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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Mond-Nordpols, gar nicht so weit von Luna-Port entfernt.
    „Nein, können Sie nicht wissen“, lachte Reling trocken. „Unser genialer Professor, genannt Scheuning, der Unglücksvogel, hat dem Mondjäger eine Waffe eingebaut, zu der er kurz und bündig Strahlkanone sagt. In seiner köstlichen Naivität hat er dem Piloten des Jägers nach etwa zwanzigstündiger Super-Überlegung gerade verraten können, wo der Feuerkopf sitzt. Überlegen Sie sich das, Konnat! Unser bester Kernphysiker brauchte zwanzig Stunden, um den Feuermechanismus einer marsianischen Waffe so ungefähr zu entdecken. Wie das Ding nun arbeitet, welche Prozesse dabei ablaufen und wie die Energie gebündelt und abgestrahlt wird, kann er Ihnen mit dem besten Willen nicht sagen. Unser Pilot erwischte die Untertasse über dem Gebirge und drückte angstzitternd auf den Schalter, der ihm von Scheuning persönlich in die Kabine einmontiert worden war. Das Höllending in der Bugspitze begann auch prompt zu spucken, und plötzlich waren von dem anderen Schiff nur noch klägliche Überreste zu sehen. Eine Bergspitze wurde nebenbei abrasiert und in einen glühenden Gesteinskuchen verwandelt. Jetzt will Scheuning noch andere Plasmajäger mit den gefundenen Mordwerkzeugen ausrüsten. Ich habe ihn vorsichtshalber festsetzen lassen, sonst jagt er mir noch den ganzen Mond in die Luft – wollte sagen in das Nichts des Raumes. So sieht die Sache aus, Konnat. Wir stehen wie die Kinder vor einem unbegreiflichen Rätsel, und plötzlich kommt eine junge Frau ohne jede wissenschaftliche Schulung mit einer Meldung an, die mich bald die Wände hochgehen ließ. Sie starten morgen mit einem Spezialschiff, klar?“
    Ich begann unterdrückt zu wimmern.
    „Chef, ich gehe gleich noch höher, wenn Sie mir nicht bald sagen, was die Frau …“
    „Ruhe!“ Er lauschte scharf nach hinten, aber unsere Ärzte schienen noch immer beschäftigt zu sein.
    „Hoffentlich schaffen sie es“, flüsterte er. „Mrs. Festasa ist der erste Mensch, der marsianische Maschinen in vollster Tätigkeit gesehen hat. Was sagen Sie nun?“
    An tausendfältige Überraschungen gewöhnt, konnte ich nur noch stumm in die grauen Augen sehen.
    „Sir, machen Sie uns nicht kopfscheu“, sagte TS-19 dumpf. „Auch ich war dabei, als die unterlunare Marsstadt entdeckt wurde. Wer soll denn jene Maschinen bedient haben, die angeblich von ihr in voller Tätigkeit gesehen worden sind? Da komme ich nicht mehr mit! Wer kann das überhaupt, wenn schon ein Professor Dr. Dr. Scheuning zwanzig Stunden benötigt, um einen direkt lächerlichen Feuermechanismus zu finden. Das ist doch unfaßbar. Sir – wir sind real denkende Menschen, die man jahrelang dafür geschult hat, der Ursache auf den Grund zu ge hen. Wer hat die Maschinen bedient, und wo sind sie zu finden?“
    „Vordringlich nicht in den unterlunaren Anlagen, die Sie beim letzten Einsatz entdeckt haben“, entgegnete er knapp.
    „Der Forschungstrupp unter Doktor Festasa fand einen enorm großen Stollen, der anscheinend als Verbindung zwischen der bekannten Anlage und einer anderen, uns noch unbekannten Niederlassung gedient hat. Untersuchungen auf streng geheimer Basis sind angelaufen. Ich erwarte stündlich den Bericht der Fachleute. Vorher können Sie nicht starten. Seien Sie aber versichert, daß wir Ihnen in den vergangenen vier Wochen eine dicke Suppe eingebrockt haben.“
    Wenn ich noch nie im Leben etwas geglaubt hatte – das nahm ich als bare Münze hin.
    „Sie muß durchkommen“, murmelte der Alte geistesabwesend. Er durchmaß schon wieder das kleine Vorzimmer. „Sie muß! Ihr Wissen ist unbezahlbar. Wenn ich nur wüßte, was sie derart plötzlich niedergeworfen hat! Da muß doch etwas sein, was wir einfach nicht vertragen können. Doktor Ofenburg vermutet die Krankheitsquelle in der dortigen Atmosphäre. Sie werden allerhand zu tun bekommen, Konnat.“
    Ich lachte mißtönend. Die Erregung schien sich auf meine Stimmbänder zu schlagen, weshalb ich heilfroh war, daß sich in dem Augenblick die Tür öffnete.
    Doktor Bulbé erschien. Sein Gesicht war hart und verbissen.
    Der Alte stand plötzlich steif und reglos. Nur seine Augen fragten.
    „Hoffnungslos, Sir“, sagte der Mediziner schwankend. „Wir können nichts, aber auch gar nichts zu ihrer Rettung tun.“
    „Ist sie vernehmungsfähig? Einigermaßen klar denkend?“ fragte der Chef bebend.
    „Ja, etwa wie ein Schlafwandler. Die Symptome deuten auf eine allmähliche Ausschaltung des

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