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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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angespannte Atmosphäre, daß mein Schweiß unter der anliegenden Folienmaske widerlich zu kleben begann.
    „Sie hatte schon den Tod im Blut, ehe sie in das Kurierschiff stieg. Dann kamen noch die wahnwitzigen Beschleunigungen hinzu, die sie aber trotz ihres Zustandes gut ertragen hat. Nur schien der Effekt die Giftstoffe in ihrem Körper irgendwie angeregt zu haben. In Luna-Port war sie noch ziemlich gesund und geistig regsam. Der Zusammenbruch kam während des Überführungsfluges vom Raumhafen nach Washington. Die beiden Wissenschaftler da drin –“ er deutete auf die verschlossene Tür –, „waren an Bord des Lazarett-Transporters. Als es noch schlimmer wurde, ordnete Doktor Ofenburg die Notlandung in Omaha an. So kam sie in die hiesige Klinik. Die Geburt verlief einwandfrei, mehr aber nicht.“
    „Das – das Kind?“ fragte der Leutnant schwer.
    „Tot“, flüsterte der Alte rauh. „Total vergiftet, aber nicht durch natürliche Ursachen. Wir wissen nicht entfernt, was das zu bedeuten hat. Die Leiche wurde beschlagnahmt. Sie weiß es noch nicht. Passen Sie also auf. Wir haben sie sogar betrügen müssen. Sie verlangte nach dem Kind. Darüber brauchen wir uns aber nicht zu schämen.“
    Er tat es doch, ich fühlte es. Unser eisenharter Chef hatte also auch menschliche Seiten.
    Ich riß mich mühevoll von dem Gedanken los, und General Reling schien sich ebenfalls darum zu bemühen. Übergangslos wechselte er das Thema:
    „Sie war mit Doktor Festasa verheiratet, einem Minen-Geologen des staatlichen Mondkommandos.“
    „War?“
    „Ja. Er ist tot. Genauso tot wie die fünf anderen Personen aus seinem Arbeitsteam. Er war zur geologischen Untersuchung verschiedener Stollen eingesetzt worden. Sein Lager stand in den südlichen Ausläufern der berüchtigten Albara-Senkung, in der Sie Ihren letzten Einsatz durchführten. Festasa hat etwas gefunden, was unsere Experten zum Wahnsinn treiben wird. Noch wissen sie es nicht, aber ich sehe schwarz.“
    Albara-Senkung! Gebiet auf der Rückseite des Erdtrabanten, dabei so flach wie eine Schüssel und wie glasiert wirkend. Dort hatten wir jene unterlunare Stadt gefunden, die einwandfrei von erdenfremden Intelligenzen vor wenigstens hundertfünfzigtausend irdischen Jahren eingerichtet worden war. Mir schwindelte schon, wenn ich nur an die dort eingerichteten Maschinen-Ungeheuer dachte. Sie waren uns so fremd wie einem primitiven Amazonas-Indianer ein moderner Raumkreuzer mit Spaltplasma-Triebwerk.
    Ich sah unbewußt auf meine geballten Fäuste. Langsam wurde mir klar, daß wir uns in einer geradezu teuflischen Situation befanden. Was waren dagegen die Einsätze in Asien gewesen? Lächerliche Kleinigkeiten, sonst nichts.
    Als ich aufblickte, stand der Chef so dicht vor mir, daß ich seinen schnellen Atem spürte.
    „Konnat, können Sie sich auch nur annähernd vorstellen, wie man eine dieser Maschinen zum Laufen bringen kann? Oder können Sie mir etwa noch zusätzlich verraten, was danach geschieht? Was wird produziert? Was ist der Zweck eines einzigen dieser Aggregate? Sie haben dicht davor gestanden. Sie haben sogar Geräte bei der Arbeit gesehen.“
    „Ja, die waren aber nicht von Erdenmenschen angestellt worden“, gab ich rauh zurück. „Das waren jene Dinger, die sich so wunderschön verformen konnten. Außerdem wußten die auch nicht genau, an welchem Schalter sie nun zu drücken hatten. Es liefen nur unwichtige Nebenaggregate, deren Sinn man annähernd verstehen konnte. Die werden unsere Könner ja wohl auch getestet haben.“
    Er lachte tief und grollend, ohne jede echte Freude.
    „Denken Sie, mein Lieber! Ihre angeblich laufenden Maschinen waren Geräte irdischen Ursprungs. Das konnten Sie aus der Entfernung und in den wenigen Augenblicken nur nicht feststellen. Dazu stehen da noch einige Klimaanlagen unserer metabolischen Freunde herum. Das haben Sie auch nicht erfassen können. Von dem marsianischen Erbe verstehen wir nicht die Spur, die anderen Kreaturen aber auch nicht. Vielleicht eine winzige Idee mehr, was wir aber als nebensächlich ansehen. Vor sechzehn Stunden ist über dem Shonian-Gebirge ein Flugkörper abgeschossen worden, zu dem man in früheren Zeiten Untertasse gesagt hätte. Das ging kurz und schmerzlos. Unser Plasmajäger war schneller, und seine Waffen besser. Wissen Sie auch, weshalb die besser waren?“
    Er schien mit jeder Nervenfaser zu lauern, und ich sank mehr und mehr in mich zusammen. Das Shonian-Gebirge lag südlich des

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