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Über jeden Verdacht erhaben

Über jeden Verdacht erhaben

Titel: Über jeden Verdacht erhaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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(kurze Zeit später zeigte sich jedoch, daß keiner der beiden Ermordeten Moslem gewesen war) mit dem Regime in Iran, das an und für sich hinter dem Mord an Olof Palme stehen könne, sowie mit dem Mord an Moslems in Umeå, Linköping und Västerås. Da gerade das Mordopfer in Linköping ein Befürworter der vom iranischen Regime bevorzugten Auslegung des Korans gewesen sei, sei er somit hingerichtet worden, weil er in seinem Glauben schwankend geworden sei; folglich sei auch er ein Überläufer.
    In der Fernsehnachrichtensendung Rapport wurde die Theorie lanciert, die Wahl des Geschoßtyps sei ein geheimes Zeichen, genauer eine unausgesprochene Warnung an Mitglieder der Verschwörung gegen Olof Palme, ob Kurden oder Polizeibeamte. Wichtig sei lediglich, daß die Wahl des Geschoßtyps als Erinnerung zu verstehen sei, was demjenigen geschehe, der nicht den Mund halte. Folglich könnten die Opfer beteiligt gewesen sein. Dann seien sie als Warnung für andere ermordet worden. Man habe sie also gerade wegen ihrer Beteiligung an dem Palme-Mord erschossen. Vielleicht seien sie aber auch erschossen worden, weil sie nicht beteiligt gewesen seien, nämlich weil beispielsweise rechtsextremistische Polizeibeamte lieber Kurden erschossen, um ein Exempel zu statuieren, als andere Polizisten mit nazistischen Neigungen zu erledigen.
    Eine Woche später konnte das Magazin Pin-Up enthüllen, daß die Polizeibeamten, die Pin-Up zufolge des Mordes an Olof Palme verdächtigt würden, zum Zeitpunkt des Doppelmordes in David Bagares gata zum Teil im Dienst gewesen seien, zum Teil aber auch dienstfrei gehabt hatten. Was beweise, daß sie höchst effektiv hätten zusammenarbeiten können, um die Tat durchzuführen; was wiederum beweise, daß die Theorie von einem Alleintäter nur eine falsche Fährte sei.
    Die Kriminalreporter von Aftonbladet entschieden sich dafür, von dem Laserzielgerät auszugehen. Vielleicht habe man den Falschen als Lasermann festgenommen. Jetzt habe der wirkliche Lasermann zugeschlagen, nachdem er sich eine Zeitlang zurückgehalten habe. Was wiederum erklären könne, daß der Lasermann, der bereits vom Amtsgericht verurteilt worden sei, jetzt mit verschiedenen Methoden – meist dadurch, daß er seine Verteidiger verprügele, um sie gegen andere auswechseln zu können – verzweifelt vor dem Oberlandesgericht kämpfe, und das vielleicht sogar mit vollem Recht. Was jetzt geschehen sei, könne vielleicht als Grund für ein Wiederaufnahmegesuch des vielleicht unschuldigen Ausonius dienen. Der Aushang der Zeitung an jenem Tag zeigte ein großes Foto von Ausonius und darunter die Unterschrift: VIELLEICHT UNSCHULDIG?
    Rune Jansson hatte die Nachricht von dem Doppelmord an den beiden Kurden im Autoradio gehört, als er zu seinem Arbeitsplatz auf Kungsholmen unterwegs war. Er hatte also Zeit zum Nachdenken gehabt, bevor er sein Telefon in seinem Arbeitszimmer erreichen konnte. Er hatte über die besondere Komplikation nachgegrübelt, die es mit sich brachte, daß dieser für die Ermittlung sehr interessante Doppelmord sich ausgerechnet in Stockholm ereignet hatte, wo die Leute der Reichsmordkommission der bestehenden Ordnung zufolge sich in nichts einmischen konnten oder es auch nicht versuchen wollten. Dieser Fall sollte vom Gewaltdezernat in Stockholm übernommen werden. Die Reichsmordkommission war gezwungen, lange zu warten, bevor an eine Art Zusammenarbeit überhaupt zu denken war.
    Als er sein Zimmer betrat, bestand seine erste Amtshandlung folglich darin, an einem ganz anderen Ende zu beginnen. Er rief den Säpo-Chef an. Es war ein günstiger Zeitpunkt, um anzurufen. Er konnte direkt auf Sachfragen eingehen, ohne sein Beileid ausdrücken zu müssen. Überdies hatte er einen offiziellen Anlaß, sich zu melden. Er hatte nämlich höchst korrekt auf dem Dienstweg und sogar schriftlich darum gebeten, daß ihm der Säpo-Chef einige Fragen beantworte, und obwohl inzwischen acht Tage verstrichen waren, war noch keine Antwort eingegangen.
    Hamiltons Sekretärin erwiderte in gemessenem Ton, der Generaldirektor befinde sich seit zwei Tagen leider auf einer Auslandsreise. Sie habe noch keine Nachricht erhalten, wann er zurückkommen werde.
    Als Rune Jansson dann übellaunig murmelte, er habe darum gebeten, daß ihm einige Fragen beantwortet würden, teilte die Sekretärin ihm überraschend mit, sie wisse sehr wohl, worum es gehe. Der Generaldirektor habe sie außerdem gebeten, Rune Jansson im Fall seines Anrufs mitzuteilen,

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