Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
»Aber aus meiner Sicht ist’s ein bißchen anstrengend, dauernd über Pferde, Jagden und Rennen zu sprechen. Larry und den beiden Männern macht das natürlich nichts aus, und Sam und Paul können sich mit Mr. Ward auch über den Krieg unterhalten. Ja, die beiden scheinen ideale Gäste zu sein, aber auch wenn du mich jetzt für verrückt hältst, muß ich dir sagen, daß ich mich lieber eine Stunde über die Castorkinder ärgere, als darüber zu diskutieren, warum so viele erfolgreiche australische Rennpferde aus Neuseeland stammen. Das langweilt mich schrecklich!«
»Na ja, damit hast du jetzt nichts mehr zu tun, und Larry kann da prima mitreden. Ich frage mich nur, wie sie das ganze Haus putzen will, bevor die nächsten Mieter kommen. Wie heißen sie gleich wieder?«
»North. Vater, Mutter und ebenfalls vier Kinder. Ja, mit denen hat Larry bestimmt viel zu tun. Mr. North hat ihr einen höchst gönnerhaften Brief geschrieben: Die Familie habe eigentlich vorgehabt, dieses Jahr auf die Inseln zu fahren, aber die verbrecherisch hohen Steuern hätten sie dazu gezwungen, billige Ferien zu buchen. Er hoffe, Mrs. Lee werde es ihnen einigermaßen behaglich machen, und sie würden sich über eine Reitgelegenheit freuen, selbst wenn es nur Ackergäule seien.«
»Puh! Aber Larry wird schon mit ihm fertig! Sobald die Castors abreisen, fahre ich hinüber und helfe ihr beim Putzen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie das Haus so ordentlich hinterlassen werden, wie Mr. North es anzutreffen wünscht. Was ist er übrigens von Beruf?«
»Keine Ahnung«, gab ich zu. »Wahrscheinlich irgendein leitender Angestellter.«
»Solche Leute können schrecklich langweilig sein, aber Larry braucht sich ja nicht viel mit ihm abzugeben.«
»Richtig! Wir haben erst neulich abend darüber gesprochen, daß wir unsere Mieter nicht wieder einladen wollen, wie wir’s mit den Wards gemacht haben. Ich habe irgendwie das Gefühl, daß das weder den Longs noch der Familie North recht wäre. Sie werden einfach Mieter sein — weder Freunde noch Reitschüler.«
Mit dieser Vorhersage behielt ich ziemlich recht. Inzwischen stellte Larry die Wards allen unseren Freunden vor. Der Colonel war begeistert von ihnen, und nachdem er sie zum Kaffee eingeladen hatte, sagte er zu mir: »Susan, meine Liebe, ich muß gestehen, daß mir um Ihretwillen unbehaglich zumute gewesen ist, als ich von der geplanten Vermietung gehört habe. Aber diese Leute sind bezaubernd, und wenn Sie weitere Gäste aufnehmen müssen, sind sie hoffentlich alle wie die Wards.« Ich murmelte irgend etwas und war froh, daß er die Familie Castor nicht kannte.
Vom Standpunkt meiner Mieter aus erlebten sie einen herrlichen Urlaub. Ward verstand sich ausgezeichnet mit Sam und Paul, mit denen er noch mehrmals ausritt, während seine Frau mit Larry unterwegs war. Und ich bewältigte die täglichen Reitstunden mit Tonys Hilfe lachend und unbekümmert. Unsere Erfahrungen mit der Reitleidenschaft unserer Gäste — nur das Ehepaar Castor machte da eine Ausnahme — bewogen Larry und mich, eine Reitstunde pro Tag als Maximum festzusetzen und weitere Beschränkungen in bezug auf Entfernung und Tempo zu verfügen. Wir durften nicht zulassen, daß unsere Pensionäre lahmgeritten wurden — nicht einmal des »schönen Geldes« wegen, wie Larry es bezeichnete.
An dem Tag, an dem wir die Wards verabschiedeten, fand ein regelrechtes Familientreffen statt. Selbst Anne kam herüber, und da Sam, Larry und Paul ebenfalls zur Verabschiedung bereitstanden, konnten wir unsere guten Wünsche vielstimmig Vorbringen. »Aber wir kommen bestimmt bald wieder«, sagte Janet Ward, als sie in den roten Porsche stieg.
»Und oft«, fügte ihr Mann hinzu, bevor er sich ans Steuer setzte.
Die beiden waren kaum abgefahren, als Paul und Sam sich bereits über sie äußerten.
»Nette Leute«, meinte Sam. »Solche Gäste dürfen jederzeit wiederkommen, finde ich.«
»Wirklich sehr nett«, bestätigte Paul. »Und Ward ist ein hilfsbereiter Bursche.«
Dann sprachen sie beinahe im Chor. »Aber ihr dürft nicht glauben...«, begann Sam, während Paul sagte: »Bildet euch um Himmels willen nicht ein, daß wir...« Larry und ich nahmen ihnen das Wort aus dem Mund: »Daß wir uns auch um eure anderen Gäste so bemühen werden.« Die Männer mußten lachend zugeben, daß sie etwas Ähnliches hatten sagen wollen.
Als ich nach der Abreise der Wards durch das Ferienhaus ging, stellte ich fest, daß sie alles so zurückgelassen
Weitere Kostenlose Bücher