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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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zu­min­dest nicht an­ge­wen­det hat­te. Wahr­schein­lich war da­zu kei­ne Zeit mehr ge­blie­ben.
    So sah die Sach­la­ge aus. Sie er­schi­en grund­sätz­lich güns­tig, da man in uns dank un­se­rer phan­tas­ti­schen Vor­be­rei­tun­gen Men­schen sah, die sich un­ter al­len Um­stän­den vor den an­de­ren Erd­be­woh­nern zu ver­ste­cken hat­ten. Man woll­te be­son­ders mein Wis­sen, da ich als ir­di­scher Tech­ni­ker mit ho­hen Qua­li­tä­ten galt. Wir nah­men an, daß sie uns so­zu­sa­gen als Ver­bin­dungs­leu­te be­nut­zen woll­ten, bis ih­re Zahl der Neu­ge­bur­ten an­ge­wach­sen war. Was man uns sehr ver­übel­te, das war die Ab­tö­tung fast al­ler Kei­me in der bio­lo­gi­schen Hal­le. Et­wa drei­tau­send im Rei­fes­ta­di­um ste­hen­de Jun­ge wa­ren bei den Ther­mo­ni­tal-Ex­plo­sio­nen ver­nich­tet wor­den und au­ßer­dem we­nigs­tens vier­zig der er­wach­se­nen De­ne­ber. Mit ei­ner sol­chen Ge­gen­wehr hat­ten sie nicht ge­rech­net.
    Wir be­fan­den uns in ei­nem ab­ge­schlos­se­nen Ne­ben­raum aus MA-Stahl. Es be­stand al­so kei­ne Aus­sicht, die Tür durch ei­ne Ther­mo­ni­tal-Haft­schmelz­la­dung zu öff­nen. Ei­ne ato­ma­re Ver­zö­ge­rungs­bom­be aus Man­zos Hö­cker hät­te ge­nügt, aber dann hät­ten wir selbst kei­ne Chan­ce mehr ge­habt.
    Han­ni­bal saß trüb­sin­nig auf ei­nem der fla­chen La­ger, die man uns her­ein­ge­bracht hat­te. Sie wa­ren mar­sia­ni­schen Ur­sprungs, al­so nur für Han­ni­bals Kör­per­län­ge ge­eig­net.
    Es wä­re al­les noch gut ge­we­sen, wenn der Mu­tant end­lich er­wacht wä­re. Seit vier Stun­den lag er da wie tot. Sein Schä­del war von der Stahl­klaue ei­nes Rie­sen­ro­bo­ters so hart an­ge­schla­gen wor­den, daß mein Kopf un­ter die­ser Ge­walt wie Glas zer­split­tert wä­re.
    Ein zu­tiefst be­wußt­lo­ser Te­le­path kann aber kei­ne Nach­rich­ten ab­set­zen, und wir wa­ren in die­ser Kunst gänz­lich un­be­wan­dert.
    Hel­fen konn­ten wir ihm auch nicht, da wir uns be­ob­ach­tet fühl­ten. Die me­di­zi­ni­sche Notaus­rüs­tung be­fand sich in sei­nem Hö­cker, den man al­so erst ein­mal öff­nen muß­te.
    Un­se­re Spe­zi­al­uh­ren wie­sen nach, daß seit un­se­rer Ge­fan­gen­nah­me 7,5 Stun­den ver­gan­gen wa­ren! Mehr als sie­ben Stun­den! Al­so gal­ten wir oben als ab­so­lut über­fäl­lig. Die äu­ßers­te To­le­ranz­gren­ze lag bei zehn Stun­den, dann muß­te der An­griff er­fol­gen.
    Ich wan­der­te in dem stäh­ler­nen Raum um­her. Mein schmer­zen­des Ge­hirn woll­te sich nicht be­ru­hi­gen. Man­zos Schä­del hat­te ga­ran­tiert Frak­tu­ren er­lit­ten. Es war frag­lich, ob er noch ein­mal er­wach­te. Mit un­se­ren win­zi­gen Kör­per­sen­dern ka­men wir nicht durch. Es gab hier zu­viel ener­ge­ti­sche Stö­run­gen und Iso­lie­run­gen, die nicht ein­mal die Sup-Ul­tra-Wel­le durch­lie­ßen. Schließ­lich war das die bom­ben- und strah­lungs­si­che­re Stadt ei­nes Vol­kes, das uns auf al­len Wis­sens­ge­bie­ten weit über­le­gen ge­we­sen war. Nur Te­le­pa­thie konn­te uns in die­se La­ge noch hel­fen.
    »Jetzt ist es so­weit«, flüs­ter­te der Klei­ne, des­sen Kopf auch er­heb­lich schmerz­te. Er hat­te sich vor ei­ni­gen Au­gen­bli­cken über­ge­ben, was auf ei­ne Ge­hirn­er­schüt­te­rung hin­wies.
    »Was ist so­weit?«
    »Pro­sit Neu­jahr, Großer! Seit ei­ner hal­b­en Mi­nu­te schrei­ben wir das Jahr 2004. Das fängt aber recht hei­ter an, wie?«
    Er lach­te mit schmerz­ver­zerr­ten Lip­pen. Sei­ne öli­gen wa­ren ver­schlei­ert.
    »Wir sind über­fäl­lig, Großer. Ich …«
    Mein war­nen­der Blick ver­schloß ihm die Lip­pen. Das ver­rä­te­ri­sche Wort blieb un­aus­ge­spro­chen. Ja, über­fäl­lig wa­ren wir längst! Es wun­der­te mich, daß es noch nicht ge­kracht hat­te. Der Al­te hat­te mir noch vor dem Start er­klärt, daß die Zün­dung der Bom­ben spä­tes­tens zehn Stun­den nach dem ers­ten Aus­blei­ben der Rou­ti­ne­mel­dung er­folg­te. Bald wa­ren acht da­von ver­gan­gen, und wir wa­ren ab­so­lut hilf­los.
    Ich mach­te mir die bit­ters­ten Vor­wür­fe. Den un­be­sieg­ba­ren Kampf­ma­schi­nen hät­ten wir

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