Über jeden Verdacht erhaben
macht, ist folgendes: Ich frage mich, wie sie einen Schweden dazu gebracht haben, an einer Operation teilzunehmen, die auf die Ermordung einer Mutter mit ihrem Kind abzielte, außerdem das Kind Hamiltons.«
»Was glaubt ihr denn? Ihr habt da oben schließlich schon lange an der Sache gearbeitet? Wenn man es spontan zu begreifen versucht, ist es nicht sehr wahrscheinlich«, sagte Wallander. Gleichzeitig strich er das Wort Strohhalm auf dem vor ihm liegenden Notizblock durch.
»Geld«, bemerkte Rune Jansson kurz. »Geld ist die einzige Erklärung. Mitglieder der sizilianischen Mafia dürften es schließlich nicht so ohne weiteres schaffen, hier oben herumzuschleichen und Feldstudien zu betreiben, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Folglich müssen sie Schweden kaufen.«
»Eine solche Kriminalitätstradition ist in Schweden aber so gut wie unbekannt«, wandte Wallander lahm ein. »Ich meine, in unseren Breiten hilft doch keiner bei den Vorbereitungen eines Mordes mit, wenn man ihm ein bißchen Taschengeld zusteckt?«
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte Rune Jansson schnell. »Für ein Taschengeld tut man das nicht. Für viel Geld oder gar teuflisch viel Geld aber sehr wohl. Du hast sicher eine Vorstellung davon, welche Geldmittel die sizilianische Mafia mobilisieren kann? Diese Figuren machen einen Gewinn von rund einer Milliarde im Jahr. Dollar.«
»Ist das eure Theorie über den ABAB-Wachmann?« fragte Wallander und notierte gleichzeitig Geld, sehr viel Geld auf seinem Notizblock und unterstrich die Worte zweimal.
»Ja«, erwiderte sein Stockholmer Kollege, der zum Glück gar kein Stockholmer war. »Wir haben ein Sprengstoffattentat. Jemand kam an ihren Wagen heran, schaffte es, eine Bombe im Tank unterzubringen. Und das muß er mit Hilfe des Autoschlüssels getan haben, da der im Empfang bei den Wachposten aufbewahrt wurde.«
»Warum haben die den Schlüssel denn gehabt?« unterbrach ihn Wallander schnell. »Ohne Schlüssel hätte man den Tankdeckel doch nicht öffnen können?«
»Volltreffer«, bemerkte Rune Jansson. »Da es dort bei den Vorstandswagen ein bißchen eng war, mußte manchmal rangiert werden, wenn einer dieser Leute mal vor den anderen wegmußte. Daher die Schüssel bei den ABAB-Wachen.«
»Der verschwundene ABAB-Mann hat also viel Geld dafür erhalten, daß er bereit war, einen Mord zu begehen? Gilt diese Hypothese immer noch?« fragte Wallander.
»Ja, die gilt immer noch«, bestätigte Rune Jansson. »Er bringt die Bombe unter, behauptet, er habe etwas Dringendes zu erledigen, und verschwindet dann für immer. Fünfundzwanzig Minuten später explodiert der Wagen unten im Zentrum von Kista in der Nähe der Autobahn. Wäre der Wagen nicht vollgetankt gewesen, hätte das Ganze vielleicht ein etwas glücklicheres Ende gefunden. Das Kind lebte noch, als die Feuerwehr eintraf. Aber die schweren Brandwunden… na ja, das ist inzwischen Geschichte. Entscheidend ist, daß der Mann, den wir aus guten Gründen für schuldig halten, so viel Geld erhalten hat, daß es zu einem angenehmen Leben irgendwo auf der Welt reicht.«
»Wieviel hat er wohl bekommen? Was glaubst du?« fragte Wallander und malte gleichzeitig Dollarzeichen auf den Block.
»Na ja, was würdest du selbst annehmen, zwei Millionen? Drei Millionen?«
»Hatte dieser ABAB-Mann eine kriminelle Vergangenheit?«
fragte Wallander.
»Natürlich, eine illustre Vergangenheit als Rausschmeißer. Das alte Lied also.«
»Dann würden zwei Millionen vielleicht genügen«, überlegte Wallander. »Und was kostet wohl eine Frau in Schonen, die sich als Kellnerin etwas nebenbei verdient?«
»Du suchst einen Insider, der über das Bescheid wußte, was auf Vrångasjö oder wie das heißt geplant war«, stellte Rune Jansson fest.
»Ja«, erwiderte Wallander. »Es macht mich besorgt, woher die Mörder wissen konnten, wann, wie und wo. Daß sie mit Schrotgewehren umgehen konnten, erstaunt mich nicht, doch dieses andere Wissen stört mich.«
»Kann ich mir denken«, murmelte Rune Jansson. Es hörte sich an, als dächte er nach. »Kann ich mir vorstellen… Wenn ich du wäre, würde ich prüfen, wer sich plötzlich einen teuren Urlaub geleistet hat oder so etwas. Es wäre nicht schlecht, wenn wir solche Leute erwischen könnten, die ausländischen Mördern Hilfestellung leisten. Um es mal ganz sanft auszudrücken.«
»Ja«, sagte Wallander. »Ich muß gleich los, um den überlebenden Mörder zu verhören, aber ich habe das dunkle Gefühl, daß er nicht
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