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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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gedrückt.“
    „Wurde Luft in den Stollen eingelassen?“ entschlüpfte mir die Frage. „Sie wissen doch, daß sich in einem Vakuum keine Schallwellen bilden können. Wenn Sie es zischen hörten –!“
    „Es zischte“, unterbrach sie mich monoton. „Immer lauter. Ich wurde auf die Plattform geworfen, und etwas wollte mich nach oben ziehen. Dann wurde das helle Leuchten noch stärker, und Männer in glänzenden Raumanzügen kamen. Da sah ich Alberto nicht mehr. Es war keine Wand mehr da.“
    „Was bemerkten Sie in dem Augenblick?“ drängte Reling. „Was? Die Maschinen?“
    „Ja, Maschinen“, hauchte sie mit ersterbender Stimme. „Groß und gewaltig. Es brummte sehr tief, und das Leuchten war noch stärker. Die Fremden gingen in den Saal, und dann war wieder die Wand da. Es zischte auch nicht mehr. Ich konnte nichts mehr hören, und da fuhr ich mit der Plattform nach oben. Da blieb ich, bis die Maschine kam. Wenn Sie Alberto sehen, so sagen Sie ihm doch …“
    Es war nichts mehr zu machen. Die überraschende Wirkung der Droge ließ ganz plötzlich nach, und ehe sie ihre sinnlosen Worte noch vollenden konnte, sank sie schon wieder in den teilnahmslosen Zustand zurück.
    Die Hände flatterten unter der Decke, und Bulbé begann wortlos mit der Bluterneuerung.
    „Mrs. Festasa – haben Sie etwa Ihren Helm geöffnet, als der Luftstrom kam? Mrs. –!“
    „Sinnlos, Sir“, sagte Doktor Hatteras betont ruhig. „Sie wird nicht mehr antworten können.“
    Die lauten Rufe des Alten verstummten. Im Zimmer hing nur hoch der unregelmäßige Atem der jungen Frau, die sich wieder in einem fernen Land befand. Das unbekannte Gift war stärker als wir.
    „Viel und nichts“, murmelte TS-19. „Männer in glänzenden Raumanzügen. Haben wir auch in der Form von hochglanzpolierten Tagesseiten-Kombinationen. Die auftreffenden Sonnenstrahlungen können gut reflektiert werden.“
    „Wem sagen Sie das!“ fuhr der Alte auf. „Mir genügt der Bericht vollständig, um mir schlaflose Nächte zu bereiten. Allein der Gedanke an die Unbekannten macht mir schon Kopfschmerzen. Bulbé – ist sie transportfähig? Der Professor behauptet das Gegenteil.“
    „Unsinn. Es ist absolut gleichgültig, ob sie in diesem Zustand vorsichtig transportiert wird oder ob sie hier liegen bleibt. Mir wäre es auch lieber, wenn wir sie im Hauptquartier hätten. Vielleicht beginnt sie nochmals zu sprechen. Außerdem haben wir dort viel bessere Hilfsmittel.“
    „Okay, fordern Sie die Maschine an. Die Kindesleiche steht zu Ihrer Verfügung. Ich möchte innerhalb einer Woche wissen, was mit diesen Giftstoffen los ist.“
    „Alle Vollmachten, Sir?“ fragte unser Psychiater gelassen.
    „Alle, selbstverständlich. Fordern Sie an, was Sie benötigen. Bringen Sie alle Kapazitäten auf dem Gebiet in Ihre Forschungsanstalt. Wie, meine Herren – wie kann sie die Giftstoffe aufgenommen haben? Sie trug einen hermetisch abgeschlossenen Raumanzug.“
    „Läßt es sich noch feststellen, ob sie durch das Testventil eine Luftprobe aufgenommen hat?“
    Das war Ofenburgs Frage. Sie war sinnlos.
    „Natürlich nicht. Die Kombination ist irgendwo in Luna-Port, und dort dürfen wir nicht schon wieder Wind machen. Wenn die Öffentlichkeit mobil wird, erleben wir die Hölle.“
    Der Alte rief über das Mikro-Funksprechgerät einen uniformierten Beamten herbei. Anschließend hagelte es Befehle. Ehe wir noch unsere Maschine bestiegen, war das Bett schon leer. Auch die Kindesleiche verschwand im Riesenleib eines Lazarett-Transporters, der gleich darauf mit heulenden Rotorkränzen vom Landedach aufstieg.
    Die Tonbandaufnahmen wurden zur Auswertung ans Robotgehirn geschickt. Das erledigten drei unheimlich schnelle Plasmajäger des Raumkorps.
    Wir verließen die Stadt mit dem bedrückenden Gefühl, trotz aller Bemühungen so gut wie nichts erfahren zu haben. Mir gingen die „Männer in den glänzenden Raumanzügen“ nicht mehr aus dem Kopf.
    Was hatte sie mit dem hellen Leuchten gemeint? Alles war so unbestimmt und undurchsichtig. Nach einem schnellen Flug kamen wir wenig später im Hauptquartier an, wo schon längst die GWA-Maschinerie auf Hochtouren lief.
    Der Alte kletterte zuerst auf das Landedach, und da drehte er sich plötzlich um. Ich blickte wieder in seine unruhigen Augen.
    „Eh – sagte sie nicht, jeder hätte gelacht, als dieser Fremde auftauchte? Sagte sie es?“
    Das war genau das, was ich mir eben überlegt hatte.
    „Genau, Chef. Sie fragen sich auch,

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