Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde
zu uns kommt und nicht mehr zu Vanessa.«
Prof. von Rhein hakte nach, wie der Tausch konkret aussehen könnte. Fragezeichen waren in unseren Gesichtern zu lesen.
Doch dann schlug Ralf vor: »Vielleicht könnten wir es ja so machen: Wenn Lina morgen entlassen wird, fahren wir alle zu uns, übernachten dort, jeder kümmert sich um sein Kind und schläft mit seinem Kind in einem Zimmer, und dann tauschen wir am nächsten Tag. Dann hätten wir auch noch genügend Zeit, alles zu besprechen.«
»Das hört sich doch gut an«, kommentierte Prof. von Rhein.
Vanessa aber sagte gar nichts mehr, war völlig in sich gekehrt. Sie konnte auch die Fragen nicht mehr beantworten, wenn überhaupt nickte sie nur kaum merklich. Sie hatte Leni auf ihrem Schoß und gab ihr ein Fläschchen. Wie immer war die Kleine ganz brav und ruhig und schien sich bei Vanessa sehr wohl zu fühlen.
Am Ende vereinbarten wir, dass wir uns nach dem Tausch wieder alle treffen würden. Zum Abschluss gab Prof. von Rhein uns noch den Rat, dass es besser sei, wenn wir uns die erste Zeit nach dem Tausch nicht sehen würden.
»Damit Sie sich besser an Ihre leiblichen Kinder gewöhnen können und etwas Ruhe einkehren kann. Und noch etwas: Geben Sie sobald wie möglich der Presse Futter. Auch ich werde mittlerweile ständig angerufen. Die Journalisten drängen massiv. Viel länger können Sie sie nicht mehr hinhalten.«
KAPITEL 30
W ir fuhren zurück zum Krankenhaus. Dort saßen Vanessas Mutter und ihre jüngere Schwester bei Lina am Bettchen. Kaum waren wir im Zimmer, geschah, was ich die ganze Zeit befürchtet hatte: Vanessa brach zusammen!
»Ich will nicht! Ich will das Kind nicht!«, schrie sie, warf sich auf ihr Bett und wurde von einem Weinkrampf geschüttelt. Sie schluchzte laut.
Ich war geschockt. Auch Ralf blieb wie erstarrt mitten im Raum stehen. Ihre Mutter fasste sich am schnellsten wieder, setzte sich zu Vanessa und nahm sie in den Arm.
»Ich kann nicht! Ich kann das nicht!«, rief Vanessa unaufhörlich. Jennifer ging ebenfalls zu ihr und streichelte über ihren Rücken.
»Vanessa, du musst das aber machen. Das ist dir doch klar«, sagte ihre Mutter.
»Ich will aber nicht!«, schrie Vanessa.
Die Mutter überlegte verzweifelt. Schließlich stand sie auf, nahm Leni und versuchte, sie Vanessa in die Arme zu drücken.
»Nein! Ich will nicht«, wehrte sich Vanessa.
Ich konnte das Ganze kaum mit ansehen. »Lass sie mal«, sagte ich mit zugeschnürter Kehle.
Mein Herz schlug heftig. Was machen wir jetzt nur? , überlegte ich fieberhaft.
»Ich will nach Hause. Ich will nicht alleine hier sein. Ich will zu euch«, wimmerte Vanessa.
Wie furchtbar, was können wir nur tun? Die Gedanken kreisten panisch in meinem Kopf. Am Ende wird sie einfach abhauen, ohne irgendein Kind. Da kam mir eine Idee. »Wie wäre es, wenn ihr alle drei hier übernachten würdet?«
Vanessa wischte sich mit zitternder Hand übers Gesicht und schien sich zu beruhigen. »Das – das wäre okay. Dann würde ich hierbleiben«, sagte sie und schluchzte noch einmal laut auf. Dann blickte sie Leni an und streichelte ihr wie zur Entschuldigung über die Hand.
»Wartet, ich frag mal die Schwestern.«
Ralf war auch ziemlich hilflos in dieser Situation. Er blieb im Zimmer und kümmerte sich um Lina.
Ich ging ins Schwesternzimmer, und in dem Moment fiel alle Stärke, alle Zuversicht mit einem Mal von mir ab. Die Schwester schaute mich an, und ich brach in Tränen aus. »Ich pack das nicht mehr! Es läuft alles den Bach runter, obwohl ich alles so gut vorbereitet habe. Ich dachte, dass alles gut ausgehen würde, aber jetzt ist alles so verfahren. Vanessa packt das nicht …«
Die Schwester war etwas unsicher und distanziert – auch sie war völlig überfordert mit der Situation –, dennoch gab sie ihr Bestes. »Frau Klos, das schaffen Sie jetzt auch noch. Sie haben das die ganze Zeit so gut gemacht. Das hier ist nur noch ein kleiner Schritt«, versuchte sie mich wieder aufzubauen.
»Ich kann aber nicht mehr«, jammerte ich einfach nur.
Ich hatte solch eine Angst, dass Vanessa Lina nicht hergeben oder Leni nicht haben wollte. Oder, wenn sie Leni mitnähme, sie sich gar nicht um sie kümmern würde.
»Können Sie noch ein Bett in das Zimmer stellen? Dass die Mutter und die Schwester auch noch da schlafen können?«, fragte ich die Schwester völlig erschöpft.
»Ich rede gleich mit dem Arzt. Jetzt machen Sie sich darüber keine Sorgen. Die können sicher alle hierbleiben. Wir
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