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Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht

Titel: Überflieger - Warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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die Hunderte von Anwälten in den großen Metropolen der Welt beschäftigen,
     operiert diese Kanzlei nur von ihrem New Yorker Büro aus. Sie lehnt mehr Fälle ab, als sie annimmt. Anders als die Konkurrenz
     berechnet sie ihre Arbeit nicht nach Stunden, sondern verlangt eine feste Gebühr. Als sie vor einigen Jahren die Kaufhauskette
     Kmart vor einer feindlichen Übernahme schützen sollte, kassierte sie 20 Millionen US-Dollar für die Arbeit von zwei Wochen.
     Kmart zahlte gern. Wenn die Anwälte ihre Gegner nicht durch ihr Wissen besiegen können, dann arbeiten sie eben länger, und
     wenn sie nicht länger arbeiten können, dann gewinnen sie durch schiere Einschüchterung. Diese Kanzlei hat in den letzten beiden
     Jahrzehnten auf jeden Anwalt umgerechnet mehr verdient als jede andere Kanzlei der Welt. Neben den Fotos von Bill Clinton
     und George Bush Sr. hat Joe Flom ein Foto von sich und dem Geschäftsführer dieser Kanzlei in seinem Büro hängen.
    Niemand wird in New York ein Topanwalt, wenn er oder sie nicht ehrgeizig ist und hart arbeitet. Diese Beschreibung trifft
     auch auf die vier Männer zu, die die Kanzlei im Black Rock gegründet haben. Aber wir wissen inzwischen sehr viel mehr, oder?
     Erfolg ist kein Zufallsprodukt, sondern kommt in einem |140| vorhersehbaren Zusammenspiel aus Umständen und Chancen zustande. Nachdem wir uns die Biografien von Bill Joy und Bill Gates,
     den Werdegang von professionellen Eishockeyspielern und Genies und die Geschichten von Joe Flom, den Janklows und den Borgenichts
     angesehen haben, sollten wir inzwischen mühelos erraten, welchen Hintergrund der perfekte Anwalt mitbringt.
    Dieser Mensch wurde in einer demografischen Delle geboren, kam in den Genuss der besten staatlichen New Yorker Schulen und
     fand einen idealen Arbeitsmarkt vor. Er oder sie ist natürlich Jude und kam aufgrund dieser »Vorgeschichte« nicht in einer
     der alteingesessenen Kanzleien unter. Die Eltern waren in der Bekleidungsindustrie tätig und haben ihren Kindern die Autonomie,
     die anspruchsvolle Arbeit und den Zusammenhang aus Einsatz und Belohnung vorgelebt, die mit einer sinnvollen Tätigkeit einhergehen.
     Er oder sie hat eine gute Universität besucht, auch wenn es vielleicht nicht die beste war. Dieser Mensch war dort nicht unbedingt
     der Beste seines Jahrgangs – aber er war gut genug.
    Wir können sogar noch mehr Details vorhersehen. So wie es ein ideales Geburtsjahr für einen Industriemagnaten und für einen
     Softwareentwickler gibt, hat auch ein New Yorker Anwalt ein ideales Geburtsjahr. Es ist das Jahr 1930. Damit käme unser Anwalt
     aus einer kleinen Generation. Im Jahr 1970, dem Beginn der Umwälzungen in der Branche, wäre er oder sie 40 Jahre alt und hätte
     15 Jahre »Hamburg« in Übernahmegeschäften hinter sich, während die feinen Anwälte über ihren Martinis die Zeit vergaßen. Für
     einen erfolgreichen New Yorker Anwalt ist es von Vorteil, Außenseiter zu sein, Eltern gehabt zu haben, die einer sinnvollen
     Arbeit nachgingen, und vor allem Anfang der Dreißigerjahre geboren worden zu sein. Wenn diese drei Bedingungen mit einer gehörigen
     Portion Ehrgeiz und Klugheit zusammenkommen, dann ist dies eine unschlagbare Kombination. Das ist so, als würde ein künftiger
     Eishockeyspieler am 1. Januar geboren.
    |141| Bei der Kanzlei im Black Rock handelt es sich um Wachtell, Lipton, Rosen and Katz. Erster Partner war Herbert Wachtell. Er
     wurde im Jahr 1931 geboren und wuchs in einem Wohnkomplex der Textilarbeitergewerkschaft gegenüber dem Van Cortland Park in
     der Bronx auf. Seine Eltern waren jüdische Einwanderer aus der Ukraine. Sein Vater und dessen Brüder stellten in der sechsten
     Etage eines Gebäudes an der Ecke Broadway/Spring Street in Soho – heute ein vornehmes Atelier – Damenunterwäsche her. Wachtell
     ging im Norden Manhattans auf eine staatliche Schule und studierte zuerst am City College im Norden von Manhattan, dann an
     der New York University.
    Der zweite Partner war Michael Lipton, Jahrgang 1931. Sein Vater war Fabrikleiter und Sohn jüdischer Einwanderer. Lipton besuchte
     eine staatliche Schule in Jersey City und studierte an der University of Pennsylvania und der New York University.
    Der dritte Partner war Leonard Rosen, Jahrgang 1930. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen in der Nähe des Yankee-Stadions in
     der Bronx auf. Seine Eltern waren jüdische Einwanderer aus der Ukraine. Sein Vater arbeitete als Bügler in der

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