Uebergebt sie den Flammen
die Schulter. »Verzeih meine Angst.« Tief sog er den Atem ein. »Ich rieche unsere Herberge.«
Adolph schmunzelte. »Bevor wir ins ‘Bäumchen’ einzogen, wusste ich nicht, dass der Gestank dieser Stadt noch Möglichkeiten hat, die ich nicht kenne.« Die Herberge »Zum Bäumchen« gehörte zu einer Brauerei. An solch sonnigem Tag. ohne Wind, schwang über dem gewöhnlichen Geruch noch der süßliche Duft des Malzsuds.
Aus der Gasse kurz vor ihrer Herberge eilte ein Mann, schnitt Johann und Adolph den Weg, um Fußbreite wäre er in sie hineingelaufen. »He, die Messe ist aus«, scherzte Johann.
Verlegen blieb der Mann stehen, nahm die flache Mütze herunter. »Ich komme immer zu spät«, er ging auf den Spaß ein. »Aber bis zum Sonntag schaffe ich es bestimmt. Wenn nicht, dann warte ich, bis das Bier ausgeschenkt wird.«
Johann zwinkerte Adolph zu. »Mein Sohn, das sehe ich nicht gern.«
»Verzeiht, ich wusste nicht, dass ihr ein Priester seid.« Mit der Stiefelspitze kratzte der Mann in der Dreckschicht.
Johann wehrte leichtgestimmt ab. »Geht nur, es war ein Scherz.«
Wie erlöst seufzte der Mann. »Und ich dachte schon«, brach den Satz ab, »Ihr seid fremd in der Stadt?«
»Fremde und doch nicht fremd.« Adolph drängte weiter, doch Johann fühlte sich frei, wollte den Schwatz. Eifrig begleitete der Mann sie ein Stuck, hielt die beiden auf und wandte sich an Johann.
»Von weit her?«
»Aus dem Niederrheinischen. Dort wächst das Korn, ein sattes Land, das Vieh blökt auf der Weide zum Lobe des Herrn.«
Verblüfft hob der Mann den Kopf, verengte die Augen.
»Doch nicht aus Wesel? Meine Schwester …«
»Nein, aber dicht dabei. Aus Büderich.«
»Und Priester seid ihr auch. Wer sonst redet so schön.«
Johann gab sich lachend geschlagen. »Ich bin Vikar in Büderich.«
»So!«, der Mann strahlte und schwenkte die Mütze »Dann bist du der Johannes Klopreis.«
»Woher …?« Es war zu spät. Aus den Hauseingängen rechts und links stürzten Gerichtsdiener. Johann sah die doppelgespitzten Hüte, sah, wie der Mann davonrannte. Adolph hatte sich umgedreht, erstarrte. »Eine Falle«, murmelte er. Die Spieße zeigten auf Johann, er versuchte auszuweichen, zwei weitere Spitzen zielten auf seine Brust, vier Männer in zweifarbigen Hüten hatten ihn umzingelt. Johann bewegte sich nicht mehr.
Gemächlich spazierte ein Gewaltdiener heran, rieb über das bunte Wams der Stadt. »Johannes Klopreis, Vikar zu Büderich. Im Namen des Rates …»
In seinem Kopf tobte ein Sturm, Bilder fielen ineinander, Wendel, ihr ängstliches Gesicht, ihr Finger auf seiner Stirn. »O mein Gott!«
»Bindet ihn!« Fäuste zerrten an seinem Mantel, Johann fiel, wurde grob gehalten. Die Hände rissen sie ihm auf den Rücken, hart schnitt der Strick, der Schmerz weckte ihn. Er war gefangen.
Adolph stellte sich dem Gewaltrichter entgegen. »Mit welchem Recht?«, schrie er und bebte. »Auf der Straße? Wie ein gewöhnlicher Dieb? Was ist das nur für eine Stadt?«
Leute schlichen näher. Ärgerlich griff der Gewaltrichter den Kragen der Schaube, zog Adolph dicht an sich heran. »Wer bist du?«
Den Kopf hocherhoben starrte ihm der Schulmeister in die Augen, bis der Mann den Mantel freigab. »Ich bin Magister Adolph Clarenbach. Ich verwahre mich auf das schärfste gegen diese Willkür!«
Einige der Zuschauer nickten, es war mehr Vergnügen als Anteilnahme. Adolph gab nicht auf. »Wo ist die Gerechtigkeit? Unbescholtene Fremde werden verhaftet! Nicht nur in den Straßen ist Köln ein Pfuhl!«
»Halt’s Maul, Magister!«
»Welche Verbrechen hat dieser Mann begangen?«
»Ist mir egal. Ich hab Befehl.« Der Gewaltrichter grinste hämisch. »Unser Inquisitor wird es ihm schon sagen.« Mit dem Daumen fuhr er quer über seinen Hals. Adolph schwieg. Mit demselben Daumen gab der Gewaltrichter den Schergen das Zeichen. Sie drängten Adolph zur Seite, stießen Johann vorwärts, zurück in Richtung Dom.
Johann ließ sich stoßen und treiben, stolperte weiter. Die gläserne Glocke war zersprungen. Wie oft hatte er mutig eine Verhaftung durchlebt, sich aufrecht den Häschern ergeben, so oft war er in Gedanken kühn dem Gericht entgegengetreten, das alles fiel in Scherben von ihm ab.
»Rohe Gewalt!« Adolph hielt mit dem Gewaltrichter Schritt, schrie, wollte die Leute aufmerksam machen. Einige blieben stehen. »Seht genau hin. Das ist die Gewalt! Morgen ergeht es euch ebenso! Es steht schlecht, schlecht um diese Stadt!«
Sie ließen den
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