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Uebergebt sie den Flammen

Uebergebt sie den Flammen

Titel: Uebergebt sie den Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Angst mehr, Johann sah auf die Bretter, zaghaft flackerte der Wunsch, tief unten im Kerker zu sein, erstarb wieder, Johann lieferte sich aus.
    »Nachher wirst du Ja sagen.« Leicht hob der Henker den Sack an, schüttelte ihn, sperriges Gerät schlug aneinander. »Die Herren stellen dir eine Frage zu dem verdammten Ketzer, diesem Schulmeister. Verstanden, Kerl?«
    Johann schüttelte den Kopf.
    »Auch gut. Ich soll dich nur vorbereiten, mehr nicht.« Er schnalzte mit der Zunge. »Du Krötenlaich, ich vergesse nie was. Für dich hab ich mir was ausgedacht. Dafür nehm ich nichts, keiner wird sich dran stören, das mach ich umsonst. Nein, ich brech dir nicht die Finger, vielleicht später mal.« Blitzschnell fuhr die rechte Hand des Henkers in den Sack, kam mit einer eisernen Maske wieder zum Vorschein, er schlenkerte sie an seiner Seite, unbewegt ging er auf Johann zu, drückte ihn gegen die Mauer, packte die wilde Haarmähne und schlug den Kopf an die Steine. So hielt er den Gefangenen. »Guck mich an, Kerl.« Die Punkte seiner Augäpfel brannten. »Ja, mein Gesicht hab ich vom Herrgott. Mit den Fingern hast du auf mich gezeigt, das Teufelszeichen gemacht! Verflucht, ich sollt sie dir doch brechen. Denkst wohl…» er spie zur Seite. Nur Kälte blieb. »Weißt du’s noch?«
    Johann nickte.
    »Was ich verspreche, das halt ich auch. Bloß dein Gesichtchen, auf die Augen pass ich auf.« Seine rechte Hand schnellte hoch, die Maske, Johann sah Dornen, dann nichts, fühlte einen langen Schmerz.
    Der Henker ließ den Haarschopf los, und der Kopf sank vornüber. Achtlos warf der Scharfrichter die Maske zurück in den Sack, hob Johanns Kinn mit dem Finger. »Das gibt Narben, breite, wenn du in deinem Loch krepiert bist, wird selbst der Teufel sich vor dir erschrecken.«
    Johann schmeckte das Blut auf den Lippen, der Schmerz rief die grellen Bilder zurück. Voll Triumph sah er den Henker an. »Ich danke dir.«
    »Was?« Die riesige Hand wischte Johann durch das Gesicht, er zeigte ihm die blutverschmierten Finger.
    »Dafür?«
    »Ja!«, schrie Johann laut und blickte zur Gewölbedecke.
    »Der Engel sprach: Zerstört nichts, bis wir die Knechte unseres Herrn an ihren Stirnen versiegelt haben.« Er lachte, seine Augen lebten wie Irrlichter. »Durch diese Kreatur hat mich der Engel gesiegelt. Wenn der Tag kommt, wird der Herr mich an diesem Zeichen erkennen!« Langsam wich der Scharfrichter zurück. »Hör auf! Weg mit dem Blick! Ich hab dir nur Dornen durchs Gesicht gezogen.«
    »Ja!«, schrie Johann beseelt.
    Die Faust traf den blutenden Mund.
    Alle Kraft wich, stumm sank er zu Boden, die Bilder waren erloschen, keine Ohnmacht nahm ihn auf, wach und klar durchlitt er jeden Schmerz.
    Dem Henker rann der Schweiß von der Stirn. »Sag nichts mehr!« Über Johann gebeugt raunte er: »Ich könnt dir einfach das Genick brechen, mach ich nicht. Hörst du? Ist nicht gut. wenn einer mich so anguckt, nicht gut für die Arbeit.«
    Johann verstand die Worte, antwortete nicht.
    »Willst du was?«
    Weil er meine Augen fürchtet, will er sich loskaufen. Mühsam rollte sich Johann auf den Rücken, in seinem Gesicht brannten Flammen. »Papier, Feder und Tinte. Und Licht, einen Brief lang«, forderte er.
    »Das ist alles? Ihr Gelehrten. Bis ich das begreife.« Schnell hatte der Scharfrichter seine Sicherheit wiedergewonnen. »Ich sag’s dem Saufkopf, versprochen ist versprochen.«
    Voller Zufriedenheit stieg er zur Pforte. »Mit den Herren, das mach ich schon.«
    Er rief in den Gang, wartete, bis die Schritte nah genug waren. »Ihr müsst von dort aus fragen, hier ist kein Platz.«
    »Sieht er so schlimm aus? Du Kurzab solltest ihn nur weich machen.«
    Der Henker spie aus. »Der ist weich genug.« Und Johann hörte das beifällige Gemurmel.
    »Klopreis!« Die Stimme war ihm fremd. Sicher ein Ratsherr oder ein Richter, überlegte er.
    »Bist du von dem Magister Adolph Clarenbach zur Lutherei verführt worden?«
    Die Empörung verlieh ihm Kraft, Johann stützte sich auf, schüttelte den Kopf. »Nie werde ich …»
    Mit Lachen tötete der Henker seine schwache Stimme. »Er hat mit Ja« geantwortet«, rief er den Geschickten zu. Die Schritte entfernten sich sofort.
    »Na, war doch leicht», grinste der Scharfrichter zu ihm hinunter und folgte den Herren.
    Vergeblich versuchte Johann aufzustehen, seine Muskeln gehorchten nicht, unentwegt schüttelte er den Kopf.
    »Adolph, mein Bruder. Ich habe dich nicht verraten.« Schon krustete das Blut auf den

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