Überfällig
Überlebenden hatten sich nach Südamerika und Nordafrika geflüchtet, wo im Laufe der verstreichenden Jahrtausende hochstehende Kulturen entstanden.
Das war aber viel später gewesen. Der Untergang für vier Milliarden Marsbewohner kam mit dem Einsatz einer Waffe, zu der wir „rotes Leuchten“ sagten. Vier Milliarden Kreaturen verfielen in Apathie und verkümmerten mit ihren zerstörten Nervensystemen.
Die Unbekannten hatten sich inzwischen auf dem Mond festgesetzt, wo sie von den Resten der marsianischen Flotte in einen derartigen Gammaschauer gehüllt wurden daß sie unfruchtbar wurden.
Auf einem Jupitermond gab es jedoch noch eine Station mit zeugungsfähigen Kreaturen. Die Hölle Mond bot keine Lebensmöglichkeiten mehr, und die marsianischen Einrichtungen wurden noch nicht einwandfrei verstanden. Zudem herrschte dort nach wie vor der Gammatod. Dort waren Kobaltbomben explodiert, als der irdische Affenmensch noch mit stumpfen Augen den rasenden Mars-Raumschiffen nachsah und an allmächtige Götter glaubte.
Auf dem Jupitermond Ganymed wurde eine künstliche Aufzucht von Nachkommen geplant. Werdenden Müttern wurde die Leibesfrucht entnommen und konserviert. Als die Reste der Marsflotte auch diesen Jupitermond angriffen, befanden sich schon die Raumtransporter mit den Embryos unterwegs zum irdischen Mond, wo die dort lebenden und unfruchtbar gewordenen Eroberer vom vierten Planeten der Sonne Deneb inzwischen die marsianischen Untergrundstädte studiert hatten. Da man sich auf dem Mond in Sicherheit glaubte, wurden die in strahlungssicheren Behältern angebrachten Keime in einem biologisch großartigen Verfahren eingelagert, tiefgekühlt konserviert und zur künstlichen Weiterentwicklung vorbereitet.
Robotgeräte wurden für die Überwachung erschaffen. Als der letzte unfruchtbare Deneber starb, standen in den speziell eingerichteten Hallen 20 000 Behälter mit keimenden Nachkommen. Nimmermüde Maschinen und unerschöpfliche Kraftstationen sorgten für die planmäßige Überwachung der im lebenserhaltenden Tiefschlaf liegenden Keime in allen Stadien der natürlichen Entwicklung.
Man hatte Zeit, sehr viel Zeit. Die radioaktiven Nebenprodukte, mit denen der Mond von marsianischen Raumschlachtschiffen total verseucht worden war, konnten erst nach einer mit irdischen Werten bemessenen Zeitspanne von 15 000 Jahren unschädlich werden. So lange hatte man zu warten, um dem eingelagerten Leben gesunde Verhältnisse zu schaffen. Die Deneber erhielten die Nachkommen ihrer ebenfalls ausgerotteten Rasse. Mit der Eroberung des kriegerischen Mars’ hätten sie sich eben gewaltig getäuscht. Das waren keine Primitiven gewesen.
Dann waren die Roboter nach einer unglaublichen Zeitspanne in Aktion getreten. Maschinen erwachten, und Spezialaggregate wurden in Tätigkeit gesetzt. Das marsianische MA-Metall war auch den Denebern bekannt gewesen. Vor etwa 40 Erdenjahren war der erste Embryo in die Brutbehälter gekommen. Etwa 120 fast geburtsreife Nachkommen folgten. Zusammen wurden etwa 140 Individuen unter sorgfältigster Überwachung geboren und aufgezogen. Ein Robotgehirn, das unser „Gedächtnis“ weit in den Schatten stellen mußte, hatte die Schulung übernommen. Im Hypnoseschlaf war den heranwachsenden Geschöpfen aus der Rasse der Deneber all das gelehrt worden, was ihre längst vergangenen Vorfahren wußten. Sie erhielten genaueste Kenntnisse über den vernichtenden Krieg mit dem Mars, und schließlich wurden sie zu Wissenschaftlern.
Ihre Ausbildung wurde durch die Lehrmethode rasch vorangetrieben. Sie begannen die marsianischen Untergrundstädte bis in jede Einzelheit zu beherrschen.
Als der Zeitpunkt der geistigen Reife gekommen war, erhielten sie vom Robotgehirn die Anweisung, von nun an für die „Geburt“ der noch konservierten Keime zu sorgen, auf daß nach dem Wunsch der Vorfahren die Rasse neu entstünde.
In dem Augenblick war Festasas Expedition in einen Hauptverbindungstunnel hineingeplatzt. Damit begann das Chaos und der erneute Kampf um die Macht.
Durch sorgfältige Beobachtungen im Laufe von 40 Erdenjahren hatten die fertig geschulten Deneber zu ihrem maßlosen Schrecken erkannt, daß die primitiven Höhlenbewohner der Erde inzwischen gelernt hatten. Sie waren sogar schon in den Weltraum vorgedrungen, und damit wurden sie gefährlich. Sie schienen auf dem besten Wege zu sein, die Marsianer abzulösen.
Die Deneber, die uns diese unfaßlichen Tatsachen mit einem kalten Spott mitgeteilt hatten,
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