Überman
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Köln, den 21 . 12 . 2012
K L A G E
des Herrn Simon Peters, …, … Köln,
– Kläger –
Prozessbevollmächtigte: Rechtsanwalt Ditters, Friesenwall 1 , 50672 Köln
gegen
die Mayersche Buchhandlung
KG
, vertreten durch die Geschäftsführer Dr. Hartmut Falter, Helmut Falter, Ullrich Falter, Matthiashofstr. 28 – 30 , 52064 Aachen,
– Beklagte –
wegen Minderung des Kaufpreises.
Vorläufiger Streitwert: 7 , 00 €
Ich brauch gar nicht weiterlesen. Das gibt’s ja wohl nicht. Stocksauer wähle ich Ditters’ Handynummer. Nach dem dritten Klingeln geht er ran.
»Willst du mich verarschen?«, schnauze ich ins Telefon.
»Was? Wieso?«
»Sieben Euro Streitwert? Da kann ich ja gleich Leergut sammeln!«
»Simon! Das Buch kostet fünfundzwanzig Euro, da kann ich ja schlecht eine Million fordern. Sieben Euro ist einfach mal der Betrag, den wir mindern können.«
»Aber sieben Euro MAL der kompletten Auflage?«
»Nein. Sieben Euro für das Buch, das du gekauft hast!«
Durchs kleine Fenster des Gartenhäuschens schaue ich auf das erleuchtete Wohnzimmer, wo Daniela gerade kleine Holzschüsselchen auf den Tisch stellt.
»Was willst du, Simon?«, fragt Ditters gequält.
»Ich will keinen Betrag mindern, und ich will auch nicht die Mayersche verklagen, sondern Jamie Oliver!«
Die Tür des Gartenhäuschens geht auf, und Annabelle und Flik schauen mich verständnislos an.
»Wir warten mit dem Essen und du telefonierst?«
»Sorry, äh, ist… wegen der Überraschung!«
Ich schließe die Tür wieder.
»Lars? Wieder da. Also. Haste noch ’ne Idee oder muss ich erst die Kanzlei wechseln?«
»Ich glaub nicht, dass irgendjemand außer mir umsonst arbeitet für dich.«
»Dafür wird auch kein anderer reich, wenn wir gewinnen.«
»Is ja gut. Ich setz mich noch mal ran, Simon.«
»Ich danke dir.«
»Wichtig wäre aber eventuell, dass du dir vorstellen kannst, vor Gericht zu kochen.«
»Lars, ich würde auch die Titelmelodie von
Two and a Half Men
furzen vor Gericht, wenn ich genug Geld dafür kriege.«
»Was anderes: In unserem Aufzug, da war –«
»Dank dir, Lars, knatschgeilen Abend noch!«
Ich lege auf und verlasse Fliks selbstgezimmerte Gartenhütte. Drinnen, im Wohnzimmer, sind sie schon am Wein einschenken und lachen. Als sie mich mit dem Handy regungslos im nassen, graugrünen Gras stehen sehen, verschwindet ihr Lachen. Schon klar: Simon, die Spaßbremse. Um sie aufzumuntern, grinse und winke ich. Als kein Licht angeht, deute ich auf die Außenleuchte und hebe ratlos die Schultern. Flik zeigt mir den Mittelfinger.
»Was?!«, rufe ich laut und alle machen »Psssssst! Der Wurm!«
Ich hab’s gesagt: nicht meine Welt.
Kurz darauf läutet Daniela mit einem Glöckchen. GLÖCK ! CHEN ! Flik hat es wahrlich geschafft, das süße Ding zum desperate bingeling housewife zu machen. Kopfschüttelnd nehme ich Kurs aufs Wohnzimmer.
»Entschuldigung«, sage ich leise. »ich … arbeite an einer Monster-Überraschung und –«
»Schon in Ordnung, Herr Spaßpräsident«, nuschelt Flik, und Annabelle und Daniela wirken ein wenig erleichtert. Ich setze mich und schaue direkt in eine völlig überdimensionierte, verzwirbelte Energiesparlampe mit der Lichtstärke einer Champions-League-Flutlichtanlage. Offenbar spricht mein Gesicht Bände, denn Flik sagt ziemlich schnell: »Wir machen da noch andere Leuchtmittel rein«, und Daniela: »Jetzt lasst’s euch aber mal schmecken!«
Stumm betrachte ich die Holzschüsselchen mit den drei Salaten, einer davon mit einer interessanten Mischung aus Tomaten unterschiedlicher Farbe und Größe.
»Ist ein Jamie-Oliver-Rezept«, sagt Daniela, und offenbar steht gerade alles in meinem Gesicht, denn sie ergänzt: »Aus dem Dreißig-Minuten-Rezept-Buch!«
»Ha!«, lache ich auf, »ein Dreißig-Minuten-Menü! Toll!«, und auch Annabelle schmunzelt. Dann spieße ich eine besonders verschiedene Tomate auf und betrachte sie im Flutlicht. Als ich gerade erzählen will, dass ich mir überlegt habe, Jamie Oliver zu verklagen, sagt Flik: »Natürlich dauert es nicht wirklich dreißig Minuten«, und Daniela ergänzt: »Der Jamie schreibt das halt für Idioten.«
Dann halt nicht, denke ich mir, esse die Tomate und folge den langweiligen Gesprächen bis zur extrascharfen Salamipizza.
Mein dicker Exkollege Flik verkündet, dass bei der Telekom jetzt zwanzig Leute unter ihm arbeiten, und es gelingt
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