Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
zwei Wochen aushalten kann, so gönnerhaft behandelt zu werden.«
»Hör zu, Larry, du hast selbst gesagt, daß man im Geschäftsleben nicht zimperlich sein darf!« wandte ich ein. »Die Frage ist nur, ob sie wie die Castors darauf versessen sind, jeden Tag zu reiten. Solange sie nicht den Ehrgeiz haben, stundenlang vom Pferd zu fallen, sind sie noch auszuhalten.«
»Du hast leicht reden, Susan. Du hast mit deinen Flitterwöchnern wieder Glück gehabt.«
»Nein, du sollst sie nicht Flitterwöchner nennen, Larry! Es wäre doch schrecklich, wenn die Leute dächten, sie seien mit einem eineinhalb Jahre alten Kind auf der Hochzeitsreise.«
»Ich kann jedenfalls nur sagen, daß Papa North etwas von Pferden zu verstehen scheint. Er hat mir gönnerhaft lächelnd erklärt, sie würden gern reiten und seien gutes Pferdematerial gewöhnt, aber er sei sich natürlich darüber im klaren, daß man >gewöhnliche Farmgäule< nicht allzu sehr beanspruchen dürfe, so daß eine Stunde pro Tag ausreichend sei. Die Kinder sollen abwechselnd reiten, und er hat mich gebeten, ein weiteres Pferd für Mrs. North zu besorgen. So nennt er sie immer, und sie spricht von ihrem Mann stets nur als >Mr. North< — anscheinend haben sie Angst, ich könnte mir sonst zuviel herausnehmen. Ich habe ihm erklärt, ein drittes Pferd sei sicher zu beschaffen, obwohl wir eigentlich nur mit zweien gerechnet hätten — nur damit er das Gefühl hat, von mir abhängig zu sein. Ich möchte wetten, daß er Offizier in der englischen Armee gewesen ist und beschlossen hat, nach seiner Pensionierung hier zu leben, weil das Geld hier weiter reicht — >und schließlich brauchen wir uns mit den Leuten dort nicht abzugeben<.«
»Wie sehen sie aus? Und wie alt sind sie?«
»Oh, die Familie besteht aus lauter gutaussehenden Leuten: Vater, Mutter, drei ziemlich unterdrückte Töchter, die ich auf sechzehn, vierzehn und zwölf schätze, und ein vorlauter, verzogener Junge von zehn Jahren. Annette, die älteste der drei Töchter, tut mir leid. Sie rebelliert offenbar gegen ihren Vater und seine Ideen, und er revanchiert sich dafür, indem er sie benachteiligt. Die arme Kleine wäre auch ganz hübsch, wenn dieses Ungeheuer ihr nur Gelegenheit gäbe, ihre Persönlichkeit zu entfalten.«
»Ungeheuer? Du kannst Papa North wohl nicht ausstehen?«
»Allerdings nicht! Einerseits ist er mir persönlich unsympathisch, und andererseits glaube ich, daß Annette ein sehr hübsches, liebenswertes Mädchen sein könnte, wenn er sie nur in Ruhe ließe. Ich habe ihr von Tony erzählt und ihr vorgeschlagen, sie solle nachmittags mit mir zu meiner Freundin hinüberreiten. Wenn sie lächelt, ist sie wirklich hübsch, Susan! Außerdem ist sie intelligent: Sie will dieses Jahr ihr Studium beginnen und hat sogar schon ein Stipendium zugesagt bekommen.«
»Gut, ich rufe Tony an, um sie zu warnen und ihr von unseren neuen Gästen zu erzählen.«
Ich berichtete ihr zuerst von der Familie North und dann von meinem gutaussehenden jungen Ehepaar.
»Offenbar ideale Gäste«, meinte sie. »Wenn die beiden sich so lieben, wollen sie bestimmt nicht von dir unterhalten werden. Das muß ich Peter erzählen! Für uns Jungverheiratete ist so was immerhin ermutigend. Annette möchte ich auf jeden Fall kennenlernen. Ich kann mir gut vorstellen, wie ihr Vater sie unterdrückt. Wahrscheinlich ist sie so eingeschüchtert, wie ich’s früher bei meiner Mutter gewesen bin.«
»Nein, du hast’s besser gehabt, weil du immerhin Alistair als Freund und Stütze gehabt hast. Dieses Mädchen hat einen Vater, der viel schlimmer als ihre Mutter ist, die wiederum so wenig Rückgrat hat, daß sie sich alles von ihm gefallen läßt. Sie gehört zu den schwachen, sanften Frauen, die anscheinend nie aus dem Staunen herauskommen, daß ihr Mann sich dazu herabgelassen hat, sie zu heiraten.«
»An ihrer Stelle würde ich darüber staunen, daß ich in ungefähr sechs Jahren vier Kinder bekommen habe. Merkwürdig, daß Larry schon wieder eine Großfamilie bei sich hat. Die sind eigentlich selten geworden.«
»Das ist nur ein Zufall, Tony. Larry hat die Familie North genommen, weil sie nichts gegen sechs Gäste hat — und weil viele Leute natürlich viel Geld bringen. Immerhin wollen sie vierzehn Tage bleiben.«
Schließlich brachte ich Annette zu Tony, weil Larry anderweitig zu tun hatte und dankbar war, wenn sie nicht mit Papa North zusammenkommen mußte. Die beiden verstanden sich auf Anhieb. Tony erzählte von
Weitere Kostenlose Bücher