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Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel

Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel

Titel: Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jandy Nelson
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Oliver Mellors, wie Mr Darcy und
Elizabeth Bennet! Klar, in Sachen Leidenschaft war ich schon immer eine Vertreterin der Urknallthese, aber als etwas rein Theoretisches, etwas, das in Büchern vorkommt, die man zuklappen und wieder ins Regal stellen kann, etwas, das ich mir vielleicht insgeheim sehr wünschte, mir aber nicht vorstellen konnte, dass es mir je passieren würde. Etwas, das Heldinnen wie Bailey erleben, Mädchen mit Hauptrollenpotenzial, die andere in Aufruhr versetzen. Aber jetzt bin ich total abgedreht und küsse alles, was mir vor die Lippen kommt: mein Kissen, Sessel, Türrahmen, Spiegel – und dabei stelle ich mir immer diese eine Person vor, die ich mir nicht vorstellen sollte, die Person, die ich – wie ich meiner Schwester versprochen habe – nie wieder küssen werde. Die eine Person, in deren Gegenwart ich mich ein bisschen weniger ängstlich fühle.
    Die Haustür knallt zu und reißt mich aus Tobys verbotenen Armen.
    Das ist Big. Beweisstück C: Ich höre ihn geradewegs ins Esszimmer stapfen, wo er erst vor zwei Tagen seine Pyramiden enthüllt hat. Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Er hat sie vor Jahren gebaut, nach irgendeinem mathematischen Prinzip, das in der Geometrie der ägyptischen Pyramiden verborgen ist. (Wer weiß? Der Typ redet ja auch mit Bäumen.) Laut Big haben seine Pyramiden, ebenso wie die im Mittleren Osten, außergewöhnliche Eigenschaften. Er hat immer geglaubt, seine Nachbauten könnten bei Schnittblumen und Früchten die Haltbarkeit verlängern und sogar Käfer wieder zum Leben erwecken, und deshalb hat er all dieses Zeug zu Studienzwecken unter die Pyramiden gelegt.
Während seiner Pyramidenphasen haben Big, Bailey und ich Stunden damit verbracht, das Haus nach toten Fliegen oder Spinnen abzusuchen, und jeden Morgen sind wir in der Hoffnung, eine Wiederauferstehung mitzuerleben, zu den Pyramiden gelaufen. Hat nie geklappt. Aber immer wenn Big so richtig von der Rolle ist, kommt der Nekromant in ihm zum Vorschein und mit ihm die Pyramiden. Dieses Mal betreibt er die Sache mit einem ungeheuren Eifer, ist ganz sicher, dass es klappen wird, ganz sicher, dass er vorher nur gescheitert ist, weil er ein entscheidendes Element vergessen hat: eine elektrisch aufgeladene Spirale, die er jetzt unter jeder Pyramide angebracht hat.
    Kurze Zeit später segelt ein bekiffter Big an meiner offenen Tür vorbei. Er hat so viel Gras geraucht, dass er zu Hause wie ein riesiger Ballon über Grama und mir herumschwebt – jedes Mal, wenn er mir begegnet, möchte ich ihn am liebsten an einem Stuhl festbinden.
    Er kommt wieder zurück, bleibt eine Weile in meiner Tür stehen.
    »Morgen gebe ich noch ein paar tote Motten dazu«, sagt er, als würde er ein Gespräch wiederaufnehmen.
    Ich nicke. »Gute Idee.«
    Er erwidert mein Nicken, dann schwebt er davon zu seinem Zimmer und höchstwahrscheinlich zum Fenster hinaus.
    Das sind wir. Zwei Monate – und die Zeit läuft. Die Zentrale des Irrenhauses.
     
    Am nächsten Morgen bereitet eine geduschte, behandtuchte Grama die Frühstücksasche vor, Big fegt die Deckenbalken
auf der Suche nach toten Motten, die er unter die Pyramiden legen kann, und ich versuche, nicht mit meinem Löffel herumzumachen, da klopft es an der Tür. Auf einmal erstarren wir alle vor Entsetzen darüber, dass es Zeugen für die stumme Nebenvorstellung unserer Trauer geben könnte. Auf Zehenspitzen schleiche ich an die Haustür, um ja keinen Hinweis darauf zu geben, dass wir tatsächlich zu Hause sind. Ich spähe durch das Guckloch: Da steht Joe Fontaine, munter wie sonst was dreinschauend, ganz so, als würde die Haustür ihm Witze erzählen. In der Hand hat er eine Gitarre.
    »Alle Mann in Deckung«, flüstere ich. Ich weiß sämtliche Jungs lieber ganz sicher in den Winkeln meiner sexverrückten Gedankenwelt als vor der Tür unseres kenternden Hauses. Das gilt ganz besonders für diesen Minnesänger. Seit Ferienbeginn habe ich meine Klarinette nicht mehr aus dem Kasten geholt. Ich habe nicht die Absicht, zu den Proben des Sommerorchesters zu gehen.
    »Unsinn«, sagt Grama und macht sich in ihrem grelllila Ensemble aus einem Badetuchgewand und einem rosa Handtuchturban auf den Weg zur Haustür. »Wer ist es denn?«, fragt sie mich in einem Flüsterton, der um hundert Dezibel lauter ist als ihre normale Sprechstimme.
    »Dieser Junge aus dem Orchester, Grama. Das pack ich nicht.« Ich schlenkere die Arme vor und zurück und versuche sie in die Küche zu scheuchen.
    Ich

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