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Ueberfall auf Skytown

Ueberfall auf Skytown

Titel: Ueberfall auf Skytown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Irgendwann hatten die Ereignisse dann eine unaufhaltsame Eigendynamik entwickelt, und Charity hatte nur noch reagiert. Sie hatte gekämpft, und sie hatte gesiegt. Das hatte sie gewollt. Was danach kam, hatte sie nicht gewollt. Seit acht Jahren, seit dem Ende der Moroni-Invasion, war sie wenig mehr als ein Aushängeschild. Eine Politikerin. Sie hatte Politiker schon während ihres ersten Lebens als Raumpilotin verachtet. Skudder wußte das alles. Sie hatten unzählige Male darüber gesprochen, und er verstand Charity durchaus. Das war ja das Dilemma. Sie hatten beide recht, sie verstanden einander, und sie konnten doch nichts an der Situation ändern. »Laß uns gehen«, sagte Skudder leise. »Hartmann und die anderen warten sicher schon.« Er streckte die Hand nach ihrer Schulter aus, preßte für einen Moment die Lippen aufeinander, als sie seiner Berührung auswich, und fragte dann: »Wie geht es dem Mädchen und seiner Familie?« Es war ein unzulänglicher Versuch, das Thema zu wechseln, aber es war ein Versuch, und Charity akzeptierte ihn und ging darauf ein. »Es geht ihnen soweit gut«, sagte sie. »Zwei Männer sind ziemlich schwer verletzt, aber die Ärzte kriegen sie durch. Die anderen erholen sich von dem Schrecken. Sie sind immer noch ziemlich verstört.« »Das ist verständlich, nach allem, was sie durchgemacht haben.« Skudder nickte anerkennend. »Ich sollte es nicht zugeben, aber dein Stunt mit dem Jet war unglaublich. Ich habe noch nie zuvor erlebt, daß jemand einen Raumjäger als Fliegenpatsche verwendet.« »Einer der Männer ist dabei gestorben«, sagte Charity leise. »Wenn du nicht gewesen wärst, dann wären sie jetzt alle tot.« »Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre das alles nicht passiert, Skudder«, widersprach Charity. »Diese Leute haben dort unten gelebt, seit Monaten, vielleicht seit Jahren, und alles war in Ordnung. Bis ich gekommen bin und aus purer Langeweile Scheibenschießen auf ihre Stadt veranstaltet habe. Es war mein Angriff, der die Wanzen aus ihrem angestammten Gebiet verjagt hat!« »Das konntest du nicht wissen.« widersprach Skudder. »Diese Leute hätte nicht dort unten sein dürfen.« »Sie waren es aber!« »Das konntest du aber nicht wissen«, beharrte Skudder. »Die Stadt hätte vollkommen abgeriegelt sein sollen. Es ist nicht deine Schuld, wenn die Technik versagt.« »Das hat sie aber«, sagte Charity. »Ich frage mich, wie viele Menschen wir in den letzten Jahren umgebracht haben, weil wir ihre Heimatstadt als Schießscheibe benutzten.« »Gibt es sonst noch etwas, wofür du die Verantwortung übernehmen könntest?« fragte Skudder. »Vielleicht für das Erdbeben letztes Jahr? Oder für die Sturmflut an der südamerikanischen Küste?« Er verdrehte die Augen. »Jetzt laß es gut sein. Noch vor einer Minute hast du mir erklärt, daß du keine lebende Legende sein willst. Warum benimmst du dich dann so, als wärst du ganz allein für alles Leid dieser Welt verantwortlich?« Charity wollte antworten, aber in diesem Moment sah sie eine Reflexion in der Scheibe hinter Skudder und begriff, daß sie nicht mehr allein waren. Als sie sich herumdrehte, blickte sie in Hartmanns Gesicht. Sie fragte sich, wie lange er schon dastand und ihnen zuhörte. »Hartmann!« Charity war mit einem Schritt bei ihm, umarmte ihn herzlich und drückte ihm einen Kuß auf die Wange. Sie freute sich ehrlich, ihren alten Freund und Kampfgefährten wiederzusehen. Es war fast ein Jahr her, daß sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Nach ein paar Augenblicken trat sie zurück, hob die Hand und drohte Hartmann spielerisch mit den Fingern. »Seit wann schleichen Sie sich aus dem Hinterhalt an und lauschen?« »Tue ich gar nicht«, antwortete Hartmann. »Ich bin ganz normal hereingekommen, aber ihr beiden wart viel zu sehr damit beschäftigt, euch gegenseitig an die Kehlen zu gehen, um mich auch nur zu bemerken.« Er schüttelte den Kopf. »Ihr beide liebt euch immer noch so sehr wie am ersten Tag, wie?« Charity lächelte, antwortete aber sehr ernst. »Es geht nicht um uns. Es ist –« »Ich weiß«, fiel Hartmann ihr ins Wort. »Aber in diesem Punkt muß ich mich leider ganz klar auf Skudders Seite schlagen. Er hat vollkommen recht. Es ist nicht deine Schuld. Und auch nicht die meiner Techniker«, fügte er mit leicht erhobener Stimme hinzu, als Charity widersprechen wollte. »Und wie konnten diese Leute dann in die Stadt gelangen, ohne von den Sensoren entdeckt zu werden?«

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