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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Medikamente, Kekse …«
    Erschrocken stelle ich meine Tasse ab. »Wie? Für Kekse auch?« Ich sehe mich schon vor einem leeren Keksregal stehen im Supermarkt mit einem achselzuckenden Angestellten daneben.
    »Absolut!«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt, dass es die Menschen theoretisch auch selbst hinkriegen, dass die Welt untergeht. Einfach nur, indem sie daran glauben.«
    »Also auch ohne Magnetsturm, Eurocrash, Erdbeben und Kometeneinschläge? Sie meinen so eine Art ›Self-Fulfilling-Weltuntergang?‹«
    »Ist nur eine Theorie, aber könnte doch sein, wenn so viele Angst haben jetzt«, bestätigt Versch »Und bemerken Sie schon, dass die Leute mehr Angst haben?«, frage ich.
    »Nun … es fragen natürlich mehr nach den Bunkerplätzen, aber natürlich kann man die Angst der Leute schlecht messen. Haben Sie denn Angst?«
    »Natürlich nicht!«, entgegne ich »ich will Ihnen nur ein Geschäft vorschlagen. Ich hab nämlich vor Jahren schon mit einer Website-Idee –«
    »Vielen Dank, aber wie gesagt – wir konzentrieren uns auf die Führungen, da wissen wir, was wir haben.«
    »Und einhundertfünfzigtausend Euro interessieren Sie nicht?«
    »Wir haben selbst schon rumgerechnet und sind auf mehr gekommen. Es interessiert uns nicht, nein, aber danke.«
    »Verstehe.« Enttäuscht stehe ich auf. »Schade. Wirklich sehr schade. Und … ich kann Sie nicht irgendwie überreden?«
    »Selbst wenn Sie’s täten – wir haben den 16 .  12 .! Wo wollen Sie denn jetzt in einer Woche Futter für so viele Angsthasen herbekommen? Frühstück, Mittag, Abend. Und für … wie lange?«
    »Äh … da hab ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. Wir haben bei uns in Sülz einen ganz guten Partyservice, da könnte man –«
    »Partyservice? Bei einer Woche und dreihundert Mann wären es sechstausenddreihundert Essen. Woher so schnell zweihundert Feldbetten kriegen, Schlafsäcke, Ärzte, Seife, Wasser, Diesel für die Heizung?«
    »Stimmt«, sage ich, und mit einem Mal fühle ich mich nicht mehr wie ein wagemutiger Vorreiter mit tollkühnen Ideen, sondern wie ein naiver Depp. Dass mir Versch nun väterlich auf die Schulter klopft, macht es nicht besser.
    »Von daher würde ich vorschlagen, dass Sie sich später in Köln eine Extra-Packung Kekse kaufen und wir jetzt mit der Tour weitermachen. Fröhlichen Weltuntergang wünsche ich!«
    »Wünsche ich Ihnen auch!«, sage ich und wir schütteln Hände.
    »Was machen SIE denn eigentlich am 21 .  12 .?«
    »Urlaub. Wir sind auf Fuerteventura. Sie finden allein raus?«
    »Ich glaub schon!«
    Niedergeschlagen bahne ich mir den Weg zurück zum Parkplatz. Was für eine Enttäuschung: Da habe ich einen top-notch-Atombunker mit allem Drum und Dran und einen 1 A-Weltuntergang noch dazu, aber bringen tut es mir einen Scheiß. Als ich auf Phils Auto zugehe, überlege ich mir, was ich ihm erzähle. Beim Einsteigen sehe ich recht schnell, dass ich gar nichts erzählen muss, weil er sich komplett weggeschossen hat.
    »Ich hab ein paar Pillen genommen, Simon«, sagt er leise, fast wie ein Geständnis.
    »Warum das denn?«, frage ich verdutzt.
    »Weiß auch nicht. Aus Langweile? Oder weil ich so viele habe? Vielleicht auch aus Angst, weil du nicht mehr wiedergekommen bist.«
    »Aber jetzt bin ich ja wieder da.«
    »Gut. Fahren wir jetzt in den Puff, Simon?«
    »Ja, Phil«, antworte ich, »wir fahren jetzt in jedem Fall erst mal schön in den Puff!«
    Während wir vom Bunkerparkplatz rollen, erreichen mich weitere, mühevoll geformte Worte von der Beifahrerseite.
    »Even…tuell kann … ich aber nur einmal …, wenn … wenn du das dem Mädchen schon mal … sagst … dem Mädchen?«
    »Das sag ich ihr gerne, Phil.«
     
    Phils Puff heißt Eifelhöhenklinik und sieht aus, als hätte ein zugekokster Architekt einen Betonwürfel in die Landschaft gerotzt. Langsam rollen wir in den komplett zugeparkten Wendehammer vor dem Haupteingang. Ich halte an einer gelben Linie und ziehe den trägen Phil vorsichtig aus dem Beifahrersitz.
    »Willste schon mal reingehen vielleicht?«, schlage ich vor.
    »Nee, ich … warte hier auf der Bank, bis … du ein schönes Mädchen für mich ausgesucht hast …«, nuschelt Phil mit glasigem Blick.
    »Alles klar«, sage ich und helfe Phil beim Hinsetzen auf die grüne Metallgitterbank. »Irgendwelche Präferenzen, Phil? Haarfarbe? Brüste?«
    »Blond … mit Monster…titten, also, nur wenn es geht …«
    »Das geht bestimmt, Phil, ich meine …

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