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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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guck dir das doch mal an, ist ja ein riesiger Schuppen.«
    Mühsam lächelnd dreht Phil sich um. »Stimmt. Riesen… schuppen ist … das!«
     
    Natürlich ist es irgendwie bewegend, wie Phil auf seiner Bank immer kleiner wird im Rückspiegel seines X 3 , aber letztlich steht ja außer Frage, dass er gut aufgehoben ist in der Klinik bei all den netten Schwestern und Ärztinnen und dass er das Auto ohnehin nicht fahren kann momentan. Phils Freisprechanlage tutet.
    »Eifelhöhenklinik, guten Tag?«
    »Ja, hallo, ich wollte Ihnen nur Bescheid geben, dass vor Ihrer Tür ein verwirrter junger Mann sitzt, bis oben voll mit Medikamenten, er sagt Sachen wie, ein Otto hätte sein Auto geklaut – ist das vielleicht ein Patient von Ihnen?«

Sekundenschlaf
    Als die Klinik außer Sichtweite ist, nehme ich eine von Phils grünen Modafinil-Tabletten und freue mich geradezu auf den kommenden Brainboost. Ob ich klarer werde? Schneller und präziser oder einfach nur wacher?
    Minuten später bin ich auf der Autobahn Richtung Köln, und meine Vorfreude auf die Wirkung der Pillen weicht dem Ärger über die verpatzte Bunker-Gelegenheit. Irgendwie weiß ich natürlich, dass Versch recht hat: In fünf Tagen kriegt man so was nie und nimmer organisiert. Dafür spukt mir die Sache mit der Angst der anderen noch immer im Kopf herum. Wie viel mehr Menschen könnten wie viel mehr kaufen, ohne dass der Nachschub ausbleibt? Wie viel mehr Bier? Wie viel mehr Benzin? Wie viel mehr Kekse? Ab welchem Prozentsatz Angst bricht unser sorgsam eingetaktetes Just-in-time-System zusammen? Bei sieben Prozent Angst? Bei zehn? Oder erst bei dreißig Prozent? Wie viele Menschen müssten sich in irgendeiner Weise anders verhalten, dass es eine Auswirkung auf die öffentliche Ordnung hätte? Wie viele Talkshow-Opfer à la Flik und Lala gibt es, die ein solches Chaos auslösen könnten, weil sie Benzin für Generatoren horten oder weil sie dem GEZ -Spitzel eine Ladung CS -Gas ins Gesicht pumpen aus Versehen? Gibt es womöglich sogar Krisen-Schläfer, die sich in dieser Sekunde noch kaputtlachen, dann aber Muffensausen kriegen und schlussendlich doch zum plündernden Mob gehören, der die Edekas, REWE s und Shells dieser Stadt stürmt?
    Und wie kommt Versch überhaupt darauf, dass man Angst nicht messen könne? Ist er nicht selbst Wissenschaftler? Ich bin sicher, man kann sie messen. Weil – wenn man die Angst von einer Person messen kann (und das kann man, das hab ich mal bei
Galileo
gesehen), dann kann man doch sicher auch die Angst von allen anderen messen. Natürlich nicht über den Puls oder den Hautwiderstand, dann müsste man ja von ganz Köln gleichzeitig den Puls messen, aber man könnte doch einfach beobachten, wie sich das Verhalten der Menschen ändert, und dann diese Daten zusammenfügen, so wie es Seismologen seit Jahrzehnten machen. Man könnte ja zum Beispiel die Einschaltquoten von diesen unsäglichen Weltuntergangs-Dokus checken oder den Lagerbestand von Stromerzeugern. Man könnte bei der Sparkasse fragen, ob die Leute mehr Bargeld abgehoben haben in letzter Zeit, man könnte sogar ganz einfach die Autos an den Tankstellen zählen. Und die Tiere sollte man im Auge behalten, denn wenn die Angst haben, dann machen sie komische Sachen wie schief stehen oder auf Berge rennen, und dann bekommen auch die Menschen Angst. Die Magnetrinder im Stadtwald zum Beispiel, die sollte man ganz besonders im Auge behalten, dass die noch richtig in ihrer Nord-Süd-Achse stehen.
    Wenn ich also all diese Faktoren zusammennehme und mir eine Formel bastle, dann kann ich die Angst sehr wohl messen, insbesondere die Veränderung der Angst, und dann hätte ich so etwas wie ein Apokalypsen-Messgerät, ein Mayameter hätte ich, und die Leute würden … – ein grässlich lautes Hupen reißt mich aus meinen Gedanken, und ein rotes Auto schießt in Lichtgeschwindigkeit rechts an mir vorbei. Hektisch schaue ich auf den Tacho. 40  km/h steht dort. Ich fahre vierzig? Ich fahre vierzig! Auf der linken Spur der Autobahn! Panisch blicke ich in den Rückspiegel, trete das Gaspedal durch. Jetzt donnert ein LKW an mir vorbei, die Hupe lauter als von einem Kreuzfahrtschiff.
    »Jaha!«, rufe ich und zeige dem Fahrer den Mittelfinger, »ich hab’s mitbekommen!«
    Das nennt man dann wohl Sekundenschlaf.
    WAS ? BITTE ? SIND ? DAS ? DENN ? FÜR ? SCHEISSPILLEN ?
    Immer noch mit rasendem Puls beschleunige ich den Wagen und ordne mich wieder rechts ein. Immerhin. Jetzt bin ich

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