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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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nichts.
    Auch ich erklärte, und dabei hieb ich meine Kodebezeichnung in die Morsetaste.
    Der Höckerdeckel klappte beinahe ganz zurück. Ich konnte die Federspannung gerade noch beseitigen. Mit zwei Griffen hatte ich das schwarze Ei aus der Halterung gelöst. Es war noch nicht einmal so groß wie meine Faust. Dann war die Klappe wieder zu, und wir sprachen erneut über die Verletzung.
    Hannibal zitterte plötzlich nicht mehr. Er hatte vollkommen kapiert, daß ich bei der Sitzung der erwachsenen Deneber handeln wollte.
    Er sagte nur bezeichnend:
    „Hm – ich glaube, daß wir uns noch in dem Turmbau mit den Maschinen befinden. Ich kann sie hören.“ Ja, ich hörte sie schon lange. Demnach wußten wir ziemlich genau, wo wir einen schnellen Gleiter zur Freiheit finden konnten. Wir mußten nur erst einmal draußen sein. Waren die wirklich von einem fernen Stern gekommen?
    O doch, das waren sie. Wenn man genauer hinsah, stellte man sehr erhebliche Unterschiede zum Menschen fest.
    „Kommen Sie“, sagte er in einem klaren Englisch. Sie hatten gut gelauscht und gut gelernt.
    Ich ging langsam auf ihn zu, und der Kleine folgte mir. Die Roboter verboten jeden Widerstand von selbst.
    „Und der Mutant?“ fragte ich so ruhig wie möglich.
    „Unwichtig. Er wird verenden. Es gibt nur sehr wenige von seiner Art auf Ihrem Planeten. Weshalb sollen wir ihn näher untersuchen?“
    „Es dürfte für Sie interessant und lehrreich sein. Viele Orte auf der Erde strahlen radioaktiv.“
    Er zögerte etwas, und ich erkannte, daß den Burschen nur mit zweckbestimmter Logik beizukommen war. Bitten nützten da überhaupt nichts.
    „Einverstanden. Einen Versuch ist er wert.“
    Ich sah ihn nicht an, da ich meine entsetzten Augen nicht zeigen konnte. Immer wieder sagte mir mein Verstand, daß dieser Deneber im embryonalen Zustand 187 000 Jahre lang im biologischen Erhaltungsschlaf gelegen hatte. Das war einfach unvorstellbar.
    Ein Robot nahm Manzo spielerisch leicht auf die Arme. Zehn Minuten später betraten wir einen großen Saal, der hoch oben im Turmbau liegen mußte.
    Sie saßen auf ringsum stehenden Polsterliegen, die für sie zu niedrig waren.
    Sie schienen im Rang alle gleichberechtigt zu sein. Fast jeder stellte Fragen, die zumeist die Verhältnisse auf der Erde betrafen. Ich mußte ausführlich meine Flucht schildern und die Gründe für die Verurteilung mitteilen. Nun – darin waren wir geeicht.
    Da sagte eine tiefe, grollende Stimme mit ungewohnter Zärtlichkeit:
    „Ja doch, mein Kleines, ich höre dich ja. Du mußt warten.“
    Ich wäre beinahe herumgefahren, doch so konnte ich mich noch beherrschen. Manzo war erwacht, und ich wußte auch wieso. Die kleine Kiny, die er nur „mein Kleines“ nannte, mußte verzweifelt nach ihm gerufen haben. Nur das konnte ihn aus seiner tiefen Ohnmacht erweckt haben.
    Er richtete sich ganz langsam vom Boden auf.
    Längst hatte ich den zweiten Zugang bemerkt, durch den die Deneber anscheinend gekommen waren. Die Roboter waren etwa dreißig Meter entfernt, und die Halle war mächtig groß.
    Als man uns anzuhalten befahl, flüsterte ich leise:
    „Achtung. Wenn ich werfe, folgt ihr mir zur gegenüberliegenden Tür.“
    Sie hatten verstanden, und selbst Manzo schien zu kapieren. Seine Kopfwunde blutete nicht mehr, obwohl man darin die blanken Schädelknochen sah. Wie konnte er sich nur auf den Beinen halten?
    Bei der nächsten Frage wartete ich nicht mehr. Ich griff ganz unauffällig in die Tasche, drückte den eingestellten Zeitzünder nieder, und dann wirbelte ich herum.
    Während ich warf, brüllte ich:
    „Manzo, durch die Meute durch! Fege sie zur Seite. Platz machen.“
    Da knallte meine Mikrobombe schon zwischen die beiden Robots, deren Strahlwaffen mit unheimlicher Schnelligkeit in Schußstellung gegangen waren. Es geschah aber das, was ich erwartet hatte. Dicht bei uns waren die Deneber, wonach es den Maschinen unmöglich sein mußte, das vernichtende Feuer zu eröffnen.
    Wir rannten um unser Leben. In vier Sekunden mußten wir durch die Tür sein. Manzo schaffte Bahn, und plötzlich war vor mir die Öffnung.
    Ein fürchterlicher Gluthauch wehte in den von uns erreichten Gang.
    Wir waren schon weit entfernt, und die Helme unserer Raumanzüge waren geschlossen. Trotzdem begann die Außenhülle glühheiß zu werden, und die Kühlanlage lief auf Hochtouren.
    Da ließ das weiße Atomfeuer plötzlich nach. Es konnte nur so sein, daß die Kernreaktion gestoppt worden war. Welches Mittel war

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