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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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den beiden Opfern durch die Tür auf die Straße gegangen war. Beim ersten Schuß hatte er sich schon einige Meter entfernt und sich dann umgedreht, als er ihn hörte. Der zweite Zeuge war ein angetrunkener schwedischer Nachtwanderer auf dem Heimweg, der sich im Augenblick des Schusses weitere zehn Meter von dem ersten Zeugen entfernt befand.
    Eine der Beobachtungen war jedoch eindeutig. Der Mörder hatte ein Laserzielgerät verwendet. Der dünne rote Lichtstrahl war im Nebel sehr gut zu erkennen gewesen.
    Über das, was nach dem ersten Schuß geschehen war, gingen die Ansichten der Zeugen ein wenig auseinander. Da war eins der Opfer auf der Straße zusammengesunken. Am wahrscheinlichsten war jedoch, daß der Mörder sofort auf sein zweites Opfer geschossen hatte, um dann mit ein paar schnellen Schritten näher heranzugehen. Dann hatte er sich direkt vor den beiden Erschossenen aufgebaut und weitere zwei Schuß abgefeuert. Der eine traf den Kopf des ersten Opfers, der zweite den Kopf des zweiten.
    Anschließend war der Mörder seelenruhig zu der Stelle zurückgegangen, von der aus er beim ersten Mal geschossen hatte, um sich in einen Wagen zu setzen. Es war vermutlich eins der kleinsten Toyota-Modelle gewesen. Anschließend war er »mit kreischenden Reifen« davongefahren.
    Der erste Streifenwagen war nach vier Minuten am Tatort erschienen, und der Dienstälteste hatte per Funk die Angaben der beiden Zeugen zu einem Toyota in dunkler Farbe und einem Kennzeichen weitergegeben, das vermutlich mit den Buchstaben AN beginne.
    Die Beschreibung des Täters durch die beiden Zeugen war zwar einigermaßen übereinstimmend, aber dennoch etwas diffus. Der Mann sollte erheblich größer als mittelgroß gewesen und Jeans sowie eine schwarze oder dunkle Jacke mit einer Kapuze getragen haben. Von dem Gesicht des Mannes hätten sie nichts sehen können, vermutlich weil er, wie einer der Zeugen sagte, sich seine sogenannte Bankräuberkapuze übers Gesicht gezogen habe. Der zweite Zeuge war der Ansicht, es müsse sich »eindeutig« um einen Neger gehandelt haben; weil dieser Mann der angetrunkene der beiden war, beurteilte die Polizei seine Angabe in dieser Hinsicht spontan als weniger glaubwürdig.
    Schon bei der vorläufigen gerichtsmedizinischen Untersuchung, die in der Nacht stattfand, wurden einige der Kugeln gefunden. Diese waren von einem Typ, den sehr viele Polizeibeamte in Schweden sofort wiedererkennen würden, und wenn es auch das einzige Geschoß war, das sie würden identifizieren können: .357 Magnum, Metal Piercing, das Geschoß, das auch Olof Palme getötet hatte.
    Eine Suchaktion, die vier Minuten nach den Schüssen eingeleitet wurde, erwies sich als ergebnislos. Der vermutete Fluchtwagen des Täters wurde jedoch früh am nächsten Morgen im Parkverbot vor dem Johnson-Haus am Stureplan gefunden. Der Wagen war rund eine Stunde früher am selben Morgen als gestohlen gemeldet worden.
    Das Gewaltdezernat bei der Stockholmer Polizei ist die einzige Einheit dieser Art des schwedischen Polizeikorps, die der sogenannten Reichsmordkommission weder offiziell noch inoffiziell unterstellt ist und bei ihr auch keine Hilfsersuchen stellt. Dafür gibt es sowohl rationale wie auch einige eher vage psychologische Gründe. Da der Regierungsbezirk Stockholm der Polizeidistrikt des Landes ist, in dem sich die mit Abstand meisten Gewaltverbrechen ereignen, ist das Gewaltdezernat sehr gut ausgerüstet, sowohl was Personal als auch andere Ressourcen betrifft. Hinzu kommt aber auch eine feste Überzeugung, beim Gewaltdezernat in Stockholm so gut zu sein, daß man die Hilfe von »Reichskriminalern« oder anderen Außenstehenden niemals brauche.
    Doch jetzt gab es zwei Umstände, die diese fast schon natürliche Ordnung komplizierten, die den Beamten des Gewaltdezernats fast schon zur zweiten Natur geworden war. Der eine Umstand war, daß die beiden Opfer zwei ausländische Männer mit einem nicht unbedeutenden kulturellen und politischen Hintergrund waren. Beide waren überdies in den Dreißigern gewesen. Der zweite Umstand war mit einem winzigen Unterschied der gleiche.
    Die beiden waren nämlich Kurden.
    Und der neue Chef des Gewaltdezernats in Stockholm war Kommissar Jan Köge, früherer Kurden-Experte bei der Säpo und einer der Urheber der sogenannten Kurden-Spur bei der Jagd nach Olof Palmes Mördern.
    Da eines der beiden Mordopfer, Mehmet Rehmsa, unter anderem auf Veranlassung Jan Köges als eins der »Gehirne« hinter dem Mord an Olof

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