Ueberflieger
miserabel. Und schon gar nicht das Publikum, denn das war alles andere als empfänglich. Es war schlicht und ergreifend die Zeit, die sie auf der Bühne stehen konnten.
In einem Interview, das er nach der Auflösung der Band gab, berichtete |48| John Lennon über ihre Auftritte in einem Nachtclub namens Indra:
Wir sind immer besser geworden und haben mehr Selbstvertrauen bekommen. Das war kaum zu vermeiden, bei der ganzen Erfahrung, die wir mitgenommen haben, weil wir die ganze Nacht durchgespielt haben. Es war gut, dass wir im Ausland waren. Wir mussten mehr tun und uns richtig ins Zeug legen, um rüberzukommen.
In Liverpool hatten wir immer nur einstündige Auftritte gehabt, und wir haben immer nur unsere besten Stücke gespielt, jedes Mal dieselben. In Hamburg haben wir acht Stunden am Stück auf der Bühne gestanden, also mussten wir uns was Neues einfallen lassen.
Acht Stunden?
Pete Best, der damalige Schlagzeuger der Beatles, erinnerte sich: »Als bekannt wurde, dass wir einen Auftritt haben, war der Club voll. Wir haben sieben Tage die Woche gespielt. Zuerst fast nonstop bis halb eins, bis der Club zugemacht hat, und dann, als wir besser waren, sind die Leute an den meisten Tagen bis zwei Uhr morgens geblieben.«
Sieben Tage die Woche?
Die Beatles kamen zwischen 1960 und 1962 insgesamt fünf Mal nach Hamburg. Beim ersten Mal hatten sie 106 Auftritte und spielten fünf und mehr Stunden pro Nacht. Beim zweiten Mal traten sie 92 Mal auf. Beim dritten Mal spielten sie 48 Mal oder 172 Stunden lang. Während der letzten beiden Reisen im November und Dezember 1962 traten sie noch einmal 90 Stunden lang auf. Alles in allem traten sie in etwas mehr als anderthalb Jahren in insgesamt 270 Nächten auf. Bei ihrem Durchbruch im Jahr 1964 hatten sie insgesamt 1 200 Auftritte hinter sich. Das ist mehr als ungewöhnlich. Heute kommen die meisten Bands in ihrer gesamten Laufbahn nicht auf so viele Bühnenauftritte. Die Feuerprobe in Hamburg ist einer der Gründe, weshalb die Beatles etwas Besonderes wurden.
»Vor Hamburg haben sie auf Bühne nichts getaugt, nach Hamburg waren sie sehr gut«, meint Norman. »Sie haben nicht nur |49| Ausdauer gelernt. Sie mussten sich ein riesiges Repertoire aneignen – Coverversionen von allem, nicht nur Rock’n’Roll, sondern auch ein bisschen Jazz. Vorher waren sie auf der Bühne undiszipliniert. Nachher haben sie anders geklungen als alle anderen. Hamburg war der Schlüssel zum Erfolg.«
5.
Sehen wir uns nun den Werdegang von Bill Gates an. Seine Geschichte ist fast so bekannt wie die der Beatles. Brillantes, junges Mathematikgenie entdeckt Computerprogrammierung, bricht sein Studium in Harvard ab und gründet zusammen mit Freunden eine kleine Garagenfirma namens Microsoft. Mit Genialität, Ehrgeiz und Mut macht er das Unternehmen zum Giganten der Softwarewelt. So weit die Geschichte in groben Zügen. Schauen wir nun ein wenig hinter die Kulissen.
Der Vater von Bill Gates war ein wohlhabender Anwalt in Seattle, seine Mutter die Tochter eines reichen Bankiers. Bill war ein frühreifer Junge und langweilte sich im Unterricht. Daher nahmen ihn seine Eltern von der staatlichen Schule und schickten ihn mit Beginn der siebten Klasse nach Lakeside, eine Privatschule für die Sprösslinge der Elite von Seattle. Im folgenden Schuljahr wurde in Lakeside ein Computerclub gegründet.
»Die Mütter haben jedes Jahr einen Basar veranstaltet, und die Frage war immer, was man mit dem Geld anfangen sollte«, erinnert sich Gates. »Einiges war für einen Sommerkurs gedacht, zu dem Kinder aus ärmeren Stadtvierteln an die Schule gekommen sind. Einiges ist an die Lehrer gegangen. In diesem Jahr haben sie für 3 000 Dollar ein Computerterminal angeschafft und es in einen kleinen Raum gestellt, den wir dann in Besitz genommen haben. Es war eine ganz erstaunliche Sache.«
Natürlich war es erstaunlich, denn man schrieb das Jahr 1968. Damals hatten die wenigsten Universitäten einen Computerclub. Noch erstaunlicher war der Computer selbst, den die Mütter von |50| Lakeside anschafften. Die Kinder mussten nicht wie überall sonst im Land mühsam mit Lochkarten programmieren lernen. Stattdessen wurde ein sogenannter ASR-33 Teletype installiert, ein Mehrbenutzerterminal, das direkt mit einem Mainframe-Computer im Zentrum von Seattle in Verbindung stand. »Multiusersysteme waren erst 1965 erfunden worden«, erzählt Gates weiter. »Da hat jemand wirklichen Weitblick bewiesen.« Bill Joy bekam
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