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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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natürlich — aber zu verstehen war nichts.
    „Cordone“,
kam es dann messerscharf durch den Draht.
    „Hören Sie
genau zu, denn ich werde nichts wiederholen“, trumpfte Tom auf. „Wir sind eine
Bürger-Initiative. Wir zählen ein paar Dutzend Mitglieder. Und wir werden
verhindern, daß uns Typen wie Sie auf der Nase rumtanzen. Saubere Stadt — das
ist unser Motto (Leitspruch). Damit meinen wir, daß wir die Stadt
säubern werden. Für die Mafia, Cordone, ist hier kein Platz!“ Er hörte scharfen
Atem. „Unterbrechen Sie mich nicht! Wir wissen, daß Sie und Ihr Gelichter hier
als Mafia auftreten. Die Polizei kann noch nicht gegen Sie Vorgehen, weil es an
Beweisen fehlt. Aber wir können, Cordone. Und wir machen Sie fertig, wenn Sie
Ihre üblen Geschäfte nicht augenblicklich einstellen: Schutzgeld-Erpressungen,
Gewalttätigkeiten und so weiter. Das ist unsere erste und einzige Warnung. Wenn
Sie weitermachen, haben Sie sich die Folgen selbst zuzuschreiben. Aber dann
möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken, denn die kriegt Risse und Beulen.“
    Er hängte
ein.
    „Nun, wie
war ich?“
    Bewundernd
sah Locke ihn an. „Großartig. Wenn ich Cordone wäre, könnte ich jetzt vor Angst
nicht mehr schlafen.“
    „Eigentlich
eine tolle Idee — das mit der Bürger-Initiative. Wir sollten Mitglieder
werben.“
    „Er ist
bestimmt dabei.“
    Lachend
wies sie auf Nicki, der brav neben der Telefonzelle saß, die beiden mit
angelegten Ohren beobachtete und jetzt wedelte — wußte er doch, daß es gleich
weiterging.

13. Die Sache mit
der Telefonnummer
     
    Renato
Portabiti lebte schon lange in der Stadt. Seine Kunden hielten ihn für einen
Italiener, und in dem Glauben ließ er sie auch. Doch er war Sizilianer.
    Seine
Schnellreinigung am Rande von Gartenau ernährte ihren Mann. Aber die besseren
Geschäfte machte Renato, wenn er für die Mafia arbeitete. Nicht ausschließlich,
sondern immer dann, wenn er gebraucht wurde. Immerhin war er es gewesen, der
hier ausgekundschaftet hatte. Aufgrund seiner Berichte war dann in Palermo die
Entscheidung gefallen. Eine Zweigstelle der Mafia sollte aufgebaut werden. Cordone
und Konsorten rückten an.
    Der
Montagvormittag war heiß.
    Renato hob
den Kopf, als die Tür geöffnet wurde.
    Dr.
Eichhorn trat ein. Über dem Arm trug er die leichte, hellbraune Sommerjacke.
    „Buon
giomo, Signore!“ grüßte der Studienrat.
    Renato
erwiderte den Gruß, und sein pockennarbiges Gesicht verzog sich zu einem
Grinsen. Gleich würde der alte Esel seinen Satz anbringen — garantiert den
einzigen, den er auf italienisch konnte.
    Dr.
Eichhorn hielt das Grinsen für Freundlichkeit und sagte: „Vuol occuparsi dei
miei vestiti pulirli e stirarli? (Wollen Sie bitte meine Kleidungsstücke
reinigen?)“
    „Aber gern,
Herr Doktor.“
    Eichhorn
legte die Jacke auf den Tresen. Außer ihr hing ihm noch eine Leinenhose über
dem Arm. Sie wies ein paar Fettflecke auf.
    „Der Hund
meiner Nachbarin hat mich angesprungen.“ Er deutete auf den Schmutz an der
Jacke.
    „Hoffentlich
ist es kein gefährlicher Hund.“
    „Im
Gegenteil. Ein lieber Kerl. Sehr verspielt.“
    „Aber Sie
lassen sich von der Besitzerin die Kosten erstatten, Herr Doktor?“
    Eichhorn
schüttelte den Kopf. „Frau Meier weiß nichts davon. Und mit so einer Lappalie (Kleinigkeit) werde ich sie nicht behelligen.“
    „Morgen
früh können Sie beides abholen, Herr Doktor“, versicherte Renato und schrieb
den Bon aus.
    Als
Eichhorn gegangen war, bürstete er den Schmutz ab. Außerdem prüfte er
gewohnheitsmäßig, ob in den Taschen vergessener Inhalt war. Nichts.
    Dann jedoch
— bevor er Hose und Jacke dem chemischen Reinigungsvorgang übergab — bemerkte
er den Gegenstand.
    Er steckte
im Brustfutter der Jacke, links, und war hinuntergerutscht bis zum Saum. Durch
den Stoff fühlte er sich an wie Postkarte oder Brief.
    Renato
machte die Brusttasche links auf. Tatsächlich — das Futter war aufgerissen, der
Inhalt von dort in die Tiefe gerutscht. Er zog einen Briefumschlag heraus. Der
war schmutzig, als hätte er auf dem Boden gelegen.

    Er starrte
darauf. Seine Augen wurden schmal. Madonna! Die Adresse war aufgeklebt. Sie
bestand aus ausgeschnittenen Buchstaben. So teilen sich Erpresser und Kidnapper
mit. Das wußte er aus Erfahrung. Aber dieser Brief war an die Polizei
gerichtet. Und — natürlich! — der Absender fehlte.
    Er pfiff
durch die Zähne. Sein Blick wieselte zur Tür. Wann vermißte Eichhorn den Brief?
Kam er

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