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Überfall im Hafen

Überfall im Hafen

Titel: Überfall im Hafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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schippern wir dorthin, Oma. In
gefährliches Gewässer.“
    „Gefährlich?“ fragte sie.
    „Gestern wurde dort der Weiße Hai gesichtet.“
    „Hätte ich das vorher gewußt“, lachte
Oma, „wäre ich nicht mitgekommen.“
    „Ist doch kein Problem“, sagte Tim.
„Wenn uns die Bestie angreift, werfen wir Willi über Bord. Dann wird der Hai
satt.“
    „Soweit geht die Freundschaft nicht“,
widersprach Klößchen, „daß ich mich für euch opfere. Im übrigen, Omi, habe ich
nur Spaß gemacht. Hier gibt’s keine Haie.“
    „Wirklich nicht?“ fragte sie
schmunzelnd.
    „Nein! Nur Krokodile.“
    Trotz allgemeiner Heiterkeit bemerkte
Tim, daß Sauerlich zurückkehrte.
    Jetzt bin ich gespannt, dachte er.
Vielleicht können wir seiner Miene entnehmen, wie das Gespräch gelaufen ist.
Wird auch dieser Heldt erpreßt — oder hat er diesmal Glück?
    „Pech gehabt“, sagte Sauerlich und
stieg ein. „Achim Heldt ist nicht in seinem Kontor. Vielleicht hat er sich
daran erinnert, daß heute Pfingsten ist — und man’s auch übertreiben kann mit
der Arbeit.“
    Er startete den Motor. Hinterm Heck
wurde das Brackwasser schaumig gequirlt.
    Dann zog die ,Seeschwalbe’ ab, hob den
Bug hoch aus den schäumenden Fluten und legte sich sehr elegant in die Kurve.
    „Noch ein bißchen kreuz und quer!
Einverstanden?“ rief Sauerlich.
    „Mit größtem Vergnügen!“ erwiderte Tim.
    Klößchens Vater wies nach backbord
voraus.
    „Das dort, Kinder, ist eine Hafenfähre.
Sozusagen ein Bus auf dem Wasser. Hier!“ Er reichte das Fernglas nach hinten.
„Seht’s euch aus der Nähe an.“
    Gaby nahm das Glas an die Augen.
    „Ein Bus auf dem Wasser?“ fragte sie
lachend. „Es sieht aus wie ein ganz gewöhnliches Schiff.“
    „Ich will auch mal durchgucken“,
meldete sich Karl mit Klein-Bübchen-Stimme. „Her damit, Pfote!“
    „Pfoten weg!“ befahl Gaby. Und behielt
das Fernglas. Langsam schwenkte sie den Blick, sah hierhin und dorthin. „Huch!“
meinte sie. „Der Ozeandampfer ist mir genau vor der Nase. Gleich prallen wir
drauf.“
    „Wir sind etwa 1000 Meter entfernt“,
sagte Klößchen. „Freiäugig kann man das feststellen.“
    „Weiß ich doch. Aber durch den
Weitgucker wirkt das ganz toll. Ist ja ein Riese, dieser Pott. Man glaubt
nicht, daß so was schwimmt. Dagegen ist die Hafenfähre ein Zwerg.“
    „Die ist 700 Meter entfernt“, meinte
Klößchen. „Freiäugig geschätzt.“
    Unverwandt blickte Gaby dorthin. Was
sie sah, nahm ihr für einen Moment den Atem.
    „Spinne ich?“ flüsterte sie. „Da ist
doch was los!“

    „Wo?“ fragte Tim.
    „Auf der Hafenfähre. Hinten. Am
Schwanz. Oder wie sagt man? Auf dem Heck. Jetzt... jetzt rennt er weg.“
    „Laß mal sehen.“ Tim streckte die Hand
aus.
    Gaby gab ihm das Glas.
    Er drückte es an die Augen und spürte
noch die Wärme ihrer Haut.
    Die Hafenfähre rückte auf Streichelnähe
heran. Ein leerer, fast leerer Kahn. Der kreuzte sicherlich in den roten Zahlen
herum wie die Bundesbahn und manche der Fluggesellschaften. Weil die Kosten
höher sind als die Einnahmen und die Konkurrenz nicht schläft.
    Er richtete das Glas aufs Achterdeck,
den Schwanz — wie Gaby fachfremd gesagt hatte.
    „Ich sehe nichts Aufregendes, Pfote. Da
pennt einer und läßt den Arm über die Reling hängen.“
    „Aber ein anderer hat versucht, ihm den
Kopf abzureißen. Jedenfalls sah es so aus. Geschlagen hat er ihn auch, glaube
ich. Ist er nicht mehr zu sehen? Er hat einen hellen Anzug an. Mit Strohhut —
oder so.“
    „Niemand zu sehen“, sagte Tim. „Aber
wenn du’s gesehen hast...“
    „Ich fahre näher ran“, sagte Sauerlich.
„Vielleicht ist wirklich was passiert — und der mit dem hängenden Arm dort
braucht Hilfe.“
    Er drückte aufs Gas.
    Die ,Seeschwalbe’ machte einen Sprung
vorwärts. Dann schien sie zu fliegen.
    Oma juchzte auf und hielt sich am
Sonnenschirm fest.
    Später minderte Sauerlich das Tempo,
und das Boot glitt neben der jetzt langsam tuckernden Fähre dahin.
    Alle blickten zum Achterdeck hinauf.
    Der Mann hatte seine Haltung nicht
verändert.
    Sie konnten nur seinen Arm sehen und
einen Teil der Schulter.
    Die Haltung wirkte schlaff. Der Arm
baumelte wie der einer Marionette (Gliederpuppe).
    Tim richtete sich auf und formte die
Vorderhufe zum Handtrichter.
    „Hallo!“ rief er hinauf. „Sie da oben!
Alles in Ordnung?“
    Keine Reaktion.
    „Dem ist etwas passiert“, sagte
Sauerlich. „Offenbar hat er das Bewußtsein verloren. Wir

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