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Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Klos
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und heilig, die Ikea-Aktion sein zu lassen. Beruhigt fuhr ich zu Vanessa.
    Doch meine Beruhigung hielt nicht lange an, denn als ich die Wohnung betrat, roch ich Zigarettenrauch. Das kann doch nicht wahr sein! , dachte ich entsetzt.
    Vanessa und ihre Mutter standen am gekippten Fenster und rauchten. Das ganze Zimmer war verqualmt. Wie schon beim letzten Mal lag Lina mit dieser dünnen Jacke in ihrem Maxi-Cosi.
    »Lina ist ziemlich krank, sie hatte sogar Fieber heute Nacht. Jetzt ist es etwas besser. Sollen wir heute denn überhaupt tauschen?«, fragte mich Vanessa.
    »Falls es nicht klappt, bringe ich sie wieder«, antwortete ich. Mit ein bisschen Fieber kannte ich mich aus, das sollte kein Problem sein.
    Eigentlich hätte ich aber sagen müssen: »Wie, ihr raucht hier? Und dann noch im Raum mit meiner kranken Tochter!?« Aber ich war so geschockt, dass mir die Worte fehlten. Außerdem wollte ich auf keinen Fall Streit mit ihnen bekommen. Bisher lief alles harmonisch, und das sollte auch so bleiben. Halt einfach den Mund und schnapp dir dein Kind , wies ich mich selbst an. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich Leni in ihrem Maxi-Cosi immer noch nicht abgestellt hatte. Sollte ich sie hierlassen, ohne etwas zu dem Rauch zu sagen?
    Vanessa gab mir einen Fiebersaft und ein Antibiotikum mit. Als ich jetzt Lina aus nächster Nähe sah, war mir sofort klar, dass sie nicht nur ein bisschen Fieber hatte, sondern dass sie richtig krank war. Sie war ganz blass, hatte aber feuerrote Backen, und ihre Augen glänzten feucht. Sie röchelte und schnappte ganz seltsam nach Luft. Dabei machte sie die Augen immer wieder auf und zu.
    »Lass Leni angezogen, wir gehen mit ihr spazieren«, meinte Vanessas Mutter.
    Zum Glück gehen sie mit ihr raus , dachte ich. Ich hatte immer noch ein schrecklich schlechtes Gewissen, sie dazulassen. Aber die Sorge um mein krankes Kind war größer.
    Als ich die Haustür hinter mir zugezogen hatte, wurde ich wütend, und zwar so richtig. Ich inspizierte Lina im Auto nochmals ganz genau und nahm vor allem ihre Kurzatmigkeit wahr. Da bekam ich Angst, dass sie einen Kreislaufkollaps bekommen könnte. Was mache ich jetzt? , überlegte ich. Mein Kind braucht Hilfe!
    Ich war kurz davor, die Nerven zu verlieren. Ich hatte überhaupt kein Gefühl mehr, ob ich gerade überreagierte oder die Situation richtig einschätzte. Was ich jetzt brauchte, war ein neutraler Blick von außen.
    Kurzerhand beschloss ich, bei Jule vorbeizufahren – sie wohnte ganz in der Nähe. Sie als dreifache und ziemlich coole Mutter würde die Lage schon richtig einschätzen, sagte ich mir.
    Als Jule Lina sah, meinte sie sofort: »O Gott, wie sieht die denn aus? Fahr sofort zum Kinderarzt mit ihr!« Ich war so erleichtert, dass Jule meinen Eindruck bestätigte und dass ich jemanden hatte, der mir in dieser fürchterlichen Situation half.
    »Zu welchem Kinderarzt soll ich denn gehen? Zu Linas Arzt oder zu unserem?«
    »Was denkst du denn?«, fragte Jule zurück.
    »Ich würde lieber zu meinem Arzt gehen. Den anderen kenne ich doch gar nicht«, antwortete ich.
    »Dann rufst du den jetzt an.«
    So rief ich also bei Dr. Ludwig an. »Hallo Frau Heising, hier ist Jeannine Klos. Ich habe ein kleines Problem.« Das ist mein Standardspruch, wenn ich bei Dr. Ludwig anrufe.
    »Ja, was ist denn, Frau Klos?«, fragte mich die Arzthelferin.
    Ich wollte unsere Vorgeschichte so schnell wie möglich abhandeln. »Also: Ich bin die eine Mutter von den vertauschten Kindern.«
    »Wie, Sie sind die eine Mutter von den vertauschten Kindern? Da von der Klinik? Wie bitte, Frau Klos?!«
    »Ja, ich bin die eine. Ich hab jetzt nur das Problem, dass ich heute für einige Stunden meine leibliche Tochter habe, die aber total krank ist. Und ich wollte wissen, ob ich nun zu Ihnen kommen kann oder ob ich zu dem Kinderarzt muss, bei dem meine Tochter bislang in Behandlung war.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Totenstille.
    »Haben Sie mich verstanden?«, hakte ich nach.
    »Äh, Moment. Moment!« Frau Heising legte hörbar hektisch den Hörer ab, und dann passierte lange Zeit gar nichts mehr. Als sie endlich zurückkam, sagte sie: »Kommen Sie sofort zu uns.«
    Zehn Minuten später war ich in der Praxis. Kopfschüttelnd kam die Arzthelferin auf mich zu. »Kommen Sie direkt durch. Frau Klos, ich kann das gar nicht fassen, dass Sie das sind. Und überhaupt diese ganze Geschichte. Und wie geht es Ihnen, wie kommen Sie denn jetzt damit klar? Ein Albtraum. Schrecklich, dass so

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