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Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Klos
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Stillen.
    »Frau Klos, guten Tag«, wurde ich von der Schwester der Kinderstation freundlich begrüßt, »Dr. Ludwig hat schon angerufen.«
    »Läuft schon mal ganz gut an«, stellte ich zufrieden fest. Die Schwester führte mich in ein Untersuchungszimmer und bat mich, Lina auszuziehen und zu warten. Meine Zufriedenheit war verflogen. Es war doch viel zu kalt in dem Raum, um ein Baby nackt daliegen zu lassen. Ich zog Lina zwar aus, deckte sie aber sofort mit meiner Jacke wieder zu, damit sie nicht schon an Ort und Stelle eine richtige Lungenentzündung bekommen würde. Nach einer gefühlten kleinen Ewigkeit kam endlich der behandelnde Arzt herein.
    »Ich habe von der Babyverwechslung gehört. Das tut mir sehr leid für Sie.«
    Ich signalisierte ihm, dass er gleich zur Sache kommen solle. Er untersuchte Lina gründlich und ließ sie sogar röntgen. Zum Glück hatte sie noch keine Lungenentzündung, nur eine ganz leicht beginnende. Nichtsdestotrotz musste man ihr einen Venenzugang legen, um ihr eine Kochsalzlösung verabreichen zu können. Beim Hineinstechen schrie und weinte sie bitterlich und wollte die Kanüle abreißen.
    Bevor sich der Arzt verabschiedete, erklärte ich ihm noch, dass unser Aufenthalt im Krankenhaus unter absoluter Verschwiegenheit stattfinden müsse. »Ich will auf keinen Fall morgen die Kameras vor der Klinik stehen haben!« Er versicherte mir, dass nichts durchsickern würde.
    Es dauerte etwas, bis wir unser Zimmer bekamen, dafür wurde mir aber sofort das Mittagessen serviert – und es schmeckte tatsächlich. Die Schwester, die uns betreute, machte ein betroffenes Gesicht. Auch wenn sie mit der Verwechslung nichts zu tun hatte, schien ihr das alles unangenehm zu sein.
    Lina war völlig erschöpft, so erschöpft, dass sie nur ein halbes Fläschchen trank. Ich wollte sie zum Schlafen ins Bettchen legen, aber sie fing jedes Mal sofort an zu quengeln. Wenn ich sie dann auf den Arm nahm, beruhigte sie sich wieder.
    Über Linas Gesundheitszustand machte ich mir keine großen Sorgen mehr, denn mir war klar, dass ein Kind mit einem derart »schwachen« Befund normalerweise niemals ins Krankenhaus käme. Ich war einfach nur dankbar, dass ich sie auf diese Weise bei mir behalten konnte und sie vorerst nicht zurückgeben musste. Sorgen machte ich mir aber darüber, ob es mit uns beiden klappen und wie sie den Aufenthalt verkraften würde. Schließlich waren wir noch nicht wirklich vertraut miteinander.
    Ich war froh, als Jule Vanessa brachte. Leni hatten sie auch dabei. Als Lina Vanessa sah, hörte sie sofort auf zu quengeln. Vanessa sah sehr besorgt aus und nahm die Kleine sogleich auf den Arm.
    »Sie braucht ihre Bezugsperson. Es wäre gut, wenn du zumindest für die erste Nacht hier schlafen würdest«, schlug ich vor.
    »Ja, mach ich, kein Problem«, antwortete Vanessa, und Tränen liefen ihr über die Wangen. »Mein Schatz, mein Armes«, flüsterte sie Lina ins Ohr und küsste sie.
    Dieses Krankenhaus zu betreten, hatte Vanessa große Überwindung gekostet, das spürte ich. Sie tat das alles nur für Lina, was ich ihr hoch anrechnete.
    »Wie machen wir das denn – wo soll Leni heute Nacht schlafen?«, fragte sie mich.
    Ich sagte, dass ich Leni mit nach Hause nehmen würde. Es war eine seltsame Situation: Leni war Vanessas leibliches Kind – dennoch überließ sie mir die Entscheidung. Da sagte Jule, die die ganze Zeit als stille Beobachterin in der Ecke stand: »Ist doch absurd. Jetzt seid ihr alle zusammen hier, wo die Verwechslung passiert ist. Jeder hat sein falsches Kind auf dem Arm – und die beiden sind so unterschiedlich. Und sie wissen überhaupt nicht, was um sie herum abgeht.«
    Ich nickte nur stumm, denn ändern konnten wir an der Situation nichts, wir konnten nur mit dem, was auf uns zukam, umgehen. Und nun war erst einmal wichtig, dass Lina hierblieb und Vanessa bei ihr. So konnte ich mich wirklich darauf verlassen, dass Lina bestens versorgt wurde. Und für Leni war es auch gut, in ihrer vertrauten Umgebung zu schlafen. Nicht zuletzt war ich auch erleichtert, nicht hierbleiben zu müssen, weil es ja auch noch Yara gab. Die wurde nämlich die ganze Zeit hin- und hergeschoben, damit wir den Rücken frei hatten. Sie brauchte endlich wieder ihre Mama nur für sich, wenigstens für ein paar Stunden.
    Bevor ich aufbrach, ging ich noch zum Schwesternzimmer und organisierte ein Bett für Vanessa. Sie selbst wollte so wenig wie möglich mit dem Krankenhauspersonal zu tun haben.

    Zu Hause

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