Überfällig
von selbst.
»Und der Mutant?« fragte ich so ruhig wie möglich.
»Unwichtig. Er wird verenden. Es gibt nur sehr wenige von seiner Art auf Ihrem Planeten. Weshalb sollen wir ihn näher untersuchen?«
»Es dürfte für Sie interessant und lehrreich sein. Viele Orte auf der Erde strahlen radioaktiv.«
Er zögerte etwas. Ich erkannte, daß diesen Intelligenzwesen nur mit zweckbestimmter Logik beizukommen war. Bitten nützten überhaupt nichts.
»Einverstanden. Einen Versuch ist er wert.«
Ich sah ihn nicht an, da ich meine entsetzten Augen, nicht zeigen konnte. Immer wieder sagte mir mein Verstand, daß dieser Deneber im embryonalen Zustand 187.000 Jahre lang im biologischen Erhaltungsschlaf gelegen hatte. Das war einfach unvorstellbar.
Ein Robot nahm Manzo spielerisch leicht auf die Arme. Zehn Minuten später betraten wir einen großen Saal, der hoch oben im Turmbau liegen mußte.
Sie saßen auf ringsum stehenden Polsterliegen, die für sie zu niedrig waren. Alle hatten die langen Beine angezogen.
Früher war das einmal ein Versammlungsraum der Marsianer gewesen. Die Kampfroboter stellten sich unter die Tür, und es gab für uns kein Entrinnen mehr. In einer Außentasche meiner Raumkombi wußte ich die GWA-Mikrobombe. Ich brauchte sie nur zu zünden; dann brach hier die Hölle los.
Sie schienen im Rang alle gleichberechtigt zu sein. Fast jeder stellte Fragen, die zumeist die Verhältnisse auf der Erde betrafen. Ich mußte ausführlich meine Flucht schildern und die Gründe für die Verurteilung. Nun – darin waren wir geübt.
»Warum haben Sie auf uns geschossen, wenn Sie von den Menschen verurteilt worden sind? Wir sind Ihre Freunde«, sagte einer.
»Wir haben ja nicht wissen können wen wir vor uns hatten«, erklärte Hannibal erregt. »So begreifen Sie das doch. Wir dachten, die Truppen wären hier ebenfalls eingedrungen.«
Das war von einer so überzeugenden Logik, das selbst Deneber die Aussage akzeptierten und keinen Verdacht schöpften.
In dem Augenblick sagte eine tiefe, grollende Stimme mit ungewohnter Zärtlichkeit:
»Ja, ja doch, mein Kleines, ich höre dich ja. Du mußt warten.«
Ich wäre beinahe herumgefahren, doch im letzten Moment konnte ich mich noch beherrschen. Manzo war erwacht. Ich wußte auch wieso!
Die kleine Kiny, die er nur ›mein Kleines‹ nannte, mußte verzweifelt nach ihm gerufen haben. Nur das konnte ihn aus seiner tiefen Ohnmacht erweckt haben. Er hatte noch verständnislose Augen, bis ich ihn beschwörend ansah. Da verstummte er. Sein Blick wurde klarer. Eine unheimlich anmutende Natur hatte dieser Mutant. Ich bemerkte, daß er die Lage zu erfassen begann. Dabei schien er nicht einmal überrascht zu sein.
Er richtete sich langsam vom Boden auf. Die Deneber sahen es, aber sie achteten nicht darauf. Das Verhör ging weiter. Als Manzo in eine gewisse Starre versank, hatten wir schon gewonnen. Todsicher gab er nun jede Einzelheit und die Gründe für unser Schweigen durch.
Wir waren noch lange nicht in Sicherheit. Wenn unsere Truppen hier eindrangen, würden sie eine böse Überraschung erleben. Die Stadt mußte einfach atomar gesprengt werden, da es hier zuviel Waffen gab, mit denen die wenigen Deneber uns trotzdem restlos überlegen waren.
Nach einer halben Stunde stand der Mutant schon wieder sicher auf seinen Säulenbeinen.
Meine einmalige Chance kam, als wir mitten in den Saal treten mußten. Die Kampfroboter waren reglos unter der Tür stehengeblieben.
Längst hatte ich den zweiten Zugang bemerkt, durch den die Deneber anscheinend gekommen waren. Die Roboter waren etwa dreißig Meter entfernt. Die Halle war sehr groß.
Als man uns befahl
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