatten, hatten sie sich ganz offensichtlich eines Insiders bedient, und möglicherweise ließ sich etwas mehr über ihr

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