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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Verwundung in Kauf nehmen. Ende, gezeichnet, Reling.“
    Zur Hölle mit ihm! Der saß ja hinter dem grünen Tisch im HQ.
    „Ich werde dir notfalls etwas Fleisch aus deinen protzigen Muskeln schießen. Mit Normalgeschossen, versteht sich“, erklärte Hannibal gönnerhaft.
    „Verwundete Leute geben leichter auf, nicht wahr?“
    „Umgekehrt, mein Lieber“, erklärte ich beißend. „Ich schieße besser.“
    „Du hast kein Gefühl“, klagte er, doch die Augen huschten dabei in die Runde. Es war ein Geplänkel, das zur Beruhigung unserer Nerven diente. So etwas kann in brenzligen Situationen eine großartige Wirkung auf den seelischen Zustand der Leute haben. Manzo begann auch prompt zu grinsen, und das wilde Glühen in seinen Augen mäßigte sich. Ich atmete unwillkürlich auf. Haben Sie einmal einen beinahe 2,50 Meter großen und fast ebenso breiten Giganten neben sich stehen, der Sie mit einer ungewollten Handbewegung einfach auslöschen kann. Da beginnt aber der letzte Nerv zu zittern.
    „Weiter. Auf die andere Seite. Hinter den Maschinen ist Deckung genug. Immer sprungweise voran. Ich zuerst, ihr gebt mir Feuerschutz. Dann ihr, und ich warte. Okay?“
    „Fertig, Großer.“
    Ich raste wie ein Amokläufer mit aufgepeitschten Kräften über das blanke Metall. Es hatte so ausgesehen, als wäre der nächststehende Reaktor höchstens dreißig Meter entfernt. Es waren aber gute fünfzig Meter, wonach ich die Größe doch noch unterschätzt hatte.
    Nach Luft schnappend, kam ich drüben an. Ein abstrakt geformtes Nebenaggregat an einer Seitenwand der Riesenmaschine gab eine vorzügliche Deckung ab. Es war ein schönes Gefühl, MA-Metall vor dem Körper zu haben. Da ging so leicht nichts durch.
    Ich warf die Hand hoch, und die Männer begannen zu springen. Manzo schoß mit der Wucht einer Zugmaschine über den Boden. Hannibal flog förmlich mit blitzschnellen Sprüngen. Ohne die sehr schweren Ausrüstungen hätten sie tolle Sätze unter der geringen Schwerkraft vollführt. Das war aber nun vorbei. Sie brauchten für die fünfzig Meter schätzungsweise neun Sekunden, was durchaus ein Rekord war. Mit dem vielen Zeug ging es aber nicht schneller.
    Plötzlich stürzte der Kleine schwer zu Boden. Der Energiestrahler war ihm genau zwischen die Beine geraten. Das Ding war ja bald so lang wie unser ganzer Prachtleutnant.
    Ich stöhnte krampfhaft auf, und da riß ich erstmalig die marsianische Waffe aus der Halterung. Wenn jetzt etwas passierte, halfen nur mörderische Mittel.
    Manzo brüllte wie ein fürchterliches Untier in höchster Wut. Er verhielt mitten im Sprung und machte kehrt. Das hatte ich gar nicht anders erwartet. Es war nur gefährlich, daß sie mitten auf der weiten Fläche waren.
    Ich sah ganz kurz hin, und da hätte ich beinah etwas übersehen. Der Kleine schrie plötzlich laut und schrill.
    Weit hinten, mehr als zweihundert Meter entfernt und dazu hoch in der Wand, war ein anderer Gang. Er schien dort zu enden. Darin erkannte ich einige Gestalten, die sich nur schemenhaft gegen den dunkleren Hintergrund abhoben. Jetzt verschwammen sie ganz hinter einem aufglühenden Leuchten. In der Luft lag ein feines Singen mit so hohen Frequenzen, daß es die tiefen Laute des Reaktors gut übertönte.
    Ich hatte die bullige Waffe an der Schulter. In dem seltsamen Dreieckvisier erschien das Spiegelbild des Zieles.
    Ich schob den Daumenschalter kurz nach vorn. Die Querschnittverstellung war auf halb eingestellt und die Feuerstoß-Länge auf Kleinstwert.
    Etwas schmetterte gegen meine vom Formstück des Raumanzuges gepanzerte Schulter. Röhrende Energie hing in der kreischend ausweichenden Luft, die sich entlang der violetten Strahlbahn sofort in hellste Weißglut erhitzte.
    Ich hatte den Daumen noch auf dem Feuerknopf, als es drüben schon einschlug. In das Donnern der verdrängten Luftmoleküle mischte sich helles Zischen. Helle Sturzbäche aus verflüssigter Materie glitten wabernd nach unten, wo sie wild sprühend aufschlugen.
    Hitze, Hitze und nochmals Hitze schlug uns entgegen. Ich klappte mit der linken Hand automatisch den Helm über den Kopf, und schon begann der damit geschaltete Automat zu arbeiten. Reine, klare Luft strömte aus den Flaschen. Die Klimaanlage ging auf Kühlungswert, und die Helmsauger rissen die Feuchtigkeit von meinem Gesicht.
    Da oben war der Teufel los. Vom „Roten Leuchten“ war nichts mehr zu sehen, aber dafür kochte ein Teil der Hallenwand.
    Darin war plötzlich ein fauchender Sturmwind.

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