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Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel

Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel

Titel: Über mir der Himmel - Nelson, J: Über mir der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jandy Nelson
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.« Ich will mir die Hände vors Gesicht halten, aber er lässt mich nicht. Und dann ringen wir und lachen und viele, viele Minuten vergehen, ehe ich mich daran erinnere, dass meine Schwester gestorben ist.

24. Kapitel

    (Gefunden auf einem Bonbonpapier im Wald hinter der Clover High)
    H SEHE TOBYS TRUCK vor dem aus und die Wut fährt in mich ie ein Blitz. Warum kann er sich cht mal einen verdammten Tag on mir fernhalten? Ich will einfach ur dieses Glück genießen. Bitte.
    Ich finde Grama im Atelier beim einigen ihrer Pinsel. Toby ist nicht in Sicht.
    »Warum hängt er immer hier rum?«, zische ich Grama zu. Sie guckt mich erstaunt an. »Was ist denn mit dir los, Lennie? Ich hab ihn angerufen, weil er mir helfen sollte, die Spaliere im Garten zu reparieren, und er hat gesagt, er schaut vorbei, wenn er auf der Ranch fertig ist.«
    »Kannst du nicht jemand anders holen?« In meiner Stimme brodeln Wut und Empörung. Für Grama muss es sich anhören, als wäre ich völlig übergeschnappt, da bin ich mir sicher. Ich bin übergeschnappt – ich will einfach nur verliebt
sein. Ich will diese Freude spüren. Und ich will mich nicht mit Toby abgeben, mit Kummer und Trauer und Schuld und TOD: Ich hab die Schnauze voll von TOD.
    Grama wirkt nicht erfreut. »Gott, Len, hast du denn kein Herz? Der Junge ist fertig. Wenn er bei uns ist, geht es ihm besser. Wir sind die Einzigen, die Verständnis haben. Jedenfalls hat er gestern Abend so was gesagt.«
    Sie lässt die Pinsel über dem Becken abtropfen, bei jedem Schütteln knackt ihr Handgelenk dramatisch. »Ich hab dich doch gefragt, ob zwischen euch alles in Ordnung ist, da hast du Ja gesagt. Ich hab dir geglaubt.«
    Ich atme tief ein und lasse die Luft langsam wieder raus, dabei versuche ich, Mr Hyde wieder in die Schranken meines Körpers zurückzudrängen. »Schon okay, alles in Ordnung, tut mir leid. Ich weiß nicht, was mit mir los ist.« Dann mach ich auf Grama und geh einfach aus dem Raum.
    Oben im Allerheiligsten lege ich den widerlichsten Headbanger-Punk auf, den ich habe, eine Band aus San Francisco, die sich Filth nennt. Ich weiß, dass Toby jede Art von Punk verabscheut, denn das war immer ein Streitpunkt zwischen ihm und Bailey, die Punk liebte. Schließlich hat er sie zu der Countrymusik bekehrt, die er mag, und zu Willie Nelson, Hank Williams und Johnny Cash, seiner Heiligen Dreieinigkeit, aber für Punk hat er sich nie erwärmen können.
    Die Musik hilft nicht. Ich hüpfe auf dem blauen Tanzteppich, schüttele den Kopf zum hämmernden Rhythmus, bin aber selbst zum Punken zu wütend, WEIL ICH NICHT ALLEIN IM KÜRBISALLERHEILIGSTEN TANZEN WILL. Innerhalb eines Augenblicks hat sich all
die Wut, die ich eben noch für Toby empfunden habe, auf Bailey übertragen. Ich versteh nicht, wie sie mir das antun und mich hier ganz allein lassen konnte. Besonders weil sie mir ihr Leben lang geschworen hat, nie, NIE zu verschwinden wie Mom, dass wir einander immer haben würden, immer, IMMER, IMMER. »Das ist der einzige Pakt, der wirklich etwas bedeutet, Bailey!«, rufe ich laut, nehme das Kissen und schlage damit wieder und wieder aufs Bett ein, bis ich endlich, viele, viele Songs später, ein bisschen ruhiger werde.
    Ich lasse mich aufs Bett fallen, bleibe keuchend und schwitzend auf dem Rücken liegen. Wie überlebe ich dieses Vermissen? Wie machen andere das? Immerzu sterben Leute. Jeden Tag. Jede Stunde. Überall auf der Welt gibt es Familien, die auf Betten starren, in denen nicht mehr geschlafen wird, Schuhe, die nicht mehr getragen werden. Familien, die eine bestimmte Marke Frühstücksflocken nicht mehr kaufen müssen, ein Shampoo. Überall gibt es Leute, die vor Kinos Schlange stehen, Gardinen kaufen, mit Hunden spazieren gehen, während in ihnen die Herzen in Stücke reißen. Jahre lang. Leben lang. Ich glaube nicht, dass die Zeit heilt. Ich will das auch nicht. Wenn ich heile, heißt das dann nicht, dass ich die Welt ohne sie akzeptiert habe?
    Mir fällt das Heft wieder ein. Ich stehe auf, drehe Filth ab und lege ein Nocturne von Chopin auf, weil mich das vielleicht beruhigen kann, und gehe zu ihrem Schreibtisch. Ich hole das Heft raus, schlage die letzte Seite auf, wo ein paar Kombinationen von Moms Namen noch nicht ausgestrichen sind. Die ganze Seite ist voll mit Kombinationen von
Moms Namen mit Dickens-Charakteren. Paige/Twist, Paige/Fagan, Walker/Havisham, Walker/Oliver/Paige, Pip/ Paige.
    Ich fahre den Computer hoch, gebe Paige Twist ein und durchsuche

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