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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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macht einen fertig. Wie zum Teufel führen die Amis Kriege mit dem Scheiß? Ach so, sie haben ja jeden verloren bisher. Bis auf den Zweiten Weltkrieg, aber da gab’s ja noch kein Modafinil. Muss Phil anrufen, brauch was anderes. Muss weiterfilmen, Clips an Manni schicken, ich will nicht in den Knast. Was brauch ich noch für Bilder? Was wollen die Leute sehen? Dass es was zu mampfen gibt im Bunker. Unendlich viel zu mampfen. Brauch ein Bunker-Warenlager!
    Ich fahre. Wahnsinn. Aber fahr ich wirklich? Nein, ich fahre noch nicht. Jetzt fahr ich! Schön fahr ich … Auf dem Kölner Ring fahr ich. Handy klingelt. Ich geh ran und sag was. Hab ich was gesagt? Menschen hetzen, Rücklichter flirren. Aufdringliche Schallfetzen quetschen sich nassforsch durch die Lüftung. Irre Leuchtreklamen prügeln mir die Netzhaut taub. Frag mich, ob ich überhaupt noch da bin oder nur ein Fehler in der Matrix, eine Hülle ohne Inhalt, ein Bratenschlauch ohne Braten. Fahr rechts ran schließlich, um zu telefonieren. Giftnotrufzentrale Köln. Hab die Nummer noch, weil vor ’ner Weile angerufen, nachdem ich einen Schluck Alt getrunken hab in Düsseldorf.
    »Giftnotruf Köln, Sawitzki?«, fiept es aus Phils Fernsprecheinrichtung.
    O weh, was für ein Stimmchen, das Mäuschen! Seh es schon gebückt am Hörer sitzen mit Hornbrille und ein Stück Käse krümeln.
    »Ich glaub, ich bin tot.«
    »Was sagen Sie?«
    »Ich sagte, ich glaube, ich bin tot.«
    Langsames Grauschwesterkrümelchen, Pause zu lang, denkt nach vermutlich. Hupende Autos mit Plastikgrimassen quetschen sich vorbei, dass es ein arger Graus ist.
    »Zuerst mal: Sie können gar nicht tot sein!«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil Sie unsere Nummer gewählt haben.«
    »Ja, aber direkt DANACH hätte ich sterben können!«
    »Sie sind nicht tot, weil Sie SPRECHEN ja mit mir.«
    »Gut, aber woher wollen Sie wissen, dass ich es bin?«
    »Okay … WO sind Sie, WAS haben Sie genommen und WIE geht es Ihnen?«
    »Wie’s mir geht? Sie sind ja lustig. Ich bin TOT !«
    »Sind Sie nicht!«
    »Und wie tot ich bin. Mausetot sogar. Ohne Puls. Leerer Blick. Körper kalt. Augen schepps. Arsch platt. Tot!«
    »Ich lege jetzt auf.«
    »Das dürfen Sie gar nicht!«
    »Was soll passieren? Sie sind ja schon tot!«
    Aufgelegt!
    Klarer Fall von Fiepmauskrümeltrotz. Werd sie verklagen wegen unterlassener Hilfeleistung. Ein türkischer
Express
-Verkäufer klopft an mein Fenster, wedelt mit der neuesten Ausgabe und plärrt durch die Scheibe: »Angela Merkel schwanger!«
    Ich hupe ihn weg, schreie »Knöpfe runter!« und drück den Startknopf. Das Fußvolk hupt Applaus. Werd in den Sitz gedrückt und fahr. Schön fahr ich. Schnell fahr ich. Nehm noch eine Pille zur Sicherheit. Hinten scheppert was. Scheppert immerzu. Leck mich am Arsch, was scheppert denn da? Sind’s Dosen? Hab ich geheiratet? Vermutlich einfach nur hängen geblieben in der Pullman-Tiefgarage. Muss Phil anrufen! Da! Ein REWE ! Ich parke und lass die Fenster runter. Herrlich pralle Winterluft schwappt rein, so prall und frisch wie eine nackte, dralle Frau, die mit nassen Haaren aus einem schwedischen See kommt. Könnte sie umarmen, so prall und frisch, wie sie ist!
    Bin im Supermarkt plötzlich. Neonlichter wie Rasierklingen. Sprachfetzen wie Streubomben. Blicke wie fabrikneue Dartpfeile. Geht mir doch nicht besser. Muss die Dinge ignorieren. Und ich brauch einen von diesen Autoscootern zum Schieben.
    »Wie bitte?«, fragt die Kassiererin in ihrer winzigen Kassiererinnen-Nussschale und drückt mir einen Plastikchip in die Hand.
    »Ihr habt gar keine Autoscooter? Da stehen fünfzig!«
    Die Worte wollen wieder, wunderbar, doch ein Artikel macht meinen Stabreim kaputt. Egal, man erwartet es nicht von mir.
    »Sie meinen Einkaufswagen.«
    »Nein, Autoscooter!«
     
    Die letzten Bilder für safeplace. Nur noch zwei, drei Schwenks, und das Ding ist geritzt. Am Feine-Welt-Regal reiße ich die Preisschilder ab und schwenke es mit dem Telefon ab. Im Clip wird das Regal zu meinem Bunker-Vorratslager. An der Gefriertruhe nehme ich zwei Packungen Pommes raus und friere meine Wangen ein. Tut gut. Werde das CurryKing-Regal filmen. Doch da zerfetzt es mir fast das Herz, die Luft bleibt sonstwo stecken, und mein Magen knüddelt sich zu einem Apfelkern. Es gibt nämlich keinen CurryKing mehr.
    ES ! GIBT ! KEINEN ! CURRYKING ! MEHR !
    Weggehortet, eingeheimst und rausgeplündert! Ich haste durch die Gänge. Erwische eine Angestellte am

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