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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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wollte, den Satz, dessentwegen ich überhaupt hier bin, den Satz, der vermutlich der größte Fehler der umsatzstärksten Fastfood-Kette der Welt ist. Der Satz lautet:
    »Ein Getränk dazu?«
    »Ha!«, rufe ich aus und klatsche meine Hand gegen die weißen Fliesen. »Ein Getränk dazu?!«
    Der Restaurantleiter starrt mich an. »Ja und? Was ist falsch daran?«
    »Ganz ehrlich? So ziemlich alles. Vielen Dank, ich hab genug gehört.«
    »Warten Sie!« Recht kleinlaut reicht mir der Restaurantleiter seine Karte. »Falls Sie doch noch einen Verbesserungsvorschlag haben, können Sie sich gerne an mich wenden.«
    Ich sage »Danke, sehr nett!« und drücke höchstzufrieden die Tür zur Bestellfahrspur auf. Einen Teufel werde ich tun! Ich hab vielleicht ein bisschen Scheiße gebaut in letzter Zeit, aber so blöd bin ich dann auch wieder nicht.
     
    Wieder am heimischen Wohnzimmertisch spreche ich Ditters auf die Mailbox, dass ich den Durchbruch habe und auf Rückruf warte, gerne auch jetzt gleich und recherchiere, dass die Deutschlandzentrale von McDonald’s in München sitzt. Ich schaue sogar nach Flügen und probiere den alten Anzug an, den ich bei Fliks Hochzeit anhatte, da steht plötzlich eine verschlafene Annabelle vor mir in ihrem überlangen ›I love Maki‹-T-Shirt.
    »Was machst du denn?«
    »Ich … hab mich gefragt, ob ich noch in den Anzug hier passe!«
    »Um vier Uhr früh?«
    Verdutzt schaue ich auf die Uhr. Annabelle hat recht. Es ist tatsächlich schon vier.
    »Ich … werde leiser sein, Entschuldigung!«
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, ich … bin nur voller Ideen!«
    »Dann nimm bitte die leisen und … der Anzug ist zu klein. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Feechen!«
    Ich quäle mich aus dem Anzug und ziehe mir ebenfalls ein T-Shirt an und eine Jogginghose. Dann gehe ich zurück ins Wohnzimmer und rufe noch mal bei Ditters an. Da er wieder nicht rangeht, zünde ich mir eine Zigarette an und schreibe eine Mail.
    Hallo Lars,
     
    die Frage zur Nacht: Angenommen, du wärst Verkäufer von unfassbar hässlichen Plastikbrillen. Wann würdest du mehr unfassbar hässliche Plastikbrillen verkaufen? Wenn du fragst: »Möchten Sie eine unfassbar hässliche Plastikbrille?« oder wenn du fragst »In welcher Farbe hätten Sie Ihre unfassbar hässliche Plastikbrille denn gerne? Weiß, braun oder schwarz?«
    Richtig. Du bist ja nicht knatschbekloppt. McDonald’s aber offenbar schon, denn sie machen genau diesen Fehler. Sie fragen allen Ernstes, ob man was trinken möchte statt ganz konkret »Cola, Fanta oder Sprite?« oder noch besser »Ihren Softdrink mit oder ohne Eis?« und danach »Was für einen Softdrink?« Ich wette, dass mindestens die Hälfte aller Kunden ein Getränk nimmt, obwohl sie eigentlich nur was zu essen wollten. Das ist wie im Restaurant, wenn sie fragen: noch einen Espresso? Da denkt man auch immer, man kriegt den geschenkt, aber nix da. Ruf mich zurück, ich denke, da sind Millionen drin für uns. Flüge nach München gibt es noch für morgen.
     
    Hetengruß
    Simon
    Pfffff … macht mein Mailprogramm, und ich mache einen Haken hinter McDrive. Nächster Punkt: das Bierbike. Im Netz scheint es so was wie »Beerbike Las Vegas« noch nicht zu geben. Ich gebe ›Las Vegas‹ in die Weltuhr meines iPhones: Neun Stunden hintendran sind sie dort, also erreichbar im Gegensatz zum Brillenhobbit. Aus einer TV -Reportage weiß ich, dass es das Original Münchner Hofbräuhaus auch in Vegas gibt (da halt nicht ganz so original), und tatsächlich: Unter www.hofbräuhauslasvegas.com heben Pamela Anderson und Hans Klok einen Steinkrug in die Höhe, es gibt eine Masskrugstemmen Competition und Original Bayerischen Obatz’n auf der Speisekarte. Aber – haben sie auch ein Bierbike?
    Ich lege mich auf die Couch und wähle die + 1   702   853 - BEER . Das kalifornische Brauhaus scheint beliebt, es gibt sogar eine Warteschleife mit bayerischer Volksmusik. »Ein Prooooosit, ein Proooosit, der Gemütlichkeit«, knarzt es aus meinem Telefon. Das nenn ich mal eine bayerische Warteschleife. Ob sie deutsch sprechen oder englisch? Obwohl – »Have you got a beerbike?« werde ich ja wohl noch rausbekommen. »Ein Prooooosit, ein Proooosit, der Gemütlichkeit. Ein Prooosit, ein Proooosit, der Gemütlichkeit. Eins, zwei, gsuffa! Ein Proooooosit .............«
     
    Wie mir mein iPhone später verrät, ist nach genau sieben Minuten und 47  Sekunden jemand rangegangen. Aber da hab ich schon geschlafen.

Einen

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