Überfall nach Ladenschluß
für ihn bereit hielt — manchmal auch einen Knochen. Ohne
Zweifel war Pedro für jedermann eine Freude. Man verzieh ihm auch, daß er nicht
besonders gut erzogen war. Er sprang nämlich an, wen er mochte. Aus Übermut und
Freude. Aber das änderte nichts daran, daß seine beachtlichen Pfoten Schmutzflecke
hinterließen: auf Jacken, Mänteln und Kostümen.
Eben hatte
Pedro in seiner Wanne geplantscht, die in Frauchens Garten stand und bei
schwülem Wetter, wie heute, immer mit Wasser gefüllt war.
Pedros
nasse Pfoten saugten den Schmutz förmlich an. Freudig winselnd sprang er an
Eichhorn hoch — mit beiden Vorderpfoten vor die Brust, bzw. an die hellbraune
Sommerjacke, die der Studienrat schon lange besaß.
„Na, Pedro,
mein Hund!“
Er
tätschelte ihm den Kopf. Pedro begleitete ihn zum Hauseingang und erhielt sein
Leckerli. Schweifwedelnd trollte er sich nach nebenan zurück.
Erst vor
dem Garderobenspiegel bemerkte Eichhorn, wie er aussah: verschmutzt über die
ganze Breite der Brust.
Du lieber
Gott! dachte er.
Aber der
war nicht verantwortlich, und Eichhorn beschloß, das Jackett morgen in die
Reinigung zu bringen. Denn an heißen Tagen bevorzugte er dieses Wams, und der
Sommer begann ja erst.
*
Locke wagte
nicht, ihren Freund anzusehen. Wenn Tom so fühlte wie sie, würde ihn jeden
Moment inneres Gelächter zerreißen. Sie biß sich auf die Lippen und blickte
starr auf den Tisch. Aber ihr Näschen bebte, und Tom, der auf der anderen Seite
stand, grunzte wie ein Spanferkel.
So kann’s
also gehen! dachte sie. Ausgerechnet dieser halbseidene Mafia-Angestellte
vermittelt Helga das Haus. Ausgerechnet er, den wir suchen. Immerhin — es
scheint alles in Ordnung zu sein. Dr. Weber hat sämtliche Papiere geprüft und
alles für gut befunden. Klar doch! Der kannte ja den Vorbesitzer und kennt noch
dessen Witwe. Und der schöne Marcello macht ausnahmsweise mal ein ehrliches
Geschäft. Als Tarnung seiner sonstigen Greuel? Oder tun wir ihm Unrecht, und
unsere ganze Vermutung ist nur eine alberne Seifenblase? Nein, ist sie nicht.
Da wette ich meine Locken gegen... Ach, ist ja egal!
Helga,
Gunter, Dr. Weber und Cordone saßen am Tisch und erledigten, was es hier und
jetzt bei so einer Sache zu erledigen gab. Alles übrige würde Dr. Weber
besorgen.
Immerhin —
ab sofort konnte sich Helga als Besitzerin des Froschhauser Landhauses fühlen.
Plötzlich
sprang Cordone auf.
„Bei allen
Heiligen! Das hätte ich doch beinahe vergessen.“
Er rannte
hinaus.
„Nanu?“
wunderte sich Gunter. „Läuft sein Motor noch?“
Toms Blick
tauchte in Lockes dunkle Augen. Zu weiteren Verständigungen reichte die Zeit
nicht. Cordone kam zurück.
Er riß
einen Blumenstrauß aus papierner Umhüllung und überreichte ihn Helga.
„Herzlichen
Glückwunsch, gnädige Frau. Sie und die Ihren sollen nur glückliche Tage erleben
in diesem prachtvollen Haus.“
Helga
dankte und nahm die Hausschlüssel entgegen. Ihre Augen leuchteten. Im
Überschwang der Gefühle umarmte sie Gunter.
„Nächstes
Wochenende weihen wir’s ein, ja?“
„So lange
noch?“ Gunter seufzte. „Wie soll ich die Woche überstehen? Das sind Aussichten,
Kinder“, wandte er sich an Locke und Tom. „Wir werden ein Fest veranstalten,
daß sich der Froschhauser See wie der Pazifik fühlt. Aber müssen nicht noch die
Handwerker rein, Liebling?“
Helga
schüttelte den Kopf. „Es ist alles wie neu, und die Möbel habe ich übernommen.
Nur Geschirr und Bettwäsche nehmen wir mit, wenn wir Samstag rausfahren — in
aller Frühe, versteht sich.“
„Oh!“ sagte
Gunter. „Verdammt und zugenäht. Der Minister! Den kann ich nicht übergehen.“
„Was
Berufliches?“
„Leider! Um
den Termin für das Interview (Befragung) habe ich mich lange bemüht.
Jetzt ist der Samstag vereinbart, 17 Uhr. Ausgerechnet. Liebling, das heißt,
ich komme Sonntagfrüh nach.“
„Na,
schön!“ Etwas von ihrem Lächeln fiel für Dr. Weber und Cordone ab.
„Journalisten sind immer im Dienst. Damit habe ich mich abgefunden.“
„Anstrengend,
aber bestimmt nie langweilig“, meinte Weber.
Cordone
grinste wie ein Dressman (Vorführer von Herrenkleidung) bei der Anprobe
neuer Seidenhemden. Zu sagen hatte er nichts.
„Euch nehme
ich Samstagfrüh mit“, sagte Helga zu Locke und Tom.
„Ich wage
kaum, es auszusprechen“, mit einem Faustschlag vernichtete Tom einen
unsichtbaren Feind, „aber wir können erst mit Gunter kommen.“
„Hast
recht!“ pflichtete
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