Überfällig
zumindest nicht angewendet hatte. Wahrscheinlich war dazu keine Zeit mehr geblieben.
So sah die Sachlage aus. Sie erschien grundsätzlich günstig, da man in uns dank unserer phantastischen Vorbereitungen Menschen sah, die sich unter allen Umständen vor den anderen Erdbewohnern zu verstecken hatten. Man wollte besonders mein Wissen, da ich als irdischer Techniker mit hohen Qualitäten galt. Wir nahmen an, daß sie uns sozusagen als Verbindungsleute benutzen wollten, bis ihre Zahl der Neugeburten angewachsen war. Was man uns sehr verübelte, das war die Abtötung fast aller Keime in der biologischen Halle. Etwa dreitausend im Reifestadium stehende Junge waren bei den Thermonital-Explosionen vernichtet worden und außerdem wenigstens vierzig der erwachsenen Deneber. Mit einer solchen Gegenwehr hatten sie nicht gerechnet.
Wir befanden uns in einem abgeschlossenen Nebenraum aus MA-Stahl. Es bestand also keine Aussicht, die Tür durch eine Thermonital-Haftschmelzladung zu öffnen. Eine atomare Verzögerungsbombe aus Manzos Höcker hätte genügt, aber dann hätten wir selbst keine Chance mehr gehabt.
Hannibal saß trübsinnig auf einem der flachen Lager, die man uns hereingebracht hatte. Sie waren marsianischen Ursprungs, also nur für Hannibals Körperlänge geeignet.
Es wäre alles noch gut gewesen, wenn der Mutant endlich erwacht wäre. Seit vier Stunden lag er da wie tot. Sein Schädel war von der Stahlklaue eines Riesenroboters so hart angeschlagen worden, daß mein Kopf unter dieser Gewalt wie Glas zersplittert wäre.
Ein zutiefst bewußtloser Telepath kann aber keine Nachrichten absetzen, und wir waren in dieser Kunst gänzlich unbewandert.
Helfen konnten wir ihm auch nicht, da wir uns beobachtet fühlten. Die medizinische Notausrüstung befand sich in seinem Höcker, den man also erst einmal öffnen mußte.
Unsere Spezialuhren wiesen nach, daß seit unserer Gefangennahme 7,5 Stunden vergangen waren! Mehr als sieben Stunden! Also galten wir oben als absolut überfällig. Die äußerste Toleranzgrenze lag bei zehn Stunden, dann mußte der Angriff erfolgen.
Ich wanderte in dem stählernen Raum umher. Mein schmerzendes Gehirn wollte sich nicht beruhigen. Manzos Schädel hatte garantiert Frakturen erlitten. Es war fraglich, ob er noch einmal erwachte. Mit unseren winzigen Körpersendern kamen wir nicht durch. Es gab hier zuviel energetische Störungen und Isolierungen, die nicht einmal die Sup-Ultra-Welle durchließen. Schließlich war das die bomben- und strahlungssichere Stadt eines Volkes, das uns auf allen Wissensgebieten weit überlegen gewesen war. Nur Telepathie konnte uns in diese Lage noch helfen.
»Jetzt ist es soweit«, flüsterte der Kleine, dessen Kopf auch erheblich schmerzte. Er hatte sich vor einigen Augenblicken übergeben, was auf eine Gehirnerschütterung hinwies.
»Was ist soweit?«
»Prosit Neujahr, Großer! Seit einer halben Minute schreiben wir das Jahr 2004. Das fängt aber recht heiter an, wie?«
Er lachte mit schmerzverzerrten Lippen. Seine öligen waren verschleiert.
»Wir sind überfällig, Großer. Ich …«
Mein warnender Blick verschloß ihm die Lippen. Das verräterische Wort blieb unausgesprochen. Ja, überfällig waren wir längst! Es wunderte mich, daß es noch nicht gekracht hatte. Der Alte hatte mir noch vor dem Start erklärt, daß die Zündung der Bomben spätestens zehn Stunden nach dem ersten Ausbleiben der Routinemeldung erfolgte. Bald waren acht davon vergangen, und wir waren absolut hilflos.
Ich machte mir die bittersten Vorwürfe. Den unbesiegbaren Kampfmaschinen hätten wir
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