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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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auch Wasserkanister, Verbandszeug, Campinglampen und Gas-Kartuschen. Ich greife zu einem Karton mit kleinen, grünen Flaschen drin und lese das Etikett: Micropur Classic Wasserentkeimer. Verblüfft stelle ich das Fläschchen zurück. Flik fürchtet offenbar nicht nur einen Stromausfall, sondern auch gleich einen Zusammenbruch der niederländischen Trinkwasserversorgung. Ich gehe einen Schritt weiter und öffne eine kleine Box. Darin liegen Pfeffer-Abwehrsprays. »Ja, leck mich am Arsch …«, sage ich zu mir selbst, »jetzt geht’s aber los!«, und nehme eine Dose in die Hand.
    »Pfefferspray zur Tierabwehr.«
    Ich zucke zusammen und reiße den Kopf herum. Flik schließt die Tür und schaut dermaßen ertappt, als hätte ich gerade die DVD
Höschen
runter für den Rosettenkasper
entdeckt.
    »Ich hab Familie, Simon. Das verändert ganz schön was.«
    Ich stecke das Spray zurück in die Box. »Aber jetzt mal unter uns: Hast du zu viele Talkshows geguckt?«
    »Ich möchte da nicht wirklich drüber reden mit dir, so wie du heute drauf bist. Lass uns einfach wieder zu den Frauen gehen und die Sache vergessen.«
    »Aber jetzt hab ich das gesehen, und jetzt will ich auch drüber reden!«
    »Ich aber nicht!«
    »Und ich dachte ja immer, meine Putzfrau wäre bekloppt.«
    Ich nehme eine Box mit Atemschutzmasken aus dem Regal. »Glaubst du, dass wir ersticken? Dass Aliens unsere Luft vergiften, unsere Kinder entführen und dann Treibstoff aus ihnen machen für ihre Raumschiffe?«
    »Leg’s wieder hin, Simon, bitte. Ich mag mich da jetzt echt nicht rechtfertigen, ich weiß ja, was du sagen wirst.«
    »Aber Flik, was willst du denn mit dem ganzen Zeugs? Ich meine, was glaubst du denn, was passiert, dass du den ganzen Krempel brauchen kannst?«
    »Ich glaube gar nichts, und jetzt gehen wir wieder rein.«
    »Mann, du hast echt drei Gasheizer, oder?«
    »Vier. Einer ist in der Garage.«
    »Und das da, was ist das Weiße da?«
    Ich deute auf ein koffergroßes Gerät neben einigen Autobatterien, aus dem ein Schlauch in einen Kanister mit durchsichtiger Flüssigkeit führt.
    »Brennstoffzelle.«
    Verwirrt setze ich mich auf einen der drei Gasöfen und wiederhole Fliks Antwort. »Brennstoffzelle. Du reicherst nicht zufällig auch Uran an?«
    Seufzend setzt Flik sich auf den Gasofen neben mir. »Ich weiß selbst, dass das alles irgendwie bekloppt ist, aber es hat was mit dem Wurm zu tun, weißt du. Ich meine, schau dir die Nachrichten an, es ist ja wirklich gar nichts mehr sicher.«
    »Ja klar, ist nichts mehr sicher, aber sag mir einfach, dass du den ganzen Scheiß hier nicht stapelst, weil du jetzt auch noch glaubst, dass die Welt untergeht!«
    »Untergehen nicht, aber die Zeiten sind doch wirklich komisch, findest du nicht?«
    »Ja. Wegen Leuten wie dir!«
    »Weißt du, was seltsam ist: Seit ich mir die Sachen zugelegt habe, bin ich irgendwie beruhigter. Weißt du, warum?«
    »Nee!«
    »Weil ich vorbereitet bin.«
    »Auf was?«
    »Ist doch egal auf was. Wenn also was passiert, dann kann ich mir und meiner Familie zumindest sagen, dass ich alles getan hab im Vorfeld und nicht den Kopf in den Sand gesteckt hab. Ich hab keine Angst mehr jetzt.«
    »Du hattest Angst?«
    »Na ja … Angst vielleicht nicht gerade, aber …«
    »Du hast Probleme, echt!«
    »Andere bauen sich Bunker, Simon. Ich hab nur was zum Essen, Trinken und Heizen. Und wenn nichts passiert, kann ich das Zeug auch so gebrauchen.«
    »Für was bitte brauchst du eine Atemschutzmaske ›auch so‹?«
    »Na ja, die meisten Sachen halt.«
    Dann sitzen wir kurz einfach nur so da, und während ich meine Augen über die Regale wandern lasse, kratzt Flik sich einen unsichtbaren Fleck von seiner Stoffhose.
    »Du bist nicht wirklich über das Bobby-Car gefahren, oder?«
    »Doch. Wieso?«
    »Alles klar mit dir?«
    Für einen kurzen Augenblick überlege ich, dem guten alten Flik von der Sarantakos-Geschichte zu erzählen, lasse es dann aber und sage einfach nur: »Ja, klar.«
    Und wieder sitzen wir eine Weile, von der Tür hören wir die Frauen lachen. Dann schmunzle auch ich, denn ich entdecke einen Karton im Regal. »Weißt du was, Flik, ich glaube, du bist doch gar nicht so doof.«
    »Warum?«, fragt er erleichtert.
    »Weil … wenn alles brennt und es kein Trinkwasser mehr gibt und … die Pest wieder ausbricht und marodierende Banden deine Gartenhütte beschießen, weil sie den Generator hören, und der Rhein verstrahlt ist, weil den Franzosen ihr Discount-Atommeiler in

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