Ueberfall auf Skytown
und feuerte, wartete, schoß, wartete… Sie mußte bereits Tausende der Killerinsekten erledigt haben, doch wenn das, was sie vorhin unten im Tunnel gesehen zu haben glaubte, auch nur halbwegs der Wahrheit entsprach, lauerten dort unten Millionen Wanzen. Charity tötete mit jedem Schuß Hunderte von ihnen, aber jedesmal, wenn sie die Waffe hin und her schwenkte, kam die vorderste Front der Insekten ein kleines Stückchen näher. Dann stieß die Waffe einen letzten, summenden Strom unsichtbarer Energie aus und verstummte. Der Energieblock in ihrem Griff war leer. »Was ist los?« fragte Walter. »Warum schießt du nicht?!« »Ich kann nicht mehr«, antwortete Charity düster. Sie wedelte mit dem nutzlosen Laser. »Leer.« »Dann… dann sind wir wehrlos?« stammelte Walter. »Du kannst nichts mehr tun?« Charitys Rechte senkte sich ganz automatisch auf den Schalter des Schildgenerators, aber dann zog sie die Hand wieder zurück, ohne den Knopf zu drücken. Der Generator war fast so ausgebrannt wie der Laser. Sie würde nicht zusehen, wie Melissa und Walter vor ihren Augen zerrissen wurden, nur um ein paar Sekunden länger zu leben. Statt zu antworten, drehte sie den Laser herum und ergriff die Waffe am Lauf, um sie als Keule zu benutzen. Walters Augen wurden groß, und auch das letzte bißchen Farbe wich aus seinem Gesicht. »Sie werden uns kriegen!« keuchte er. »Wir müssen weg hier!« Und damit fuhr er herum und rannte auf den zusammengeschmolzenen Teil der Treppe zu. Sein Schwung reichte tatsächlich aus, ihn ein paar Meter hinauf in die Höhe zu tragen, ehe er das Gleichgewicht verlor und auf Hände und Knie hinabfiel. Charity hörte es Zischen, als seine nackte Haut den glühenden Stein berührte. Walter schrie gellend auf, schlitterte hilflos wieder in die Tiefe und preßte die verbrannten Handflächen an den Leib. Charity schenkte ihm nur einen flüchtigen Blick, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Wanzen zuwandte. In den wenigen Augenblicken, in denen sie abgelenkt gewesen war, hatten die Raubinsekten fast die Hälfte der Distanz zu ihnen zurückgelegt. Die Treppe war unter einer wuselnden weißen Flut verschwunden, die unaufhaltsam näher kam. Charity schätzte, daß ihnen noch zehn oder fünfzehn Sekunden blieben. Sie packte die Waffe fester, trat mit einem raschen Schritt vor und starrte die näherkommenden Wanzen mit grimmiger Entschlossenheit an. Sie hatte keine Chance, aber sie würde wenigstens noch ein paar von den Biestern mitnehmen… Als die Front der Insektenarmee noch fünf Meter entfernt war, zuckte ein giftgrüner Blitz an Charity vorbei, brannte eine rauchende Spur in die wogende Masse und explodierte am unteren Ende der Treppe. »Zur Seite!« brüllte eine Stimme. »An die Wand!« Charity reagierte blitzschnell. Sie packte Melissa, stieß sie grob an die geflieste Wand des Treppenhauses zur rechten und schaltete gleichzeitig ihren Körperschild ein. Kaum fünf Zentimeter von ihr entfernt und mit ausgebreiteten Armen stand sie da und beschützte Melissa mit ihrem eigenen Körper, während die Männer des SWAT-Teams zehn Meter über ihnen ihre Waffen in Anschlag brachten und die Insektenarmee mit der Hitze der gleichen Hölle überschütteten, aus der sie hervorgekrochen waren.
Kapitel 3
»Wenn ich dir jetzt eine ganz simple Frage stelle, Skudder«, sagte Charity, »versprichst du mir dann, sie sofort und vor allem ehrlich zu beantworten?« Skudder antwortete nicht gleich. Er drehte sich nicht einmal zu Charity herum, sondern blieb weiter hoch aufgerichtet und regungslos vor dem Panoramafenster stehen und schien auf den asymmetrisch geformten Paradehof hinunterzublicken. Aber Charity sah eine schwache Spiegelung seines Gesichts auf der Fensterscheibe und begriff, daß er die Frage sehr wohl verstanden hatte. Nach einigen Sekunden sagte er: »Das kommt natürlich ganz auf die Frage an, Liebling.« Charity hob die linke Augenbraue. Wenn Skudder sie Liebling nannte, war er immer entweder besonders wütend auf sie oder versuchte sie zu verspotten. »Ja oder nein?« beharrte sie. Skudder drehte sich nun doch herum und schaute sie an. Auf seinem Gesicht lag die Andeutung eines Lächeln, aber das mußte nichts bedeuten. Es hatte viele Männer, Frauen und vor allem Außerirdische gegeben, die den Anblick dieses Lächelns als letzten Eindruck hinüber ins Leben nach dem Tod genommen hatten, so ein solches denn existierte. »Und wie lautet deine Frage nun?« »Das
Weitere Kostenlose Bücher