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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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mal sehen, wo das Ding hält. Der Bau da vorn sieht mir ganz nach einem Kraftwerk aus. Vielleicht haben wir den Lebensnerv der ganzen Stadt getroffen.“
    Ich gab Manzo ein Zeichen, da die zehn Minuten um waren. Laut rief ich ihm zu: „Mitteilen, daß der Wagen gerade hält. Umgebung schildern, Atomsonnen nicht vergessen. Vor uns offensichtlich ein Turmbau, in dem laufende Maschinen aufgestellt sind. Laufende, verstanden? Los schon, gib durch.“ Indessen er den Blick in sich kehrte, hielten wir dicht vor einer breiten Metallplattform weit über dem Boden. Das ganze Ding hing freischwebend in der Luft, als wäre es schwerelos.
    Alles wirkte so zerbrechlich und elegant, aber es schien doch sehr stabil zu sein.
    Wir blieben sitzen und sahen uns gegenseitig an. Hannibal zeigte eine ungemein blasse Nasenspitze.
    „Meldung bestätigt“, grollte hinter mir Manzos Stimme. „Auswertung läuft an, Truppenverschiebungen in unauffälliger Form werden befohlen. Wir sind dicht unter dem Bohrschacht drei mit der darin lagernden C-Bombe. Über uns müssen wenigstens 4000 Meter stabiler Fels sein.“
    „Demnach liegt die Bombe noch 1000 Meter über uns“, hustete ich blaß werdend. „Ob diese Riesenhöhlungen stabil genug sind, den unheimlichen Druck und die Temperaturen bei einer Explosion auszuhalten? Glaube ich nicht! Aussteigen, Kleiner. Nicht nervös werden. Mir scheint, als wären wir hier gänzlich ungestört. Oder hörst du etwas?“
    Ich drehte den Kopf, aber Manzo verneinte.
     
    7. Kapitel
     
    Wir hielten die Thermo-Rak-Pistolen trotzdem schußbereit.
    Vor uns lag der geschwungene Eingang zu den höheren Stockwerken des Turmbaues. Er oder es kam jedoch nicht aus dem Tor, sondern von oben die Straßenspirale hinunter.
    Nein, es mußte ein „Er“ sein, ein durch und durch menschenähnliches Wesen in einem metallisch funkelnden Raumanzug.
    Wir standen hinter der Deckung der hier abgestellten Gleiter. Sie war nur dürftig und diente mehr zur moralischen Stütze denn als wirkliche Deckung. Die Linsen waren ja so flach.
    Er schritt so gleichmäßig und gelassen aus, als hätte er uns gar nicht gesehen. Dabei war er so überraschend um die Biegung gekommen, daß sein Blick unweigerlich auf uns gefallen sein mußte.
    Ich hörte die harten, knallenden Schritte, deren Schall sich irgendwo an den Wänden brach.
    Da begann Manzo plötzlich zu stöhnen, und ein unbegreifliches Grauen stand in seinen Augen. Ich fühlte jeden Nerv zu-cken. Meine Knöchel zeichneten sich deutlich unter den dünnen Handschuhen des noch geöffneten Raumanzuges ab, so fest preßten sich die Finger um den langen Schaft der gefährlichen Waffe.
    „Nein, nein, nicht das“, stöhnte der Mutant, und seine verkrümmte Haltung lockerte sich. „Das kann doch nicht sein. Nein – oh, Narren sind wir, verfluchte Narren.“
    Dann stand er sogar noch aus seiner Deckung auf und ging auf schwankenden Säulenbeinen einige Schritte nach vorn.
    „Zurück“, zischelte ich maßlos erregt. „Du versperrst mir ja das Schußfeld.“
    Er lachte, wie ich es noch nie aus seinem Mund gehört hatte.
    „Brauchen Sie nicht, Sir. Dem Ding verbiege ich sämtliche Teile mit bloßen Händen. Es denkt nicht, verstehen Sie! Es denkt viel zu wenig, um ein lebendes Gehirn zu haben. Unser positronisches Gedächtnis konnte ich auch nicht hören.“
    Da begann ich zu kapieren.
    Stumm und zutiefst gedemütigt, schritt ich hinter dem Mutanten her. Ja, er hatte recht. Das war ein Roboter – eine Maschine, die dem Menschen derart täuschend und lebensecht nachgebildet war, daß wir uns aus der Entfernung glatt getäuscht hatten. Das also waren die „Männer in den glänzenden Raumanzügen.“
    Kein Wunder, daß die Metallverkleidung dieser lebensechten Maschinen im hellen Licht glänzte. Kein Wunder, daß sie Mrs. Festasa für Menschen mit polierten Tagesseiten-Mondpanzern gehalten hatte.
    „Und jetzt?“ hörte ich hinter mir die brüchige Stimme des Kleinen. „Der Kerl sieht uns noch nicht mal an. Für den sind wir gar nicht da. Was macht er denn jetzt?“ Die wundervolle Maschine, das Erzeugnis einer vollendeten Technik, blieb an einem der Gleiter stehen, fuhr aus dem Metallkörper zwei biegsame Metallarme aus und benutzte sie als Allzweck-Werk- zeuge. Die menschengleichen Arme dienten nur als Hilfsgeräte.
    Nach einigen Augenblicken klappte die obere Schale des Fahrzeuges zurück, und er nahm einige Kontrollen an den sichtbar werdenden Schaltungen vor. Das war gleich

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