Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Titel: Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
den der Colonel in seinem Schuppen angehäuft hat, und Larrys Gesicht beim Anblick des Gebisses in ihrer geheimnisvollen Schachtel gesehen.«
    »Beides war sehenswert«, bestätigte ich. »Besonders der Schuppen mit der außergewöhnlichen Sammlung hätte dir gut gefallen.«
    Wir hatten nicht viel Zeit, uns weiter zu unterhalten, denn die vier Castors und die beiden Pferde waren bereits verschwunden. Wir folgten ihnen, sammelten hier und da ein aus dem Sattel gefallenes Kind auf und holten die Pferde zurück. Aus irgendeinem rätselhaften Grund, den ich nicht recht verstand, amüsierte Tony sich köstlich. Daraufhin betrachtete ich die Sache ebenfalls von der komischen Seite, vergaß meine schmerzenden Füße, die stechenden Rückenschmerzen und das leichte Kopfweh, das sich jedesmal einstellte, wenn die vier Kinder gleichzeitig auf mich einschrien, und stimmte in Tonys Lachen ein. Plötzlich sah ich auf meiner Uhr, daß die zugebilligte Stunde längst vorbei war, und wir begannen das schwierige Unternehmen, Pferde und Reiter voneinander zu trennen. Letztere wurden zu ihren Eltern geschickt, während erstere mit uns nach Hause auf die Koppel kamen, wo sie sich sichtlich erleichtert im Gras wälzten.
    »Ich bin froh, daß du im richtigen Augenblick gekommen bist, Tony« versicherte ich meiner Nichte. »Um ein Haar hätte ich alles viel zu ernst genommen und hätte mich in Selbstmitleid verzehrt.«
    »Nein, das kann ich nicht glauben. Außerdem brauchst du dich in Zukunft nicht mehr allein um die Kinder zu kümmern. Ich komme jeden Morgen herüber und helfe dir.«
    Das tat sie wirklich, und der Reitunterricht war keine lästige Pflicht mehr, sondern verwandelte sich in eine amüsante Angelegenheit, die nur ab und zu von Wutanfällen unterbrochen wurde, die Tony oder ich hatten, wenn die Kinder sich etwas besonders Teuflisches einfallen ließen. Auch ihnen gefielen diese neuen Reitstunden besser als je zuvor. Sie konnten vor einem weiteren Erwachsenen angeben und bewunderten Tony anscheinend insgeheim. »Sie ist nicht so häßlich wie die meisten Alten«, hörte ich Myra zu Peter sagen — immerhin ein Kompliment für meine hübsche einundzwanzigjährige Nichte. Ich brauche wohl kaum hinzuzufügen, daß die Castorkinder sich weigerten, Tonys Familiennamen zur Kenntnis zu nehmen, sondern sie nur »Rotschopf« nannten. Für mich hatten sie einen weniger schmeichelhaften Spitznamen parat: Soviel ich wußte, war ich für sie nur »die alte Hexe«.
    Tony kam natürlich zu uns nach Hause und erzählte von ihrer wunderbaren Urlaubsreise, auf der sie eine Menge Leute kennengelernt hatte, denen sie anscheinend ewige Freundschaft geschworen hatte.
    »Und du hast sie natürlich alle zu euch eingeladen?« fragte ich besorgt.
    Tony kicherte nur. »Natürlich!« bestätigte sie. »Peter hat schon gesagt, daß er sich nicht wundert, wenn eines Tages eine Menschenschlange den Hügel herauf im Anmarsch ist. >Tony, deine Freunde kommen!< will er dann rufen, bevor er sich auf die hinterste Koppel zu seinen Pferden flüchtet.«
    Sie unterbrach ihren Reisebericht, um mich sorgenvoll nach Miranda und Joe zu fragen. »Ich kann nicht glauben, daß sie Joe sitzen läßt, um sich irgendeinem anderen Kerl an den Hals zu werfen — und schon gar nicht diesem widerlichen Fletcher, der sie gönnerhaft behandelt, weil sie Maoriblut in den Adern hat. Ich weiß noch wie heute, daß Miranda sich selbst darüber geärgert hat. >Stell dir vor, er versucht den großen Herrn zu spielen, Tony!< hat sie zu mir gesagt. >Dabei möchte ich wetten, daß er nicht einmal die Namen seiner Großeltern weiß.<«
    Ich lachte. »Damit haben auch andere Leute Mühe. Wie viele Pakehas wie Fletcher, du und ich können ihre Ahnen so weit zurückverfolgen wie Miranda? Aber das liegt natürlich an ihrer Mutter, die ihr die Familiengeschichte eingebleut hat.« Ich wechselte das Thema. »Erzähl mir noch etwas von eurer Reise, Tony.«
    Sie nahm einen zweiten Anlauf, kam aber bald wieder auf unsere Feriengäste zu sprechen, die offenbar viel interessanter waren. »Und wer kommt nach den Wards?« erkundigte sie sich.
    »Ein junges Ehepaar mit seiner kleinen Tochter. Mrs. Long hat mir einen sehr netten Brief geschrieben und einen Scheck als Anzahlung beigelegt. Das bedeutet also, daß sie wirklich kommen wollen.«
    »Ich muß deine Wards unbedingt kennenlernen. Sie scheinen wirklich perfekt zu sein.«
    »Ja, als Feriengäste und in fast jeder anderen Beziehung«, stimmte ich zu.

Weitere Kostenlose Bücher