Überman
geduckt und bereit zum Angriff an Säule 3 lauert. Sobald sie wegzischt, kralle ich mir den Zapfhahn und fülle das Auto bis zum Rand mit Benzin. Drinnen entdecke ich noch einen einzigen Reservekanister und fülle auch ihn bis zum Rand mit Benzin. Der Tankschrat mustert mich kauzig. Klar, er rafft es auch langsam. Was will er sagen? Nichts natürlich, einen Teufel wird er tun, die Panik anzuheizen. Wartet schön auf das Ende seiner Schicht und dann ab dafür.
Das Benzin schießt in meinen Kanister, aber jetzt nur darauf aufzupassen, dass es nicht überläuft, wäre ein Fehler. Immer schön den Blick gehoben und geschaut, was um einen herum passiert, das wär’s ja noch, wenn ich so rasch noch an Benzin gekommen wäre und dann eins übergebraten bekäme. Der Kanister ist voll, schnell rein zum Zahlen! Nichts sagen, lieber das Auto im Auge behalten und mein Toyota-Geld. € 98 , 98 macht es zunächst. Dann sehe ich, dass sie hier noch CurryKing haben. Ich kaufe alle sieben Packungen und eine Dose Pfefferspray, wie Flik es hatte.
»Die ist nur legal zur Tierabwehr«, informiert mich der Shell-Schrat beim Scannen. Dann passt’s ja, denke ich mir, wenn irgendwelche Schweine bei uns einbrechen. Sag ich natürlich nicht, sondern steck’s einfach in die Tüte zu den CurryKings und kann zurückfedern mit meiner Beute auf der blauen Wolle, die sich als Asphalt getarnt hat, zurück zu Phils bayerischem Raketenwagen. Mit vollem Tank und quietschenden Reifen schieße ich aus der Tankstelle und rase nach Hause zu Annabelle. Kann’s kaum erwarten, mein prächtiges Weib zu herzen!
Der Wagen ist schneller zu Hause als ich, er muss mich überholt haben, unbemerkt. Als er, wie von Dotterblumen bewacht, durch die enge Garageneinfahrt gleitet, steh ich noch Meter hinter ihm. Dann ist eine der Dotterblumen kurz unaufmerksam, und er kracht gegen die Stirnseite meiner Garage, dass es nur so rummst. Auf einer Fläche so groß wie die Windschutzscheibe fallen die Steine heraus, und weil die Vorderlichter noch gehen, kann ich die drei Birken im Garten des Hauses gegenüber sehen. Zitternd klicke ich mich zu Phils Nummer. Die Freisprecheinrichtung geht noch.
» PHIL ! WAS ZUM TEUFEL WAR DAS FÜR EINE SCHEISSE IN DIESER PILLENDOSE ?«
»Meine kompletten Reste, wieso? Du bist doch nicht etwa Auto gefahren damit, oder?«
Die Giraffen-Puff-Situation
Eiskaltes Wasser klatscht mir ins Gesicht, in den Nacken, auf die Brust und auf den Rücken. Ob ich jemals wieder normal werde? Ob Annabelle was merkt?
Als ich glaube, dass eines meiner Beine bereits blau anläuft, drehe ich das kalte Wasser ab, trockne mich ab und schaue in den Spiegel. Geht eigentlich. Nach dem letzten Absturz mit Manni sah ich schlimmer aus.
Ich ziehe mir ein blaues T-Shirt an und meine fassbrausegelbe Trainingsjacke, dann atme ich noch einmal tief durch, nehme die Einkaufstüten und gehe zu Annabelle in die Küche. Fühl mich so, als käm ich mit sechzehn nach Hause zu den Eltern und müsste verheimlichen, dass ich rohrvoll bin.
Annabelle sitzt mit pinker Jogginghose und weißem Wollpulli in der Küche und isst ein Brot mit Käse drauf. Als sie mich und meine Einkaufstüten sieht, stellt sie die Kaubewegungen ein.
»Hallo«, sage ich und überprüfe sofort, wie es klang. Klang normal. Nur – wenn’s normal klang, was schaut die Frau so komisch?
Ich ignoriere den Blick und beginne pfeifend damit, die CurryKings in den Kühlschrank zu packen. »Unfassbarer Tag!«, sage ich schließlich, »die Anderen haben echt schon Schiss. Gab CurryKing nur noch an der Tanke.«
Ich schließe den Kühlschrank und lächle Annabelle an. Sie wiederum lächelt nicht, vielmehr klebt ihr ratloser Blick in meiner unmittelbaren Leibesmitte.
»Was?«, frage ich ratlos.
»Du hast nix an. Also untenrum!«
Erschrocken biege ich meinen Kopf nach untenrum. Annabelle hat recht. Ich bin nackt. Hab glatt zwei Hosen vergessen: die Unterhose und Überhose. Mein Schwanz ist entspannt wenigstens. Gut, dass Phil nicht auch noch eine Viagra in die Dose gepackt hat. »Gleich wieder da!«, krächze ich und schlackere baumelnd zum Kleiderschrank.
Als ich mit Hose wieder in die Küche komme, fliegt auf unserem Küchenfernseher gerade eine Mikrowelle in die Luft. »Nicht nachmachen« steht daneben, und dann lachen sich Wigald Boning und Bernhard Hoëcker tot, weil die komplette Küche rot ist.
»Wieder da!«, lächle ich, doch Annabelle fixiert den Fernseher mit der Eiseskälte einer
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