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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Fessenheim um die Ohren geflogen ist und es keinen Euro mehr gibt, sondern alle mit Gold, Schnaps und Lucky Strike bezahlen, dann …«
    »Dann?«
    »Hast du wenigstens noch einen anständigen Gin!«
    »Stimmt«, lacht Flik, »das ist Regel Nummer eins in der Krise: keine Nahrungsumstellung!«
    »Weißt du, was ich glaube?«, frage ich und lege meinen Arm um Flik.
    »Was?«
    »Ich glaube, der Umzug nach Holland hat euch nicht wirklich gut getan.«

Bestellvorgang
    Gleich noch sechs Tage
    Mit meiner vorletzten Kippe und dem dritten Haselnussschnaps sitze ich am gemeinsamen Esszimmertisch vor meinem Notebook und frage mich, in welchen Knast ich eigentlich kommen würde, wenn ich das Geld für die Steuer nicht habe.
    Noch ein paar Minuten, dann haben wir den fünfzehnten. Ich zähle mit den Fingern ab, wann ich offiziell pleite bin, und ende beim siebten Finger. Sechs Finger sogar nur noch in drei Minuten. Was hab ich dagegen gemacht bisher? Mir jede einzelne Idee von meinem schwulen Anwalt zersemmeln lassen und in einer südholländischen Lego-Siedlung den Abend bei Toyota-Sekt und Tomaten in verschiedenen Farben und Größen verplempert. Super!
    »Kommst du auch?«, ruft Annabelle aus dem Schlafzimmer.
    »Ich bleib noch bisschen wach!«, rufe ich zurück, und in der nächsten Sekunde geht die Schlafzimmertür zu. Klong! Inniges Verlangen hört sich anders an.
    Annabelle ist sauer. Stinksauer sogar. 67 , 9 auf der nach oben offenen Annabelle-ist-sauer-Skala. Was will ich machen? Mich entschuldigen dafür, dass ich meinen Arsch rette und ihr Studium? Ein weiteres Wutseminar buchen? Die Erfahrung hat gezeigt, dass es das Beste ist, wenn sie ein paar Wochen über alles schläft.
    Ich entscheide mich für einen weiteren Haselnussschnaps und klappe mein Notebook auf, um meine Liste noch mal intensiv zu begutachten. Drei Ideen stehen noch drauf, auf die Ditters nicht eingehen wollte, weil er sie lächerlich findet, der karierte Kleingeist. Dabei wurden so viele berühmte Persönlichkeiten verspottet für ihre Ideen, bevor sie dann doch groß rauskamen: Napoleon Bonaparte, Adolf Hitler, ja sogar Daniela Katzenberger. Ich weiß, man muss in Deutschland mit so was immer aufpassen; sobald man irgendetwas oder irgendwen vergleicht mit Katzenberger, da greift dann eine reflexhafte Empörungsmaschinerie, aber das geht an meinem Allerwertesten auf das Geschmeidigste vorbei. Google verrät über Napoleon, dass der der Meinung war, dass es zwischen dem Erhabenen und dem Lächerlichen oft nur wenige Schritte sind. Vielleicht ist das ja mit meinen Ideen auch so?
    Schütteljupp:
    Smartphone-App, mit der man zählen kann, wie viele Kölsch man getrunken hat, in dem man sein Smartphone schüttelt (damit einen der Köbes nicht betuppt oder an Karneval).
     
    Dotterblom (Sorgenblume):
    Smartphone-App mit sprechender, animierter Dotterblume, die man alles fragen kann und immer eine positive, kölsche Antwort bekommt, zum Beispiel: »Ming Dotterblom, meinst do, isch soll noh e Kölsch trinken?« – »Ävver klor, lieve Simon, dat hes do dir verdient!«
     
    McDrive Bestellvorgang:
    Umsatzexplosion bei McDonald’s, indem anders nach Getränken gefragt wird.
    Ich ergänze meine Liste um einen Comingout-Service für schüchterne Schwule und überlege, mit was ich anfangen soll. Die Klage gegen Jamie Oliver macht ja Ditters. Vielleicht. Schütteljupp ist lustig, muss aber erst programmiert werden und dürfte auf Anhieb nicht genug Geld bringen. Das Gleiche gilt für die Dotterblume. Leider. Denn ehrlich gesagt, wünschte ich, dass es die App schon gäbe, dann könnte ich sie fragen, was zum Teufel ich machen soll.
    Und die McDrive Frage? Eigentlich will ich ja mit McDonald’s nix mehr zu tun haben, seit sie mich bei ihrem »Bau deinen Burger«-Wettbewerb abgelehnt haben. Ich fand meinen McBlitzkrieg nämich klasse – mit durchlöchertem englischen Cheddar und liebevoll eingetoastetem Hakenkreuz. Aber vielleicht ergibt sich ja jetzt die Chance auf eine Reparationszahlung, denn wenn irgendjemand Geld hat, dann McDonald’s! Der Aufwand wäre null, schließlich müssten sie nur ihre Frage am Bestellautomaten ändern. Allerdings ist die Idee ja blöderweise schon ein paar Jahre alt, und es könnte sein, dass sie inzwischen die richtigen Fragen stellen. Und wenn nicht? Ich gieße mir noch einen Haselnussschnaps ein. Wenn nicht, könnte Ditters einen Termin machen bei der Zentrale und 10 % vom Umsatzplus anbieten, falls unsere Getränkefrage

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