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Überfall im Hafen

Überfall im Hafen

Titel: Überfall im Hafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ist das kein Pappenstiel. Das nenne ich Freundschaft.
Trotzdem lassen die andern wenig gute Haare an ihm.
    „Ach“, sagte Oma, als sich das
Frühstück dem Ende näherte, „wie ziehe ich mich denn an? In langen Hosen,
Hermann, fühle ich mich nicht damenhaft.“
    Sauerlich lachte. „Wir fahren mit
unserer ,Seeschwalbe’, Mutter. Die ist flott, aber harmlos. Es wird bestimmt
keine Floßpartie durch die Todesstrudel vom Höllenfluß. Du kannst anziehen, was
du willst.“
    „Vielleicht mein rotes Chanel-Kostüm
mit Hütchen und Sonnenschirm. Dann mache ich euch keine Schande.“
    Weil Klößchen bummelte und auch Oma
etwas länger brauchte, wurde es dann doch später als vorgesehen.
    Sauerlich quetschte alle in den
Leih-Mercedes.
    Ab ging die Fahrt.
    Wie auf Kommando wandten sich alle
Köpfe nach rechts.
    Die Vormittagssonne, die Gerechte und
Ungerechte bescheint, goß ihr goldenes Licht auch über dem Grundstück der Bilks
aus.
    Aber Martha, die Spitznasige, ließ sich
nicht blicken.
    Ihr Eduard befand sich noch im
Krankenhaus. Eine Gehirnerschütterung verhalf ihm zur Schonfrist. Was dann auf
ihn zukam, war ernst: die Anklage wegen versuchten schweren Diebstahls.
    „Unser Bootshaus liegt flußaufwärts in
herrlicher Landschaft“, erklärte Sauerlich. „Das Boot ist gewartet, vollgetankt
und fahrbereit. Drei Seemeilen müssen wir zurücklegen, bis wir im Hafen sind.“
    „Backbord ist links — von hinten
gesehen“, sagte Karl.
    Alle lachten.
    Sie fuhren am Fluß entlang. Villen
versteckten sich in den bewaldeten Hängen.
    Sauerlichs Bootshaus war eins von
vielen an einem dafür ausgewiesenen Uferstück.
    Staunend begutachtete Tim das
Motorboot. Es war lang und schnittig, bot Platz für alle und besaß ein tolles
Armaturenbrett.
    Beim Einsteigen wurde der Oma geholfen.
Sie setzte sich nach hinten und spannte ihren Sonnenschirm auf.
    Hermann Sauerlich hatte ein Fernglas
mitgebracht.
    „Ob wohl alles gutgeht“, meinte Oma.
„In diesem Boot habe ich noch nie gesessen.“
    „Keine Angst, Oma“, beruhigte Klößchen.
„Die ,Seeschwalbe’ ist unsinkbar.“
    „Stimmt das, Hermann?“ wandte sie sich
an ihren Sohn.
    „Die Werft behauptete es, als ich den
Kahn damals kaufte. Andernfalls kriege ich den Kaufpreis zurück, sagte man.“
    „Sehr ermutigend. Du weißt doch, daß
ich nicht schwimmen kann.“
    „Wird schon schiefgehen, Mutter.“
    „Jaja. Du warst auch als Junge so
leichtsinnig.“
    „Tim ist Rettungsschwimmer“, schaltete
sich Gaby ein. „Wenn wir umkippen, wird er sich nur um Sie kümmern, Oma
Sauerlich.“
    „Das verspreche ich“, lachte Tim.
    „Es hat nun mal keine Bretter, das
Wasser. Aber bei uns bist du sicher, Oma“, erklärte Klößchen.
    „Keine Balken“, sagte Karl.
    „Was?“
    „Es heißt: Wasser hat keine Balken. Die
Bretter befinden sich hier.“
    Er legte Klößchen die Hand an die
Stirn.
    „Als ob’s darauf ankommt“, meinte der.
„Bretter schwimmen genauso wie Balken.“
    Sauerlich ließ den Motor an. Tim machte
das Haltetau los. Langsam nahm die ,Seeschwalbe’ Fahrt auf.
     
    *
     
    Bei der Landungsbrücke ,Schwanennest 7’
wartete man noch immer aufs Fährschiff.
    Lotzke versteckte sich hinter den
Kartons.
    Zwei Möwen marschierten auf der
Mauerkante.
    Die drei Rocker-Typen hingen träge im
Sonnenlicht rum.
    Eddi, dem eine blasse Narbe den linken
Mundwinkel spaltete, überlegte zum x-ten Mal.
    War es ratsam, seine Kumpane einzuweihen?
    Er neigte dazu, die stumme Frage zu
bejahen. Andererseits konnte man nicht vorsichtig genug sein, wenn es um so
einen Coup ging.
    Trotzdem, dachte er, auf Django und
Skin kann ich mich verlassen. Auf wen sonst, wenn nicht auf sie?
    „Äh“, begann er, „Django, du sagtest
mal, du hättest ‘ne Puste (Pistole). Eine, die keiner kennt, die nicht
registriert ist, von der die Bullen nichts wissen.“
    Django nickte. „Eine alte
Armee-Pistole. Funktioniert noch, schießt aber nicht sehr genau.“
    „Verkaufst du sie mir?“
    „Was? Wozu? Du hast doch einen Colt,
seit du Wachmann bist.“
    Es war ein Witz, aber wahr. Eddi Floher
führte eine Art Doppelleben.
    Privat und aus Überzeugung war er
lederjacken-tragender Bürgerschreck.
    Aber daneben gab’s noch den Edward
Floher, dessen Leumundszeugnis keine Vorstrafen aufwies.
    Das hatte ihn auf die Idee gebracht,
sich bei der Firma ,Schutz und Trutz Objekt-Schutz GmbH’ als Wachmann
anzudienen. Und tatsächlich — sie hatten ihn genommen.
    Nicht zuletzt, weil der Firmenchef

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