Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde
etwas passiert. Grauenvoll! Und diese Klinik, also nein …!«
Da sie gar nicht mehr aufhörte, sich aufzuregen, musste ich sie unterbrechen. »Was soll ich sagen, es ist jetzt so, und wir müssen hier irgendwie durch.«
Ich fing an, Lina schon mal auszuziehen. Dann kam auch schon Dr. Ludwig. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Normalerweise ging es immer so: »Hallo Klöschen, Klos eins und Klos zwei, Pfanni-Klöschen. Oder heißt du Mark-Klöschen? Ach nein, du bist ja ein Mädchen …« Doch dieses Mal gab es keine Späßchen. Die Stimmung war zum Zerreißen angespannt. Er nahm Lina und betrachtete sie.
»Schauen Sie mal bitte, sie atmet ganz flach«, sagte ich. Dann hörte er sie ab.
»Und Sie sind jetzt wirklich die mit der Vertauschung?«
»Ja, wir sind das.«
»Ich verstehe das nicht. Ich verstehe das nicht«, wiederholte er. Er war fassungslos.
Während er Lina untersuchte, fragte er mich weiter aus. Ich erzählte von meinen Zweifeln in der Klinik und von dem verrauchten Zimmer bei Vanessa.
Schließlich meinte er sehr ernst: »Dieses Kind geht unter keinen Umständen mehr zu der anderen Familie zurück.«
»Das geht nicht«, platzte es aus mir heraus. »Nicht auf diese Art und Weise. Ich kann doch nicht Vanessa anrufen und sagen: ’Hallo, ich bin gerade beim Kinderarzt, und der hat gesagt, du bekommst Lina nicht mehr wieder. Geh mit Leni, wohin der Pfeffer wächst. Aber Lina kriegst du nicht mehr.’«
Dr. Ludwig setzte sich auf die Liege und schüttelte nur den Kopf. »Frau Klos, das Kind geht nicht mehr zurück. Nur über meine Leiche! Wenn ihm etwas passiert, trage ich die Verantwortung, weil ich das wissend zugelassen habe. Ihre Tochter steht kurz vor einer Lungenentzündung. Sie hat einen heftigen Virusinfekt. Wenn ich Sie mit dem Kind nach Hause gehen lasse und Ihnen sage: ’Sie müssen inhalieren und dies und das machen’, dann kriegen Sie das hin – kein Thema. Aber eine Mutter, die sich nicht mal bei einem kranken Kind mit dem Rauchen zurückhalten kann …«
»Herr Ludwig, ganz ehrlich: So eine Hauruck-Aktion geht nicht.«
»Frau Klos, ganz ehrlich: Wollen Sie, dass Ihr Kind wieder dahin zurückgeht?«, gab er mir postwendend zurück.
»Ich will das auch nicht, natürlich nicht, und vor allem nicht in dieser Situation. Aber die andere Mutter ist erst fünfzehn. Alles ist noch so am Anfang. Eine solche Aktion würde nur in einer Riesenkatastrophe enden.«
Lange sagte er gar nichts mehr, sondern dachte angestrengt nach.
»Es gibt noch eine Möglichkeit«, sagte er schließlich. »Ich schreibe Ihnen eine Einweisung ins Krankenhaus. Da muss die Kleine dann stationär bleiben, und Sie gewinnen Zeit und können sich überlegen, was Sie machen.«
Seinen Vorschlag fand ich perfekt. Er erleichterte mich ungemein. Dr. Ludwig machte alle Unterlagen fertig. Währenddessen rief ich Ralf auf der Arbeit an. Wir besprachen uns kurz, wie wir am besten weiter vorgehen würden. Normalerweise schwärzten wir niemanden an, aber in dieser Situation war klar, dass Prof. von Rhein mit Vanessa reden musste. Weder ich noch Ralf wollten, dass Leni, die erst vor Kurzem einen Pseudokruppanfall gehabt hatte, ebenfalls zur Passiv-Raucherin werden würde. Aber vor allem wollte Ralf nun auch so schnell wie möglich tauschen. Wenn dieser Vorfall nicht gewesen wäre, hätte er den Tausch wahrscheinlich noch hinausgezögert. Doch jetzt wollte auch er Lina so schnell wie möglich bei uns wissen. Er versprach mir, Prof. von Rhein sofort zu unterrichten. Dann rief ich Jule an und fragte sie, ob sie für Vanessa das Taxi spielen könnte.
Zu guter Letzt sagte ich Vanessa Bescheid. »Hör mal, ich musste mit Lina zum Arzt gehen. Sie gefiel mir gar nicht, sie hatte so eine flache Atmung. Der Arzt meinte, sie steht kurz vor einer Lungenentzündung. Ich muss jetzt mit ihr ins Krankenhaus.«
Vanessa war geschockt und fing an zu weinen. »Was?! O Gott!«
»Meine Freundin kommt dich abholen, und dann können wir ja zusammen bei Lina sein«, versuchte ich sie zu beruhigen.
Dann kam Dr. Ludwig mit den Unterlagen. »Wir hören voneinander. Und ich rufe jetzt gleich in der Klinik an und sage denen Bescheid, wer da kommt.«
»Oje, die tun mir jetzt schon leid«, prophezeite ich. Ich war gespannt, wie die Schwestern und Ärzte dort auf uns reagierten.
KAPITEL 28
I hr macht jetzt alles wieder gut«, murmelte ich selbstbewusst, als ich die Klinik betrat. »Und kochen tut ihr bitte auch ordentlich!«, orderte ich im
Weitere Kostenlose Bücher