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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Locke bei. „Am Samstag ist Schulfest. Das müssen wir
mitmachen. Schwänzen können wir nicht, Helga. Tom spielt abends bei der Band
mit — als vierter Zupfgeiger, will sagen: Gitarrist. Wenn er schön leise
spielt, wird’s gar nicht auffallen, daß er unmusikalisch ist. Ich bin bei der
Tanzgruppe dabei. Wir treten spätnachmittags auf.“
    „Und wenn
du schön still stehst“, sagte Tom, „wird’s gar nicht auf fallen, wie
unmusikalisch du bist.“
    „Bäh!“
streckte sie ihm die Zunge raus.
    Die
Erwachsenen lächelten.
    „Alle
lassen mich allein“, stellte Helga fest. „Aber damit werde ich fertig. Den Mike
frage ich gar nicht erst. Daß er Zeit hätte, wäre ein Wunder. Ich jedenfalls
werde Samstagfrüh von meinem Landhaus Besitz ergreifen und — was bleibt mir
anderes übrig! — das Einweihungsfest vorbereiten. Wenn ihr dann eintrudelt, ist
alles bestens getan.“
    „Du
verhilfst uns zu Schuldgefühlen“, lachte Gunter.
    Den
Abschluß der denkwürdigen Stunde bildete ein kleiner Umtrunk mit Sekt, wobei
sich Locke und Tom ein Glas teilten, denn Alkoholisches war nicht ihr Bier.
    Die
Stimmung war bombig. Von dem Verhängnis ahnte keiner was. Erst viel später
würde man begreifen, daß Cordone das soeben geführte, harmlose Gespräch in
teuflischer Weise für sich ausnutzen konnte. Jetzt wußte er das selbst noch
nicht.
    Er
verabschiedete sich als erster. Handgeschrieben auf einem Zettel hinterließ er
Helga seine private Telefonnummer — falls es noch Fragen gäbe.
    Tom lotste
Locke in sein Zimmer, wohin sie voran lief. Sie schlossen die Tür.
    „Ich bin
dafür, jetzt nichts zu sagen“, sprudelte sie hervor. „Von unserem Verdacht,
meine ich, was Cordone betrifft. Es wäre wie eine kalte Dusche. Helga täte mir
leid. Sie freut sich so. Papi ist begeistert. Heute ist kein Tag wie jeder
andere. Vielleicht werden sie im Landhaus ihre Flitterwochen verbringen.
Jedenfalls wäre es unmenschlich und stimmungstötend, wenn wir damit rauskommen,
daß Cordone wahrscheinlich unser Erzfeind ist, nämlich Mitglied der Mafia.“
    „Du
sprichst mir aus dem Herzen.“ Tom legte seine Hand auf die linke Brustseite.
„Wenigstens heute möchte ich ihr den Kummer fernhalten. Ein ekliger Laffe,
dieser Seidengekleidete, wie?“
    „Als er
kam, dachte ich, ich falle lang auf den Rücken.“
    „Irre! Aber
das Glück ist auf unserer Seite. Wir wissen, wie er heißt, wo er wohnt, und
sogar seine Telefonnummer schreibt er uns auf. Komisch, ich hätte vermutet, der
besäße Visitenkarten, goldgeprägt.“
    „Wir werden
ihn anrufen.“
    „Cordone?“
    „Von dem
reden wir doch.“
    „Und?“
    „Er kriegt
eins auf die Nase. Wir drohen ihm.“
    „Du meinst:
Daß er gefälligst seine Landsleute in Ruhe läßt, andernfalls wir gegen ihn
Vorgehen werden. Aber wer ist ,wir’?“
    „Jedenfalls
dürfen wir uns nicht zu erkennen geben. Und es darf auch nicht der Eindruck
entstehen, daß wir die Restaurant-Besitzer sind, die Schutzgeld-Zahler.“
    „Sonst
werden die reihenweise zusammengehauen“, nickte Tom.
    „Ich weiß
es. Wir sind die Bürger-Initiative (erste tätige Anregung zu einer Handlung) Saubere Stadt. Und wir lassen nicht zu, daß sich hier die Mafia breitmacht.“
    Tom hielt
das für gut.
    In der
Telefonkladde fand er den Zettel, auf den Cordone seine Privatnummer
geschrieben hatte.
    Zum
Abendessen wollten alle in das Rehmsche Stammlokal DIE DREI MOHREN. Aber vorher
machten Locke und Tom mit Nicki eine Runde durchs Viertel.
    An einer
Telefonzelle wurde der treue Vierbeiner festgebunden. Das Pärchen betrat den
Glaskäfig. Locke hatte Herzklopfen, obwohl Tom das Gespräch führen sollte. Er
war, wie immer, die Ruhe selbst.
    Sie
vergewisserten sich, daß niemand des Weges kam und sie nicht beobachtet wurden.
Dann legte Tom sein gefaltetes Taschentuch über die Sprechmuschel, was bewirkt,
daß die Stimme des Sprechenden am andern Ende der Leitung dumpf und verzerrt
klingt.
    „Hoffentlich
ist er zu Hause, Tom.“
    „Wenn nicht
— irgendwann erreichen wir ihn.“
    Er hatte
sich die Nummer gemerkt und wählte.
    Sie hörten
das Läuten. Nach dem dritten Mal wurde abgehoben.
    „Ja,
hallo?“ fragte eine heisere Stimme mit deutlichem Akzent. Cordone war’s nicht.
    „Geben Sie
mir Marcello Cordone“, verlangte Tom unheilvoll.
    „Wer
spricht?“
    „Das geht
Sie einen Dreck an! Holen Sie Cordone! Aber schnell!“
    Offenbar
wurde eine Hand über die Sprechmuschel gedeckt. Sie hörten entferntes Quaken.
Stimmen,

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