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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Vorgehen erfahren, wenn man sich der Erkenntnisse bediente, auf denen die Reichskripo saß. Dort befand sich vielleicht eine ganze Menge an bedeutenden Informationen, die noch nicht den Weg in die Zeitungen gefunden hatten.
    Wallander sah auf die Uhr, als wollte er sich vor dem Telefonat drücken, weil er noch ins Krankenhaus fahren mußte. Doch es ging nicht, er würde sich erst in zwanzig Minuten auf den Weg machen müssen. So riß er entschlossen den Hörer hoch und wählte die Nummer.
    Sein Kollege oben in Stockholm erwies sich als Mann aus Östergötland mit einem unüberhörbaren Dialekt. Wallander konnte es sich nicht erklären, doch diese Erkenntnis besserte seine Laune schlagartig.
    Der Kollege aus Östergötland versicherte zunächst, das bestellte Ermittlungsmaterial sei unterwegs und werde spätestens am nächsten Tag ankommen. Es befinde sich darin allerdings nicht sehr viel, was nicht schon allgemein bekannt sei, darüber hinaus aber auch anderes, was man auch durch einfache Schlußfolgerungen erarbeiten könne. Der Kollege hatte sich jedoch ausgiebig mit dem Material befaßt und begann sofort mit dessen Rekapitulation.
    Hamiltons Frau und Kind zu ermorden war zunächst ein verbrechenstechnisches Kunststück. Es wäre kaum erfolgversprechend gewesen, den Versuch zu machen, in das Hamiltonsche Haus einzudringen, mochte es draußen auf dem Land auch einsam und abgeschieden am See liegen. Das Haus war von Mauern und Elektronik umgeben, die es unmöglich machen würden, unentdeckt einzudringen… Es war keine sehr attraktive Idee, sich nachts einzuschleichen und zu wissen, daß man entdeckt war. Außerdem war es bekannt, wer dort in dem dunklen Haus wartete. Ein warnendes Beispiel waren auch alle früheren Berufskiller, die es mit Hamilton persönlich zu tun gehabt hatten.
    Außerdem hatte seine Frau sehr unregelmäßige Gewohnheiten. Sie verließ das Haus nie zu einer vorhersehbaren Zeit und arbeitete meist zu Hause. Sie war bei IBM als Expertin für ausländisches Recht und Verträge angestellt gewesen, erledigte diese Arbeit aber jetzt zu Hause am Computer. Ihr Wagen und der ihres Mannes waren gepanzert und überdies mit allerlei Finessen versehen wie etwa einer automatischen Alarmanlage, automatischen Feuerlöschern, Schutz vor Gasangriffen und so weiter. Ein Angriff auf die Wagen versprach wenig Erfolg, da es zwei davon gab und man nie wissen konnte, wen man gerade attackierte, Hamilton selbst – mit gefährlichen Konsequenzen – oder seine Frau.
    Theoretisch hätte es ein schwaches Glied in der Kette gegeben, wenn das Kind in einer Kindertagesstätte untergebracht gewesen wäre, doch das war aus einleuchtenden Gründen nicht der Fall. Also keine leichte Möglichkeit, das Kind zu ermorden oder zu entführen.
    Folglich gab es nur ein schwaches Glied in der Sicherheitskette, welche die Familie Hamilton umgab, obwohl auch das bedacht worden war. Von Zeit zu Zeit mußte Hamiltons Frau das Hauptbüro von IBM besuchen und ihren Wagen folglich vor dem Gebäude parken. Das Verwaltungsgebäude von IBM hatte draußen in Kista eine einsame und abgeschiedene Lage, und der Parkplatz der Angestellten lag mehrere hundert Meter vom Hauptgebäude entfernt und war überdies von allen Seiten schlecht einzusehen.
    Doch auch daran hatte man gedacht. Die Direktoren parkten ihre Wagen direkt vor dem Haupteingang. Sie waren die einzigen, denen das gestattet war. Folglich war entschieden worden, auch Tessie Hamilton das Parken dort zu erlauben. Doch damit nicht genug. Um die vier oder fünf Direktionswagen hatte man einen Stahlkäfig gebaut. Die Wache im Empfang konnte diesen Käfig ständig im Auge behalten. Dieser hatte zum Empfang hin große Glasscheiben, welche die Überwachung erleichterten. Die ABAB-Wachen hatten Schlüssel zu dem Stahlkäfig, so daß niemand unentdeckt bis zu den Autos vordringen konnte.
    »Genau das haben sie aber geschafft«, überlegte Wallander laut, als sein Kollege in seinem schnellen Vortrag eine unerwartete Pause einlegte.
    »Genau«, bestätigte Rune Jansson. »In rein operativer Hinsicht sind die Attentäter sehr gründlich vorgegangen. Man kommt um die Annahme nicht herum, daß sie zunächst eingehende Feldstudien absolviert haben.«
    »Und erkannt hatten, daß alle normalen Methoden undurchführbar waren. Aber dann haben sie doch etwas gefunden, was Erfolg versprach«, brummte Wallander.
    »Ja, theoretisch ist das ja die einzige Möglichkeit«, erwiderte Rune Jansson. »Aber was mir Kummer

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