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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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viel
fehlen. Alles, was schlimmer ist als ein infizierter Niednagel, würde die
Möglichkeiten dort völlig überfordern.«
    »Wie ich sehe, bist du nicht gerade gut
aufgelegt. Ich fange am besten mit den Pfannkuchen an.«
    Helen begab sich in die Küche. Peter
stand im Badezimmer und schabte sich die über Nacht angesammelten Spuren von
Borstigkeit und Grübelei vom Gesicht. War es nur ein merkwürdiger Zufall, daß
Swope, so bald nachdem er die Öffentlichkeit auf den Runenstein aufmerksam
gemacht hatte, in einen Unfall verwickelt war? War es eine natürliche Folge
davon, daß er wie der Teufel herumgerast war und stundenlang ununterbrochen auf
seinem klapprigen Motorrad gesessen hatte, bis er am Ende genauso erledigt
gewesen war wie alle anderen?
    Oder war etwas geschehen, das Shandy
mit ein wenig Voraussicht hätte verhindern können? Vor wie vielen Personen
hatte wohl Fergy sein albernes Geschwätz über den Fluch des Runensteins
wiederholt? Wie vielen waren dabei eigene Flüche durch den Kopf gegangen?
Shandy machte sich Vorwürfe, stand in seiner Unterwäsche mitten im Zimmer und
fragte sich, was er wohl anziehen sollte. Die Zeiten, in denen er lediglich
zwischen einem guten grauen Anzug und einer Cordhose, die er im Rübenfeld trug,
zu wählen hatte, waren vorbei. Seit er ein verheirateter Mann war, wurde seine
Garderobe immer umfangreicher. Er entschied sich für ein kurzärmliges blaues
Hemd und eine Hose von einem etwas dunkleren Blau und begab sich zu Tisch.
    »Helen, glaubst du an Wikingerflüche?«
    »Aber natürlich. Wie viele Würstchen
möchtest du?«
    »Hör mir mal bitte ernsthaft zu,
verdammt nochmal! Es handelt sich schließlich um eine sehr ernste
Angelegenheit. Sechs, acht. Oder lieber doch zuerst nur drei oder vier.
Übrigens, deine Pfannkuchen sind hervorragend. Kompliment für die Köchin.
Willst du denn keine?«
    »Oh, ist es der Köchin denn erlaubt, mit
dem Herrn und Meister zu speisen? Vielleicht sollte ich es doch noch mit einem
Würstchen versuchen, jetzt, wo du es sagst.«
    Helen machte sich einen Teller zurecht
und setzte sich Peter gegenüber. »Was die Flüche betrifft, wobei ich vermute,
daß du dich auf die Sache mit Cronkite Swope beziehst, den du offenbar zu
besuchen gedenkst, wenn ich deine Kleidung richtig interpretiere — weißt du,
Peter, Blau steht dir wirklich hervorragend nehme ich an, daß die Hälfte der
Bevölkerung von Balaclava der Meinung ist, daß Swope dem Fluch zum Opfer
gefallen ist — was wollte ich noch sagen? Ach ja, du fragtest, ob ich an Flüche
glaube. Natürlich gehen sie in Erfüllung, wenn man wirklich daran glaubt. Ich
meine damit, wenn man davon überzeugt ist, daß Orm Tokesson wirklich hinter
einem her ist, weil man an seinem Runenstein herumgefummelt hat, kann es
durchaus sein, daß man mit seinem Motorrad in einen heruntergefallenen Ast
fährt oder sonstwas, ohne daß es einem bewußt ist, und einfach dem armen alten
Orm alles in die Schuhe schiebt, statt zuzugeben, daß man Gewissensbisse hatte,
weil man beinahe Henny Horsefalls Farm ruiniert hätte. Oder meinst du nicht
auch?«
    »Du glaubst also, daß Swope sich selbst
bestraft hat, weil er das Chaos angezettelt hat?«
    »Warum nicht? Wenn man bösartig wäre,
könnte man sagen, daß er es selbst herausgefordert hat.«
    »Das wäre möglich. Aber wie würdest du
diese angeblichen Schuldgefühle damit in Einklang bringen, daß Swope den ganzen
Abend mit Feuereifer herumgefahren ist, wie wild geknipst hat und nicht
aufhörte, über den vermeintlichen Bombenartikel zu schwätzen, den er schreiben
würde? Liebe Gattin, ich behaupte hiermit, daß Swope, der mir ein anständiger
junger Mann zu sein scheint, zwar zweifellos Gewissensbisse hatte, was die
Begebenheiten auf der Farm betraf, und sein Bestes tat, um alles
wiedergutzumachen, aber keineswegs Grund hatte, sich schuldig zu fühlen, nur
weil er einen dicken journalistischen Fisch an Land gezogen hatte, denn dafür
wird er immerhin bezahlt, und sich auch deshalb überhaupt nicht schuldig
fühlte.«
    »Auch ein Killer tut nur das, wofür er
bezahlt wird, und fühlt sich vielleicht trotzdem schuldig«, argumentierte
Fielen und legte ein weiteres Würstchen auf Peters Teller, »wenn auch
vielleicht nur unbewußt.«
    »Wenn er diese Art Unterbewußtsein
hätte, wurde er sich einen anderen Beruf ausgesucht haben«, erwiderte Peter mit
vollem Mund. »Jedenfalls würde ich nur zu gerne glauben, daß es wirklich sein
Unterbewußtsein war, das ihn ins

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