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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zurück?
    Renato lief
in die kleine Kaffeeküche, die zu seinem Geschäft gehörte. Über Wasserdampf öffnete
er den Umschlag.
    Als er das
Blatt entfaltete, fiel sein Blick zuerst auf die Unterschrift.
    Auch sie
bestand aus den Druckbuchstaben einer Zeitung.
    Der Rote — stand
dort, Renato hielt den Atem an.
    Aufgeregt
las er. Der Text lautete:
    Ihr
blöden Bullen habt anscheinend noch nicht begriffen, daß es zwei Rote gibt. Ich
bin der echte — der, von dem Ihr 11 Briefe erhalten habt.
Der andere ist nur ein Trittbrettfahrer. Hoffentlich erwischt Ihr ihn bald.
Oder seid Ihr auch dazu nicht fähig? Meine Briefe, scheint mir, sind Euch
peinlich. Oder wie muß ich das verstehen, daß in der Presse noch keiner
veröffentlicht wurde? In den nächsten Tagen hört Ihr wieder von mir. Ich habe
große Pläne — und von Euch ist ja nichts zu befürchten. Der Rote
    Renato
blähte die Nasenflügel. Seine Gedanken jagten. Eichhorn — der! Der war der
Rote! Ein alter Kerl, aber... Wer hätte das gedacht! Und warum auch nicht?
Hinter der roten Maske konnte sich jeder verbergen.
    Grinsend
rieb er sich die Hände. So ein Glück! Cordone hatte eine hohe Belohnung
ausgesetzt. Die gehörte jetzt ihm. Und der Chef würde aufatmen, daß der
Strolch, der da anfing, die Geschäfte der Mafia zu stören, entlarvt war.
Entlarvt und... schon so gut wie eingesargt. Für einen wie den gab’s keine
Gnade. Woher der wohl wußte, welche Wirte Schutzgeld zahlen mußten?
    Renato
schloß sein Reinigungsgeschäft, setzte sich in den Wagen und fuhr zu Cordone.
    Dessen
Straßenkreuzer parkte vor dem Haus. Leonessa öffnete. Sein Skelettschädel
schien noch knochiger als sonst.
    „Dicke
Luft“, erklärte er. „Wir haben einen neuen Gegner. Bürger-Initiative Saubere
Stadt nennen sich diese Spinner. Gestern riefen sie an...“ Er erzählte.
    Renato
fluchte. Aber dann schwenkte er den Brief.
    „Ich
jedenfalls bringe eine gute Nachricht. Ich serviere euch den Roten.“
    „Was? Wen?“
schnappte Leonessa und starrte auf den Brief. „Es... soll zwei geben. Einer
wurde gestern erwischt. Heute steht’s in der Zeitung.“
    „Ach?“
Renato fühlte Enttäuschung. „Ich habe noch nichts gelesen. Welchen haben sie
erwischt: den echten oder den Trittbrettfahrer?“
    „Den
Trittbrettfahrer.“ Leonessa konnte den Blick nicht vom Brief abwenden. „Wer...
ist es dann?“
    „Ein alter
Kerl. Ein Lehrer. Dr. Dieter Eichhorn. Kunde von mir. Und so kam’s auch, daß...
Aber gehen wir doch erstmal zum Chef.“
    Cordone und
Palena saßen im Büro, tranken Espresso und sülzten. Unter Cordones Augen zeigte
sich der Ansatz von Tränensäcken. Offenbar hatte er eine schlaflose Nacht
verbracht. In den Mundwinkeln saß Wut, in den Augen glomm Haß. Er nickte Renato
zu, kippte seinen Sessel zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch.
    „Bei allen
Teufeln“, knurrte er, „ich spüre, daß ich dem Kerl auf der Spur bin, ganz
dicht. Er hat einen Fehler gemacht. Aber ich... komme nicht drauf.“
    „Du meinst
den Anrufer, den Saubermann?“ fragte Leonessa.
    Cordone
nickte. „Es ist so ein Gefühl. Kenne ich seine Stimme? Nein. Das ist es nicht.
Sie war verzerrt, verstellt, nicht einzuordnen. Jeder von euch hätte es sein
können. Was ist, Renato?“
    „Ich bringe
den Roten“, triumphierte der Schnellreiniger. „Den echten, nicht den
Trittbrettfahrer. Hier!“
    Cordone
nahm den Brief und las. Sein Gesicht rötete sich.
    „Woher hast
du den?“
    Nachdem
Renato erzählt hatte, herrschte andächtiges Schweigen.
    Es wird
immer verrückter, dachte Leonessa. Mein Brief ist ein Irrläufer, buchstäblich.
Der Alte vergißt, ihn aus der Jacke zu nehmen. Und das besiegelt jetzt sein
Schicksal. Wie wird Cordone entscheiden? Soll der Alte beseitigt werden? Oder
genügt es, wenn er für den Rest seiner Tage an Krücken geht?
    Cordone
bewegte sich wie in Zeitlupe. Langsam nahm er die Füße vom Schreibtisch.
Langsam stand er auf. Mit theatralischer Geste legte er sich die Fingerspitzen
an die Stirn.
    „Ich
hab’s!“ flüsterte er. „Ich hab’s!“ brüllte er dann, daß die drei
zusammenfuhren, als hätte man auf sie geschossen.
    Leonessa
brannte vor Neugier. „Du hast was Besonderes vor mit diesem Eichhorn?“
    „Was? Mit
Eichhorn? Der wird fertiggemacht. Was sonst? Nein! Ich hab’s, was hinter der
sogenannten Bürger-Initiative steckt. Nichts! Eine Kinderei. Und ich weiß, wer
der Anrufer ist. Jahhh, jetzt hat mein Scharfsinn ihn aufgespießt. Jetzt,

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